Re: Nein zum VAR
Verfasst: 6. Mai 2019, 09:52
NZZ hat geschrieben:Wie der Videobeweis in die Schweiz kam: Kosten von 3 Millionen, über 100 Tests und doch eine Light-Version
Am Freitag startet Video Assistant Referee (VAR) auch in der Super League. Wieso sich die Liga für eine schlankere Version als etwa Deutschland entschieden hat und mit wie viel Aufwand sie den Videobeweis einführt.
Michele Coviello
18.7.2019
Wenn am Freitag in Sitten die neue Fussballsaison beginnt, wird auch in Volketswil mitgespielt: 300 Kilometer entfernt vom Tourbillon werden ein Video-Schiedsrichter und sein Assistent vor Monitoren sitzen, aufmerksam das Spiel zwischen Sitten und dem FC Basel schauen, sich strittige Szenen nochmals abspielen lassen – und vielleicht aus der Zentrale im Kanton Zürich ins Wallis funken, um einen Fehlentscheid zu melden. Der Video Assistant Referee (VAR) ist auch in der Schweiz angekommen. Er soll die Super League gerechter, moderner und spannender machen. Vielleicht. Gesichert ist nur, dass der VAR nach enormem Aufwand überhaupt seinen Start erlebt.
Lange hatte sich die Fussballwelt dagegen gesträubt. Doch 2017 erreichte der Videobeweis auch sie: Sieben Ligen führten ihn ein. Darunter waren auch die deutsche Bundesliga und die italienische Serie A. Aber wo mehr Gerechtigkeit gefordert wurde, kam es mit dem VAR nicht nur zu einer Vielzahl an korrigierten Fehlentscheiden, es gab auch viel Verwirrung und Gesprächsstoff.
Erst nach diesen Startschwierigkeiten feierte der VAR an der WM 2018 den Durchbruch. Mit grossem Aufwand an Technik und Personal, aber auch dank ersten Erfahrungswerten aus den Pionierligen war die WM in Russland beste VAR-Werbung. Die Abläufe wurden klarer, die Quote an richtigen Entscheidungen war mit 99,3 Prozent in der Gruppenphase beeindruckend. Die Champions League zog ein halbes Jahr früher als geplant nach und liess in diesem Frühjahr ab den Achtelfinals die Partien ebenso von Video-Schiedsrichtern begutachten.
Vielleicht war die WM ein Treiber für die Swiss Football League (SFL). Jedenfalls gab im November 2018 auch sie grünes Licht. Sie beschloss, den VAR schon auf Juli 2019 einzuführen, und setzte sich damit finanziellem und terminlichem Druck aus. Die grosse Mehrheit der zwanzig Schweizer Klubs aus Super League und Challenge League stimmte dafür. Nur ein Verein enthielt sich der Stimme, nur einer war dagegen – der FC Thun. Der VAR sei ein weiterer Kostenfaktor, befanden die Berner Oberländer. Die Mehrheit der Klubs sah ihn hingegen als Garant für mehr Gerechtigkeit.
Die Liga erkannte viele gute Gründe, um den VAR einzuführen. Der CEO Claudius Schäfer wollte mit dem VAR die SFL als dynamisch, innovativ und konkurrenzfähig positionieren. Ein wichtiger Punkt war aber auch die Unterstützung der Schiedsrichter: Weil das Spiel immer schneller wird, sind sie auf Bilder angewiesen. Und wer sich dank diesen Aufnahmen intensiver mit strittigen Entscheiden befasse, steigere seine Qualität und seine Sicherheit im Auftreten. Das soll sich auch dort auswirken, wo es keinen VAR geben wird – in der Challenge League. Ohne VAR würden die Schweizer Referees den internationalen Anschluss verpassen, befand der Schweizerische Fussballverband (SFV), der Ausbildner der Unparteiischen.
