Sammler hat geschrieben:Natürlich ist der eigene Nachwuchs eine Maschine, die für einen finanziell klammen Verein zuerst mal Rendite abwerfen soll. GC macht es vor. Steht man dann (eventuell) wirtschaftlich auf soliden Füssen, kann man sich auch ein qualitativ besseres aber dann auch teueres Stammpersonal leisten. Im Moment ist es Utopie zu glauben, dass mit Spielern wie Haas, Arnold, Oliveira etc über fünf sechs Jahre gearbeitet werden kann. Diese Spieler werden vom Lohn, wenn sie sich sportlich gut entwickeln, vom FCL dann gar nicht mehr bezahlbar sein. Aber es muss erkennbar sein, dass der FCL auf Nachwuchsleute setzt, dass es attraktiv ist, den FCL (vorerst noch) als Karrieresprungbrett zu benutzen. Schlussendlich profitieren Spieler UND Verein davon.
Jein. Grundsätzlich stimme ich dir zu. Zu einem Aufbau gehört es dazu in gewissen Transferperioden Überschüsse zu erzielen. Beim FCL ist es aber nicht ganz so einfach. Hier wird am falschen Ende gespart. Sparen sollte man da, wo aktuell Geld verpulvert wird. Da wo beispielsweise Marketing-Aktiönchen geplant werden, die einem nichts bringen. Oder da wo Leute entlassen werden, deren Lohn aber weiter gezahlt werden muss. Da wo ehrenamtliche Stellen in bezahlte umgewandelt werden. Die Liste ist nicht abschliessend. Nur schon wenn ich ans gestrige Hallenmasters denke...
Der Gedankengang, dass alleine die Mannschaft, beziehungsweise deren Leistung für Einnahmen sorgt, ist der falsche Ansatz, weil viel zu gefährlich. Sich auf die Leistung zu verlassen ist der falsche Weg. Selbst wenn man mal so weit ist, wie du schreibst, verlässt man sich auf das falsche Standbein. Da braucht es 1 bis 2 Saisons und man steht wieder da wo wir heute stehen. Und das kann schnell gehen, wenn sich Verletzungspech und schlechte Leistung in öffentlichen Druck und schlussendlich eine Abwärtsspirale umwandeln. Mit solchen Transfers kann man in der Tat eine neue Stufe erreichen und sich auf dieser festsetzen. Man kann sich selber auch besser verkaufen, wenn man Spieler in eine andere Liga verkauft. Der Verein wird für alle Akteure interessanter.
Aber wenn das Grundgerüst nicht stimmt, ist dies lediglich eine Blase, welche irgendwann einmal platzt. Davon gibt es viele internationale Beispiele. Meistens wurden die Transfererlöse zu schnell verprasst oder eine sichere Einnahmequelle versiegte. Oder aber eben der budgetierte Erfolg blieb aus. Nicht selten war es die Kombination aus allen drei.
Man muss einen Verein schaffen, der auch dann noch auf einen Zuschauerschnitt zählen kann, wenn man in ein Leistungsloch fällt. Oder wenn es noch schlimmer kommen würde. Wer würde für einen Verein, wie wir ihn heute haben, auch nur ein einziges Brot kaufen?
Man hat mit dem neuen Stadion und den mittlerweile verankerten Strukturen ein grosses Handicap aufgeladen. Ich kann nur vereinzelt Ansätze erkennen, die in eine bessere Zukunft zeigen. Ansätze von einzelnen Personen. Denen wird es aber irgendwann auch verleiden oder sie werden aus dem Verein gemobbt, weil deren Ansätze nicht der "strategischen Ausrichtung" entsprechen. Oder man schiebt Professionalisierung davor. Die Tatsache, dass die gleichen Fehler im Halbjahres-Takt immer wieder gemacht werden, zeigt aber die eigentliche Tendenz hin zu einem unsympathischen, identifikationslosen und undankbaren Verein. Ein Produkt geschaffen von Leuten, deren Fussballhorizont sich auf Messi und Bayern München beschränkt.
