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Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Scofield
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Scofield » 12. Dez 2011, 11:56

In den letzten Tagen, Wochen hat so ziemlich der ganze FCL Vorstand Stellung genommen zum Fahneverbot etc. Aber von den Spieler habe ich nie was gehört. Maulkorb vom Zirkus Stierli erhalten? Oder ist das den Spielern Egal? Glaube ich zwar weniger nach dem Trauergottesdienst gestern.

Ex-Admin
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Ex-Admin » 12. Dez 2011, 12:00

Ich hatte eigentlich nicht vor, mich als Gründer dieses Forums zur ganzen Sache auch noch zu äussern, insbesondere da ich nur noch bei knapp einem halben Dutzend Spielen live vor Ort bin, notabene auf den Sitzplätzen. Allerdings hat mich die Kommunikationsabteilung des FCL sowie der Medien Neue LZ/Radio Pilatus/Tele 1 in letzter Zeit derart in Rage gebracht, dass es mir doch unter den Nägeln brennt. Der FC Luzern, der sich so sehr für seine professionellen Strukturen rühmt, schafft es immer wieder, mit unglaublich peinlichen, laienhaften Mediencommuniques oder emotionalen Schnellschuss-E-Mails Aufsehen zu erregen.

Angefangen mit einer Mail-Antwort an die IG GC Züri in Sachen "Problematik Gästesektor". Hier entnimmt man unter anderem: «…wir haben uns auf Ihren elektronischen Kanälen über Ihre IG informiert und haben dabei festgestellt, dass Sie verlinkt sind mit Videos über Pyroshows. Der FC Luzern toleriert ein solches Verhalten in keinster Weise…». Man stellt sich das mal vor, das soll die offizielle Antwort der Medienverantwortlichen eines selbsternannten Spitzenunternehmens sein? Die Kommunikation repräsentiert den Verein, so gesehen ist es kein Wunder, dass wir nach wie vor rundherum als die "Inzuchtbauern" gelten. Sehr gerne würde ich z. B. die Meinung von FCB-Medienchef Josef Zindel über den letzten Satz des Massnahmen-Communiques hören, mit der Empfehlung, der swissporarena doch fernzubleiben, wer sich mit den neuen Richtlinien nicht identifizieren könne. Wahrscheinlich würde er mit einem süffisanten Lächeln und einem Kopfschütteln reagieren ob dem unglaublich schnöselhaften Umgang mit der zahlenden Klientel.

Passend zur ganzen Lifestyle-Geschichte wurde und wird euphorisiert. Neue Spieler freuen sich vor der Saison in Interviews über "dauerhaft ausverkaufte Partien", wurde ihnen wahrscheinlich von Walti so versprochen. Im Interview mit Murat Yakin am letzten Freitag im FCL Web-TV entnimmt man dem Gelaber des Fragenstellenden: "…emotionale Augeblick, wenn ihn 17000 nochem spiel wärded fiire…", dies obwohl der Vorverkauf auf eine Kulisse von 13-14000 hinweist. Nur eine Lappalie oder ein Haar in der Suppe, ich weiss, aber wenn man sich dauerhaft über die Kommunikation aufregen muss, beginnt man den Verein, den man so innig liebt, plötzlich in gewissen Dingen zu hassen.

Es wird zensuriert (Facebook), es werden Dialoge abgebrochen (JCBT), es wird gelogen. So hat mein Blick auf den News-Ticker der off. HP gestern Abend das Fass zum Überlaufen gebracht. Wahrscheinlich verfasst von Büsches Grima Schlangenzunge D.F. lese ich doch hier tatsächlich Sätze wie "Die Stimmung in der swissporarena ist hervorragend - nahezu das ganze Stadion feuert seine Helden feat. Hakan an in seinem Abschiedsspiel an!" oder "Und der FCL legt mit der Unterstützung des Publikums gleich los wie die Feuerwehr." oder dann "Stahel wird 18 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse gefoult. das Publikum skandiert lautstark "Hakan Yakin". Sorry, aber hier verliere ich die Contenance. Dem Verfasser (der hier ganz sicher jeden Beitrag mitliest...) gebührt für seine zynisch-provokativen Posts nichts anderes als ein grosses FUCK YOU!