Nur neun Monate hatte die Schweizer Liga Zeit für diese anspruchsvolle Geburt. Und sie konnte sich keine halben Sachen leisten. Denn die Regelhüter des Fussballs vom International Football Association Board (Ifab) und der Weltfussballverband Fifa machen jeder Liga, die den VAR einführen will, strengste Vorgaben mit einem fünfstufigen Prozess. Wie werden die Schiedsrichter ausgebildet, wie sieht die technische Ausstattung der Stadien und der Zentrale aus, wie wird das System getestet? Fifa und Ifab überwachen alles und bewilligen jede Spielstätte.
Wettlauf gegen die Zeit
Die Schulung der Video-Schiedsrichter und ihrer Assistenten war besonders herausfordernd im Wettlauf gegen die Zeit. Auch hier gab der Ifab starre Leitplanken in drei Modulen und insgesamt neun Stufen vor. Nach der Theorie folgten Offline-Trainings, bei denen die Video-Schiedsrichter während 16 Super-League-Spielen vor Monitoren sassen, ohne mit dem Feld-Schiedsrichter verbunden zu sein.
Im Winter mussten sie im Trainingslager auf Gran Canaria anhand simulierter Szenen strittige Situationen bewerten. Nach weiteren vier Super-League-Partien im Offline-Modus folgten 20 Spiele, die sich schon etwas mehr der Realität näherten: Nun wurden die VAR mit Schiedsrichtern über Funk verbunden, die zwar nicht über den Platz rannten, aber auf der Tribüne sassen und die Kommunikation mit dem echten Feld-Schiedsrichter simulierten.
Im Frühling mietete die Fussballliga je einen Tag lang das Stade de Suisse in Bern und die Stockhorn-Arena in Thun, um insgesamt 40 Kurzpartien à 40 Minuten spielen zu lassen und den VAR unter realen Bedingungen für die Schiedsrichter sowie für die TV-Produzenten zu testen. Und noch bis kurz vor dem Saisonstart vom Freitag folgten die weiteren 40 vorgegebenen Testspiele à 90 Minuten. In jedem der zehn Super-League-Stadien musste mindestens eine Partie samt TV-Produktion durchgespielt werden. Jeder Schiedsrichter hatte vier Tests über 90 Minuten zu absolvieren, je zwei in seiner ursprünglichen Rolle auf dem Feld und je zwei am Bildschirm als VAR. Die gesamte Testphase umfasste 120 Matches.
Wer ist das VAR-Personal?
Die Schweizer Liga hat 18 VAR ausgebildet. Der Ifab schreibt vor, dass nur VAR sein darf, wer in den obersten zwei Ligen des Landes Schiedsrichter ist oder es bis vor kurzem war. Gleiches gilt für die Assistenten des VAR, die Assistant Video Assistant Referees (AVAR). Somit sind in der Schweiz 18 VAR aktive Feld-Schiedsrichter der Super League und der Challenge League, die nun auch für die Arbeit am Bildschirm geschult sind und je nach Runde vom Rasen zur Video-Zentrale wechseln. Zu ihnen zählt die Fifa-Schiedsrichterin und Challenge-League-Spielleiterin Esther Staubli, die als einzige Frau Partien der Super League als VAR betreuen wird.
Um das VAR-Team zu komplettieren, wurde auch der zurückgetretene Uefa-Schiedsrichter Sascha Kever engagiert. Die zehn AVAR setzen sich aus Schiedsrichterassistenten der Super League und der Challenge League zusammen. Sie sind international bereits erfahren.
Die Schulung durchgeführt haben die ehemaligen Schweizer Spitzenschiedsrichter Sascha Amhof und Cyril Zimmermann unter der Leitung des Deutschen Hellmut Krug. Dieser hatte schon in der Bundesliga den VAR eingeführt und geleitet, musste dann aber vor Ablauf der Vorrunde abtreten. Ihm wurden Mobbing und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Der Gelsenkirchener soll etwa versucht haben, über den VAR ein Spiel zugunsten von Schalke 04 zu beeinflussen. Beides wurde allerdings nicht bewiesen.