Der Verein muss für Identifikation sorgen. Es müssen Spieler aus der Region für ihn spielen. Der Lokalpatriotismus sorgt dafür, dass eine ganze Gemeinde oder Region mitzieht. Sicher nicht mehr wie vor einigen Jahrzehnten. Aber Arnolds Schlierbach ist ja noch irgendwo in den 80ern. Das Stadion muss ein Heimstadion sein, in welchem man sich auch zuhause fühlt. Ein Stadion, welches vor und nach dem Spiel zum Verweilen einlädt. Ein Stadion, wo man nach dem Spiel vielleicht auch mal einen Spieler sieht. Ein Stadion, welches eine Begegnungszone bietet und bei einem Rückstand zum Hexenkessel wird. Dazu muss man finanziell investieren! Das ist unumgänglich und der einzige Weg zur Gesundung! Profitieren wird man aber Jahre danach noch. Es muss ein Verein sein, der sympathisch ist. Ein Verein der sich als Teil der Stadt und der Region Luzern sieht und auch dementsprechend mit ihr interagiert. Es muss ein Verein sein, der offene Ohren für kreative Köpfe hat und beispielsweise lokale Musiker irgendwelchen Ballermann-Hits vorzieht. Ein Verein der seine Spieler nicht nur für Autogrammstunden seiner Sponsoren ab detachiert (wo diese dann zu spät oder gar nicht erscheinen), sondern sie auch ins Trainingslager eines Hinterland-Fussballvereins schickt.
Ein Verein der stolz ist auf seine Farben, sein Wappen, seine Fans und seine Geschichte. Dabei wäre es so einfach. Es gibt so viele gute Beispiele bei anderen Clubs: Tafeln, welche die Vereinsgeschichte wiedergeben. Plätze vor dem Stadion in denen Namen der Legenden eingraviert sind. Blau-Weisse Wände oder Fotografien. Tribünen die Spielernamen tragen. Denkmäler. Der FCL nimmt aber fast ausschliesslich nur schlechte Vorbilder. Bei uns steht ein goldener Neubau, bei dem ausser die rechteckige Form und die Strassenbeschilderung nichts auf ein Fussballstadion hindeutet. Erst recht nicht, dass es das Heimstadion des FC Luzern sein soll. Kein Vereinslogo. Keine blau-weissen Fahnen. Nichts. Schön stierli, äh steril. Nur die Kurve zeigt sich (noch) in einem anderen Licht. Hier dominieren andere Farben und werden Spieler und Stadt verehrt. Das Graffiti hinter der Kurve ist der einzige Teil des Stadions, der nicht in dieses sterile Bild passt. Und die Fans müssen dem Club noch Jahre dankbar sein, dass man das durfte. Was für Idioten. Aber irgendwann ist das Gold nicht mehr golden, sondern pissgelb und der Neubau nur ein weiteres emotionsloses Bauwerk, welches keine Geschichte zulässt.
Für einen Verein, wo man dahinter stehen kann, zieht sich der kleine Sohn ein FCL-Trikot ins Fussballtraining oder den Sportunterricht an. Für solch einen Verein stehen die Leute ein. Und diese Leute sind die Wähler der Regierung, die Arbeitnehmer der Unternehmen und die Kollegen und Nachbarn anderer Leute. Ein derartiger Verein hat einen besseren Stand in den Verhandlungen mit der Regierung und der Polizei, weil er nicht als Unternehmen angeschaut wird, sondern als das was er sein sollte. Ein Verein. Und die Regierung will schliesslich auch nicht den Unmut seiner Wähler auf sich ziehen. Für ein Unternehmen ist es ebenfalls eine Win-Win-Situation, wenn er mit der geschalteten Werbung gleichzeitig die Freizeitbeschäftigungen seiner Mitarbeiter mit einem Sponsoring-Vertrag unterstützen kann. Nicht weil Firmen normalerweise die Hobbies der Angestellten unterstützen. Das tun sie natürlich nicht. Sondern weil sich diese Angestellten wiederum besser mit ihrem Unternehmen identifizieren. Dieser Argumentation folgen bereits jetzt gewisse Firmen. Selbst wenn nicht. Der Zuschauerschnitt und das allgemeine Interesse ist das eine, was die Firmen interessieren. Es sind aber auch die Emotionen, welche man mit seinem Unternehmen in Verbindung bringen kann. Aber nicht in einem emotionslosen Stadion.