Zu all diesen Katastrophen setzt der Medienverbund LZ/Pilatus/Tele 1 noch jeweils einen drauf. Neben der tendenziösen Berichterstattung zur Pyro-Diskussion schlägt man nun mit Sätzen wie "…dass sie an der Schweigeaktion festhalten. Falls der FCL für Offensivbetrieb sorgt, wird sowieso eine gute Ambiance herrschen…" in die gleiche Kerbe nach dem Motto: Eigentlich brauchen wir die Stehplatzkurve ja gar nicht. Die Lobhudeleien über die tollen Choreos und "das beste Publikum der Schweiz" sind plötzlich weit, weit weg und die NLZ mit ihrer Undifferenziertheit sehr nah am Boulevard. Den Stelzbock heute morgen im Internet zu lesen war dann wirklich Balsam auf die Wunden… phantastisch Jungs, tolle Arbeit!!!

Der Status Quo ist eine Katastrophe und aktuell gibt es nur Verlierer. Im Gegenteil bewirken die Massnahmen, dass auswärts mehr gezündet werden wird als bis anhin. Als ich in einem "Zyschtigs-Club" vor paar Monaten zum ersten Mal aus dem Mund von diesem unsäglich unsympathischen Henseler von einem Fahnenverbot hörte, hatte ich das noch als realitätsfremd eingestuft. Vielleicht wäre ein totaler Boykott gegen Servette die richtige Lösung gewesen, allerdings mit dem Risiko, dass dann aus Sicht der der Propagandamaschine das "Stadion trotz Boykott sehr gut gefüllt" gewesen wäre...

Man kann selbstverständlich geteilter Meinung sein, ob Pyros zur Fankultur gehören oder nicht. Es ist auch legitim darüber zu streiten, ob sie gefährlich sind oder nicht. Allerdings wünschte ich mir, dass sich zumindest der pragmatische Teil der Pyro-Gegner nicht zu sehr von der einseitigen medialen Propaganda einlullen lässt und das eigenständige Denken und Urteilen nicht ganz vergisst.

Noname
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Noname » 12. Dez 2011, 12:14

Bild

:lol:
stahel ist ein guter mann!

Frizzel
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Frizzel » 12. Dez 2011, 12:22

edit meint, dass sich Frizzel bei den Spielern nicht so gut auskennt...
Zuletzt geändert von Frizzel am 12. Dez 2011, 12:28, insgesamt 1-mal geändert.
D ZIIT ESCH RIIF!
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Lager » 12. Dez 2011, 12:23

alter... das ist nicht stahel...

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Noname » 12. Dez 2011, 12:26

Lager hat geschrieben:alter... das ist nicht stahel...


tut mir leid mein junge habe mich leider geirrt..

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von SandmaN » 12. Dez 2011, 12:35

Gute Aktion, Danke Aarau.

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von noodles816 » 12. Dez 2011, 12:39

Avanti hat geschrieben:
Yoda hat geschrieben:FC Aarau Fans

Bild


Hätte nie gedacht, dass ich das mal sage und sogar noch ernst meine: Danke Aarau!

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von NOISER » 12. Dez 2011, 13:03

ex-admin schreibt immer noch gut!
TFC!

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von g.love » 12. Dez 2011, 13:35

NOISER hat geschrieben:ex-admin schreibt immer noch gut!

Harry
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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Harry » 12. Dez 2011, 13:39

Danke Aarau! Aufsteller des Tages!

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Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von choengu » 12. Dez 2011, 13:51

SandmaN hat geschrieben:Gute Aktion, Danke Aarau.
«If you can't support us when we lose or draw don't support us when we win.» - Bill Shankly

Lucerne. What else?