Trotzdem hat Krugs Engagement Positives: Ihm kommt zugute, beim holprigen VAR-Start in Deutschland Erfahrungen gesammelt zu haben. Krug muss in der Schweiz allerdings mit weniger Personal und Technik als in Deutschland oder an einem Grossevent auskommen. Pro Super-League-Partie werden ein VAR und ein AVAR eingesetzt, beide werden von einem Replay Operator unterstützt, der ihnen massgebende Bilder verschiedener Kamerapositionen zur Verfügung stellt.
Am Bildschirm in der Zentrale unterstützen somit nur drei Personen den Feld-Schiedsrichter – was einen gewichtigen Unterschied zur erfolgreichen VAR-WM in Russland darstellt. Dort bekam der VAR von drei Assistenten und vier Replay Operators Hilfe. In der Bundesliga sitzen neben dem VAR ein Assistent und zwei Techniker.
Nur 6 statt 33 Kameras
Und die Video-Operatoren in Deutschland haben wie an der WM ungleich viele Kameras mehr zur Verfügung als in der Schweiz. Die nackten Zahlen: nur 6 bis 10 Kameras in der Super League, 19 bis 21 in der deutschen Bundesliga, 33 an der Weltmeisterschaft.
Doch schon so mussten in den Super-League-Stadien einige Vorkehrungen für das VAR-Zeitalter getroffen werden. In allen zehn Spielstätten wurden Glasfaserleitungen verlegt, um Bilder schneller in die Zentrale nach Volketswil zu übermitteln. Ein besonderes Audiosystem für die Kommunikation unter den Schiedsrichtern auf dem Platz sowie mit dem VAR ist installiert. Und am Spielfeldrand muss es neu Platz für eine Review Area geben. In ihr steht ein Bildschirm, auf dem sich der Feld-Schiedsrichter eine Szene nochmals anschauen kann – unterstützt von einem Review Assistant, auch dieser besetzt eine bisher inexistente Funktion.
Damit der VAR vom Publikum akzeptiert wird, muss ein Spielunterbruch nachvollziehbar sein. In der ersten Saison in Deutschland etwa war die Information der Zuschauerinnen und Zuschauer ungenügend, was für Irritationen sorgte. Inzwischen erhält das Publikum in der Bundesliga oder an der WM auf den Anzeigetafeln klar definierte Botschaften. Wenn die Partie wegen einer VAR-Intervention ruht, wird so ersichtlich, welchem Vergehen der Schiedsrichter gerade nachgeht. Zum Beispiel: «Check Possible Penalty». Auch in der Schweizer Super League wird das so sein.
Zweimal 1,5 Millionen
Der hohe Betrag von 1,5 Millionen Franken kommt in der VAR-Rechnung gleich zweifach vor: 1,5 Millionen kostete die gesamte neunmonatige Einführungsphase. In diese Rechnung fällt die Ausbildung von Schiedsrichtern sowie Technikern, aber auch die komplette Ausrüstung der Video-Zentrale und sämtlicher Stadien. Das alles übernimmt der SFV als Ausbildner der Schiedsrichter, quasi als Anschubleistung fürs Projekt.
Ab Saisonstart muss die Liga für den laufenden Betrieb aufkommen. Er wird pro Spielzeit 1,5 Millionen Franken verschlingen. Hierbei geht es um Gelder, die die SFL früher etwa aus dem TV-Vertrag an die Vereine ausschüttete. Nun fliessen sie in den VAR. Jeder Super-League-Klub muss somit auf 150 000 Franken pro Saison verzichten – Geld, das gerade den Kleinklub Thun schmerzt, der sich als einziger Verein gegen den VAR aussprach.
