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João Paiva bewahrte den FCL vor dem Abstieg und zehrt noch heute von seinen Heldentaten. Die Frage ist: Wie lange noch?
V ON ST E FA N K R E I S
stefan.kreis@neue-lz.ch
«Wir haben João mitgeteilt, dass wir es verstehen, wenn er sich einen neuen Verein sucht», sagt Coach Rolf Fringer und sagt indirekt, dass der FCL nicht mehr mit seinem Stürmer plant.
Paiva, der den FCL vor einem Jahr mit dreizehn Saisontoren zum Ligaerhalt geführt hatte, kam in der vergangenen Saison nicht über die Reservistenrolle hinaus und spielte im Schnitt nur 45 Minuten pro Match. Zu wenig für einen Mann, der im Juni 2009 einen gut dotierten Zweijahresvertrag unterschrieben hat. Zu wenig für einen Stürmer, der einst bei Sporting Lissabon als verheissungsvolles Talent gehandelt wurde.
Aaraus Angebot abgelehnt
Und: Zu wenig, um in dieser Saison das Vertrauen des Trainers zu spüren. Fringer betont, dass er auf die «Karte Jugend» statt auf den Portugiesen setzen will: «Wir haben mit Dejan Sorgic und Janko Pacar zwei eigene Talente in unseren Reihen, die wir forcieren wollen. Für João wird es deshalb schwer, auf Einsatzminuten zu kommen, zumal Cristian Ianu gesetzt ist.» Für Paiva scheint die Zeit beim FCL abgelaufen, aber die Suche nach einem neuen Verein gestaltet sich schwierig. «Der FC Aarau hat angefragt, aber für den Spieler kam es nicht in Frage, in die Challenge League zu wechseln», sagt Paivas Berater Ivan Reich. Der Spielervermittler ist aber zuversichtlich, dass ein Wechsel zu Stande kommt. «Das internationale Transferfenster ist noch bis Ende August geöffnet. Ich glaube, dass er einen neuen Verein finden wird.» Einen Verein aus der zweiten Bundesliga? «Vor einem Jahr hatten wir ein Angebot vom FSV Frankfurt, das sehr lukrativ war. Wir haben aber abgelehnt, weil wir beim FC Luzern im Wort gestanden sind», so Reich. «Im Wort» heisst: Es wurde ein gut dotierter Zweijahresvertrag unterschrieben, der im Sommer 2011 zu Ende geht und wohl kaum verlängert wird.
FCL im Dilemma
Reich betont zwar: «Im Fussball geht es schnell. Wer weiss, was passiert, wenn er plötzlich wieder am Fliessband trifft.» Aber: Wer nicht spielt, der trifft auch nicht. Für Fringer stellt sich daher die Frage, ob er Paiva doch einsetzen soll, damit er sich für andere Vereine präsentieren kann. Oder ob er seinen Stürmer auf der Bank versauern lässt, damit dieser sieht, das die Lage unbefriedigend ist und ein Vereinswechsel das Beste wäre. «Für den FCL ist es keine einfache Situation. Wenn der Spieler mit Einsatzminuten gefüttert wird, spürt er das Vertrauen wieder und will plötzlich nichts mehr von einem Wechsel wissen. Handkehrum wird er auf dem Transfermarkt attraktiver, wenn er spielt», sagt Reich.
Fringer betont, dass er immer mit offenen Karten gespielt habe und seinem Stürmer die jetzige Situation offen und ehrlich geschildert habe: «Wir haben untereinander ein gutes Verhältnis. Er versteht die Lage und gibt im Training immer alles.» Paiva hinterliess auch in der gestrigen Abschlusseinheit einen professionellen Eindruck und rackerte, als ob es kein Morgen gäbe. Man spürt: Er brennt auf Ernstkämpfe. Brennt darauf, endlich wieder vor Zuschauern zu jubeln, statt sich nur im Training über einen Treffer zu freuen.
Paiva selbst sagt nach dem Training: «Natürlich bin ich unzufrieden mit meiner Reservistenrolle, aber es liegt an mir, etwas daran zu ändern. Ich gebe im Training immer alles und versuche dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen.» Auf einen möglichen Transfer angesprochen sagt Paiva: «Das ist die Sache von meinem Berater. Ich konzentriere mich nur auf meinen Job und hoffe, dass ich heute gegen YB spielen darf.» Vorerst wird Paiva aber mit der Reservistenrolle vorlieb nehmen müssen, denn Cristian Ianu macht keine Anstalten, seinen Platz freiwillig zu räumen. Als Joker brennt, neben Paiva, der junge Pacar (19) auf einen Einsatz.