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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Gary Southgate » 12. Dez 2011, 14:08

Frizzel hat geschrieben:Gliich was no chond!
http://www.youtube.com/watch?v=y5uWqfth ... e=youtu.be


:notworthy: grande Song!!!
Gegen den modernen Becherwerfer!

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Haxen-Paule » 12. Dez 2011, 14:14

usl-fan

:pig:
MvW

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von the_wolf » 12. Dez 2011, 14:16

Noname hat geschrieben:Bild

:lol:
stahel ist ein guter mann!


ist schneider....

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von the_wolf » 12. Dez 2011, 15:09

gehört hier rein, weil ja sooooo viele Medien gerne bei uns im Forum lesen...

Quelle: STELZBOCK


Das «LETZTE» Gespräch: Protokoll eines Schmierentheater


Die medial viel beachtete Krisensitzung zwischen dem FC Luzern und Fanvertretern war vor allem eines: eine ganz grosse Farce!
Donnerstag, 10. November 2011. Es ist punkt 19.01 Uhr als die fünfköpfige Fandelegation bestehend aus zwei Vertretern der aktiven Szene und drei USL-Repräsentanten das Sitzungszimmer im VIP-Bereich des neuen Stadions betritt. Die Delegation des FC Luzern ist zu diesem Zeitpunkt im Raum bereits vollständig versammelt. Aufgereiht wie ehrenwerte Mitglieder des höchsten Gerichtshofs sitzen die Herren Mike Hauser, Stefan Bucher, Walter Stierli und Marcel Hodel an der Längsseite des übergrossen Sitzungstischs. Alle schauen ernst und grimmig drein. Die zusammengepressten Lippen auf den strengen Gesichtern signalisieren: Jetzt ist Schluss mit lustig!

Rückblende: Fünf Tage zuvor, am Auswärtsspiel in Thun, zünden Fans des FC Luzern nach der Pause im Auswärtsblock zahlreiche bengalische Fackeln. Anders als bei den verheerenden Vorfällen beim Zürcher Derby und beim Europacup-Gastspiel des FC Zürich bei Lazio Rom werden die Pyros nicht für Gewaltakte missbraucht. Es fliegen keine Fackeln, keine Böller explodieren. Völlig frei von jeder Aggression wird die Pyroshow als das zelebriert, was für viele Luzerner Fans seit Jahrzehnten ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil ihrer Fankultur ist: ein feuriges Zeremoniell der Begeisterung und Leidenschaf.

Nur einmal wird es brenzlig: Ein sturzbetrunkener Matchbesucher will Hilfssheriff spielen und Beweisfotos» machen. Die Flasche Vodka, die sich der selbsternannte KurvenPolizist – wie er prahlend in der Gegend herumlallt – auf dem Weg nach Thun bereits hinter die Binde gegossen hat, macht ihm bei seinem Unterfangen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Seine Körpermotorik kollabiert beim Versuch über einen Sitz zu steigen und gleichzeitig das Handy aus der Hosentasche zu kramen. Der Mann kommt ins Straucheln, stürzt in Tiefe und reisst einen Fan mit brennender Fackel in der Hand mehrere Sitzreihen mit nach unten.

Ein Video bringt den Stein ins Rollen Am Tag darauf stellt ein anderer Fan ein Video des Feuerwerks ins Internet – ein gefundenes Fressen für diverse Medien. Obwohl bei der Pyroshow niemand zu Schaden kam (mit viel Glück wohlgemerkt, die unverantwortliche «selbstregulierende» Aktion des besoffenen Pyro-Gegners hätte leicht ins
Auge gehen können) ist die mediale Empörung nicht weniger gross als nach den gravierenden Vorfällen von Zürich und Rom. Ein Name für den angeblichen Skandal ist denn auch schnell gefunden: «Die Schande von Thun». Und weil eine «Schande» ganz ohne Opfer zu wenig Potential für eine auflagenwirksame Hetz-Kampagne bietet, wird ein solches flugs aus dem Ärmel gezaubert: Ein Ballbube soll durch das Feuerwerk gefährdet worden sein – nur «um Haaresbreite» sind wir an einer weiteren «schlimmen Katastrophe» vorbeigeschrammt, wissen empörte Medien zu berichten.