Der VAR ist somit ein teures Projekt, das in der Super League dennoch deutlich günstiger als anderswo ausfällt. Gespart hat die Schweizer Variante des Videobeweises nicht nur an der Anzahl Kameras und Personen in der Zentrale, sondern auch an der Technologie. So wird auf die Torlinientechnik und auch auf die virtuellen Abseitslinien aus finanziellen Gründen vorläufig verzichtet.
NZZ hat geschrieben:Im Winter mussten sie im Trainingslager auf Gran Canaria anhand simulierter Szenen strittige Situationen bewerten.
NZZ hat geschrieben:Nur 6 statt 33 Kameras
NZZ hat geschrieben:Jeder Super-League-Klub muss somit auf 150 000 Franken pro Saison verzichten – Geld, das gerade den Kleinklub Thun schmerzt, der sich als einziger Verein gegen den VAR aussprach.
NZZ hat geschrieben:Gespart hat die Schweizer Variante des Videobeweises nicht nur an der Anzahl Kameras und Personen in der Zentrale, sondern auch an der Technologie. So wird auf die Torlinientechnik und auch auf die virtuellen Abseitslinien aus finanziellen Gründen vorläufig verzichtet.
Die Technik kommt, die Emotionen bleiben
Das Ziel der VAR-Einführung ist nicht der absolut gerechte Fussball. Fussball ist ein Sport mit Menschen, die Regeln werden von Menschen gemacht und umgesetzt. Und auch der VAR ist ein Mensch. Es wird also immer Fehler geben und entsprechend auch ausreichend Interpretationsspielraum und Diskussionen.
Mirror hat geschrieben:However, it looked for a moment as though the Portuguese playmaker’s sensational strike might get chalked off when VAR checked for a potential offside in the build-up.
Replays suggested that Joao Moutinho, who teed-up his compatriot, was in an offside position when his initial short corner was returned to him by a team-mate.
The goal was eventually upheld after a long check, leaving the Wolves faithful feeling relieved - but also furious that the joy of the moment was taken away from them by VAR.
malfunction hat geschrieben:hört doch endlich auf mit diesem scheiss
Pitcher hat geschrieben:Meiner Meinung nach werden im Moment zu viele Witz-Penalties gepfiffen dank dem VAR, denn der greift ja nur ein wenn es ein glasklarer Fehlentscheid war. Dann kann man auch mal prophylaktisch pfeifen.
NOSG-LUG
https://www.youtube.com/watch?v=6RWllMiGm8M
YB-FCZ (und wenn da der Kommentator sagt: "Das hat Assale geschickt gemacht" kotzt mich das für den Sport es bitzli an.)
https://youtu.be/uYq0pv8nwA8?t=152
VSHG hat geschrieben:
Die Hände haben da oben nichts zu suchen.
LU-57 hat geschrieben:ernsthafte frage: kann mir jemand erklären, warum der nach gefühlt endlosen siebenundfünfzig minuten var-verzögerung doch nicht gegebenen elfmeter (schwalbe, gelb für valentina) vom sonntag, in einem freistoss mündete, der nicht am ort der schwalbe, sondern auf der gegenüberliegenden spielhälfte irgendwo in der nähe des basler strafraums ausgeführt wurde?
greez
VSHG hat geschrieben:Pitcher hat geschrieben:Meiner Meinung nach werden im Moment zu viele Witz-Penalties gepfiffen dank dem VAR, denn der greift ja nur ein wenn es ein glasklarer Fehlentscheid war. Dann kann man auch mal prophylaktisch pfeifen.
NOSG-LUG
https://www.youtube.com/watch?v=6RWllMiGm8M
YB-FCZ (und wenn da der Kommentator sagt: "Das hat Assale geschickt gemacht" kotzt mich das für den Sport es bitzli an.)
https://youtu.be/uYq0pv8nwA8?t=152
Die Hände haben da oben nichts zu suchen. Er zupft, Mann fällt. Penalty. Ich sehe Dein Problem nicht.