FCL-Pressesprecher Stefan Bucher schämt sich im Regionalfernsehen demonstrativ für die «schlimmen Vorfälle», obwohl er selber die «skandalösen Geschehnisse» nicht mitbekommen hat. Aber das spielt keine Rolle. Stefan Bucher versucht gar nicht erst, den wahren Sachverhalt abzuklären. Markige Worte sind jetzt wichtiger.

Die «Zentralschweiz am Sonntag» weiss zu berichten, dass «Knallpetarden in unmittelbarer Nähe des Ballbuben explodiert sind». Gezeichnet ist die Meldung mit dem Kürzel «dw» – dem Kürzel des Sportreporters Daniel Wyrsch. Dieser fällt aus allen Wolken, als er die Meldung sieht. Er hat sie nämlich nicht geschrieben. Sie wurde seinem Matchbericht nachträglich hinzugefügt, von einem Schlussredaktor, der selber gar nicht in Thun war. Dennoch wurde der offenkundige Fehler bis heute nicht korrigiert.

Beim Regionalfernsehen Tele1 hält man zur gleichen Zeit an einem leicht anderen aber nicht minder schockierenden Sachverhalt fest: Eine brennende Fackel soll «nur um Millimeter am Kopf des Ballbubens vorbeigeflogen sein». Dieser dramatischen Schilderung will sich die Neue Luzerner Zeitung nur bedingt anschliessen. Sie schreibt in ihrer Montagsausgabe nicht weniger prosaisch von einem «Feuerregen, der den Ballbuben in Gefahr gebracht hat.» Bei «20 Minuten» gibt man sich etwas zurückhaltender, obwohl auch dort den Lesern die Gefährdung des Ballbuben als unbestrittene Tatsache verkauft wird. Allerdings gibt man zu bedenken, dass die Gefahr möglicherweise von einer Fackel, die einige «Zentimeter oder auch Meter» vom Ballbuben entfernt auf den Boden «gelegt» wurde, ausgegangen sein könnte.

Auf die Idee, einfach mal die existierenden Videoaufnahmen anzuschauen, welche die Pyroshow in bester Qualität von Anfang bis zum Ende dokumentieren, kommt kein Journalist – kein Wunder, hätte dies doch die These gefährdet und damit die Geschichte erledigt. Denn auf den Bildern wäre zu sehen gewesen, dass weder Fackeln geworfen wurden, noch Knallpetarden explodierten. Man hätte gesehen, dass die Ballbuben allesamt bereits zu Beginn der Pyroshow abgezogen wurden und zu keiner Zeit in irgende ner Art gefährdet waren. Man hätte sich ein Bild von der Wahrheit machen können. Aber die Wahrheit ist nicht immer dienlich, wenn es darum geht, reisserische Sensationsgeschichten zu verfassen.

Am Montagabend, knappe 48 Stunden nach der «Schande von Thun», lässt sich NLZ-Chefredaktor Thomas Bornhauser von seinem Haussender Tele 1 als Experte in die Sendung «Fokus» einladen. Seinen Expertenstatus hat sich Bornhauser dadurch verdient, dass er «jedes Jahr praktisch ein Mal einen Match in der Bundesliga anschauen geht – hauptsächlich in München.» Er weiss denn auch zu berichten, dass in Deutschland die Stimmung viel fröhlicher ist, als in der Schweiz. Dort herrscht im Stadion «ein Fäscht» dort hat man «die Pyros im Griff.» Eine erfrischend originelle Sicht der Dinge ist das, das muss man zugeben, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Pyroproblematik in Deutschland in diesem Herbst eskaliert ist, wie noch nie.

Experte Bornhauser kümmert das nicht. Ein genialer Denker wie er will sich in seiner hochtrabenden Problemanalyse nicht von solch läppischen Details wie der Realität einschränken lassen. Selbstverständlich weiss Bornhauser auch, was jetzt zu tun ist. Und siehe da, seine Patentlösung für das Pyroproblem ist wahrlich visionär: Führung, Härte und Repression seien jetzt gefragt. Geredet und verhandelt würde schon viel zu lange.

Am Dienstag ist die «Schande von Thun» Tele 1 eine weitere Sondersendung wert. Dieses Mal wird zu einem Streitgespräch gebeten, das den viel versprechenden Namen «Kontrovers» trägt. Eine spannende und wahrlich kontroverse Diskussion erwartet den Zuschauer, stehen doch dem Hardliner Walter Stierli mit dem obersten Luzerner Polizisten Beat Hensler und dem Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger zwei überzeugte Verfechter der Nulltoleranz gegenüber. Nachdem Walter Stierli «vier bis fünf Tage U-Haft für Pyrozünder, diese Verbrecher!» gefordert und sich über die Dorfjugend von Schüpfheim, die mit Bierdosen in der Hand Angst und Schrecken verbreitet, empört hat, beweist er, dass er die Sendung mit Experte Bornhauser vom Vortag aufmerksam verfolgt hat. Am Donnerstag solle mit den Fans zwar nochmals der Dialog gesucht werden, aber das sei das LETZTE Gespräch, das könne er versichern. Immerhin: Was dort besprochen werde, will er in der Sendung trotz Nachfrage des Moderators nicht verraten. Noch nicht.

Das «LETZTE» Gespräch

So viel zur Vorgeschichte. Zurück zum Donnerstag, dem Tag des ominösen LETZTEN Gesprächs. Es ist halb sechs am Abend. Die fünfköpfige Fandelegation sitzt im Büro der Fanarbeit und bereitet sich auf das Gespräch vor, das in anderthalb Stunden beginnen soll. Da klingelt plötzlich das Telefon. Explosive News gibt’s zu hören: Die Neue Luzerner Zeitung wurde von Walter Stierli bereits informiert, was beim Gespräch zwischen dem FCL und den Fans, das noch gar nicht angefangen hat, herausgekommen ist. Als Ergebnis der angeregten Diskussionen zwischen den Gesprächsteilnehmern soll ein Fahnen-, DH- und Choreoverbot beschlossen worden sein, das in Kraft tritt, wenn das nächste Mal gezündet wird. Die Pyro-Bussen sollen in Zukunft der Fanarbeit in Rechnung gestellt werden.

Hoppla! Für kurze Zeit herrscht im Raum Sprach- und Fassungslosigkeit. So viel Dreistigkeit hätte man Big Boss Stierli nicht zugetraut. Schnell werden die Handlungsalternativen besprochen: Soll man dem Treffen fernbleiben? Oder ist es besser, kurz hinzugehen und den Raum gleich wieder demonstrativ zu verlassen? Oder soll man sich nichts anmerken lassen und abwarten, was der Abend sonst noch für Überraschungen mit sich bringt? Man entscheidet sich für letzteres.

Es ist 19.15 Uhr. Es wurde nun genug lange böse geguckt, die Sitzung kann beginnen. Stefan Bucher bittet alle Teilnehmer, sich kurz vorzustellen. Das ist insofern von Bedeutung, weil bei der anschliessenden kurzen Vorstellungsrunde auch VFFC-Präsident Stefan Wermelinger gezwungen wird, etwas zu sagen. «Ich heisse Wermelinger Stefan», sagt der Chef der offiziellen Fanvereinigung. Es sollen während des ganzen Meetings die einzigen vier Worte des Ex-Pyromanen bleiben.

«Vorher geht nichts raus»
Nun ergreifen der Reihe nach Stefan Bucher und Walter Stierli das Wort. Sie betonen, wie schwerwiegend die Folgen der Vorfälle von Thun für den FCL seien, sagen aber auch, dass es für den Klub wichtig sei, nochmals mit den Fans zusammenzusitzen.

Es sollen nochmals eine Auslegeordnung gemacht, Meinungen ausgetauscht und sich gemeinsam Gedanken über mögliche Lösungen gemacht werden. Danach würde die Vereinsleitung Massnahmen verkünden, welche nach dem Gespräch den Medien mitgeteilt würden. «Vorher geht nichts raus», sagt Ehrenmann Stierli.

Danke Walti, Du uns auch!

In der nachfolgenden Diskussion werden Herzblut und Engagement auf Fanseite immer wieder durch die Gewissheit desavouiert, wie absurd der ganze Zirkus hier doch ist. Irgendwann einmal sagt Walter Sierli den Vertretern der aktiven Fanszene ins Gesicht, dass sie für ihn keine Fans des FCL seien. Die andern 14‘900 Zuschauer seien ihm viel wichtiger. Wenigstens hier bleibt der Präsident an diesem Abend bei der Wahrheit…

Nach anderthalb Stunden verlässt die FCL-Delegation für ein paar Minuten das Sitzungszimmer. Es müssen geheime Beratschlagungen getätigt werden. Eine willkommene Pause, ist man doch mittlerweile auch ein wenig durstig geworden. Da keine Getränke auf dem Tisch stehen, wandert der eine oder andere Blick sehnsüchtig zum gefüllten Riesen-Kühlschrank im Raum. Stefan Bucher bemerkt das. Er erklärt: «Wir können Euch leider keine Getränke servieren. Der Kühlschrank ist verschlossen und wir haben den Schlüssel verlegt.» So ist das eben bei unserem FCL: In medialen Krisenzeiten sind dem Verein die Fans keinen Schluck Wasser mehr wert.

Die Sache mit dem Mietzins Zurück im Raum verkündet die FCL-Delegation die Massnahmen, die die Fans bereits kennen. Witzige Situation. Neu jedoch sollen die Pyro-Bussen nicht mehr der Fanarbeit in Rechnung gestellt, sondern «dem Mietzinszuschuss an die Zone 5 in Abzug gebracht werden.» Wie bitte? Was für ein Mietzinszuschuss denn? Aber das ist ja jetzt auch irgendwie alles wurst. Die FCL-Vertreter wollen sich mit solchen Details jetzt nicht mehr aufhalten.

Es kommt zur Schlussrunde. Die Fanseite führt aus, wie katastrophal die getroffenen Massnahmen in ihren Augen sind. Wie viel dadurch kaputt gemacht werden kann, was in den letzten sieben Jahren gemeinsam aufgebaut wurde. Auf Vereinsseite scheint man das auch irgendwie zu wissen, aber man kann jetzt nicht mehr zurück. Denn dummerweise hat man die Massnahmen ja bereits ausgeplaudert, die fetten Schlagzeilen sind vermutlich bereits vor Beginn der Sitzung geschrieben. Wie würde man denn vor den Medien dastehen, wenn man jetzt wieder zurückkrebst? Und was meint Wermelinger zu dem Ganzen? Er schweigt.

Stefan Bucher erklärt die Sitzung für geschlossen und betont noch einmal, dass man im Anschluss die Medien über das Ergebnis des Gesprächs informieren werde. Bereits eine Viertelstunde später erscheint ein wohlfeil formuliertes Communiqué ganz ohne Rechtschreibefehler auf der FCL-Website. Am nächsten Tag berichtet die NLZ in grosser Aufmachung über das Meeting und spendet Applaus für die konsequente und harte Haltung des FC Luzern. Im Bericht wird – honi soit qui mal y pense – extra darauf hingewiesen, dass der FCL «nach 21 Uhr» über das Gespräch mit den Fans informiert habe. Diesen kleinen Gefallen war Thomas Bornhauser seinem Männerfreund und V-Mann Stierli einfach schuldig. Im Verlauf des Vormittags findet dann auch Stefan Wermelinger auf wundersame Weise seine Stimme wieder, was er mit zahlreichen eloquenten Radio-Interviews ausgiebig feiert.

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von Ehrengast » 12. Dez 2011, 15:21

Habt ihr eigentlich vor, den Dialog zu suchen? Wäre es nicht schlau, wenn da mal jemand vermitteln würde. Diese Person könnte dann auch vorgängig mal abstecken, welche Forderungen beide Parteien haben. Man braucht eigentlich nicht an einen Tisch zu sitzen wenn Gruppe A sagt, dass der Verzicht von Pyros nicht in Frage kommt und Gruppe B vertritt den Standpunkt, Pyro wird auf keinen Fall zugelassen. Dann kann man nämlich 10 Jahre diskutieren, da gibt es schlicht keinen gleichen Nenner.

Meine Idee wäre aber, abzustecken, ob wirklich keine Bewegung in dieser Sache möglich wäre. Damit meine ich nicht zwingend, dass Gruppe A auf Pyros verzichten muss oder Gruppe B sagen soll, zündet doch einfach wie es euch passt.

Ich respektiere grundsätzlich sowohl die Kurve wie auch die Vereinsführung. Ich kann für beide Positionen Verständnis aufbringen. Was aber jetzt abläuft, macht schlussendlich keinen glücklich.

Was für mich dabei auch noch sehr wichtig wäre ist, dass es aus dieser Diskussion nur noch Medienmitteilungen geben darf, die von beiden Seiten akzeptiert werden. Meint ihr nicht, so könnte man was machen?
Mann: Lebewesen, das die Fußballkarten für drei Monate im voraus kauft und mit den Weihnachtseinkäufen wartet bis Heiligabend.

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Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von tuce » 12. Dez 2011, 15:35

Ehrengast hat geschrieben:Wäre es nicht schlau, wenn da mal jemand vermitteln würde. Diese Person könnte dann auch vorgängig mal abstecken, welche Forderungen beide Parteien haben.


Die Partei die diese Funktion eigentlich inne hat wird vom FCL ja offiziell bekämpft in dem man ihr finanzielle Sanktionen androht.

Ehrengast hat geschrieben:Was für mich dabei auch noch sehr wichtig wäre ist, dass es aus dieser Diskussion nur noch Medienmitteilungen geben darf, die von beiden Seiten akzeptiert werden. Meint ihr nicht, so könnte man was machen?

Denke mal du hast den obigen Bericht gelesen. Wenn das wirklich so abgelaufen ist, kann ich mir nicht Vorstellen, dass da noch Vertrauen vorhanden ist in Sachen Medienmitteilungen.

LUzifer

Re: Mit einem Messer am Hals kann man nicht singen!

Beitrag von LUzifer » 12. Dez 2011, 16:06

Ehrengast hat geschrieben:Meine Idee wäre aber, abzustecken, ob wirklich keine Bewegung in dieser Sache möglich wäre. Damit meine ich nicht zwingend, dass Gruppe A auf Pyros verzichten muss oder Gruppe B sagen soll, zündet doch einfach wie es euch passt.


Hier scheint mir bei Dir, wie bei vielen andern auch, immer noch ein grundlegender Irrtum vorzuherrschen.

Es geht beim Protest überhaupt nicht darum, dass von der Vereinsleitung eine Aussage erwartet würde, die auch nur im Entferntesten in die von Dir beschriebene Richtung geht.

Der Protest richtet sich einzig und allein gegen die verheerenden, ungerechten und kontraproduktiven Massnahmen, mit der der überforderte FCL die Pyroproblematik lösen will. Niemand erwartet vom FCL, dass er plötzlich auf einen Pro-Pyro-Kurs einschwenkt...

Deshalb ist die Protestbewegung auch so breit abgestützt und umfasst nicht wenige Leute, die Pyro an sich durchaus kritisch gegenüberstehen.

Edith: Es ist der FCL, der den Dialog einseitig aufgekündigt hat. Will er an den Gesprächstisch zurückkehren, muss er zuerst die getroffenen Sanktionen zurückziehen. Vorher gibt es für die Fanszene keinen Grund, mit dem Club wieder zusammenzusitzen. Der FCL ist jetzt also am Zug!

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