Und was die anderen Leute angeht, die beeinflusst werden: Nüchtern betrachtet sind in meinem familiären Umfeld einige erst durch mich FCL-Fans oder zumindest Sympathisanten geworden. Und davon nicht nur der Teil, der in unserer Region lebt, sondern an verschiedenen Orten zwischen Winterthur und Sion. Auch Personen aus der Nachbarschaft, dem örtlichen Ski-Club, der Pfadi oder wo auch immer werden die Geschehnisse rund um den FCL intensiver verfolgt. Man will ja mitreden. Ja, aktuell ist es noch immer so, dass der FCL bei diesen Leuten mehrheitlich Kopfschütteln auslöst. Aber nur weil es ein scheiss unsympathischer und unprofessioneller Verein ist, der immer wieder unsympathisch und unprofessionell auffällt, aber ums Verrecken professionell sein will.
Der FCL mit seinen studierten Marketing-Experten mit Abschluss in weiss nicht was und wo überall, sieht es als Erfolg an, wenn an der Ladies-Night 20 Frauen kommen oder das besoffene Publikum zur Ballermann-Einlaufmusik mitgröhlt. Aber sie merken nicht, dass diese Frauen nur dann wieder kommen, wenn der Verein einen gewissen Charme versprüht. Die zahlen doch nicht 60 Kröten, um in ein steriles Stadion zu gehen. Für 60 Franken ist doch so eine Frau hageldicht, wenn sie das Geld stattdessen in irgend einer Bar ausgibt. Sie kann wahrscheinlich mit dem Restgeld sogar noch das Taxi bezahlen. Aber die Herren und Frauen beim FCL glauben, dass das strategisch super erfolgreich war. Oder sie verkaufen es Leuten, welche es glauben. Zum Kotzen.
Ah und zur Einlaufmusik von diesem super DJ: Die Leute die da mitgröhlen, die singen auch bei jedem anderen scheiss Song mit. Das ist noch lange kein Grund daran festzuhalten. Der FCL hätte die Mittel sich zu positionieren und zu sagen: "Ja, wir spielen nur noch Luzerner Musik. Als Teil dieser Stadt und dieser Region sind wir stolz darauf, eine solch bunte Mischung an Musikern zu haben." Aber nein. Im Gegenteil. Der FCL beklagt sich über den Zuschauerschnitt, sieht aber nicht, dass darunter auch Luzerner Musiker und Musikliebhaber sind. Es gibt einen Musiker der auch schon Konzerte mit dem Satz "För d'Liebi ond för de FC Lozärn" abschloss. Oder so ähnlich. Mittlerweile ergibt die Trennung der beiden Wörter in diesem Satz immer mehr Sinn... Oder es gibt Leute, für welche die aktuelle Playlist ein Teil der Argumente ist, weshalb sie nicht an ein Spiel gehen. Zugegeben etwas konstruiert. Aber wenn ich an gewisse Songs im Stadion denke, krieg ich gleich wieder Hühnerhaut im negativen Sinne. Umgekehrt lässt sich aber schwer darauf schliessen, dass die Stadionmusik Zuschauer anlockt. Auch hier gilt wieder die 60-Franken-Regel. Wer geht deswegen ins Stadion, wenn er sich dafür an einer Schlagernacht abschiessen kann. Daher ist der Grund, dass diese Best of Radio Pilatus Musik feat. DJ Ötzi zum Standarprogramm gehört, nur auf Faulheit und Bequemlichkeit zurückzuführen. Anderorts ein Kündigungsgrund. Beim FCL wohl Lohnklasse 1. Dabei war der FCL zu Allmend-Zeiten mal soweit, dass in der Halbzeitpause Musik live vorgetragen wurde. Was für ein Absturz.
Der Verein bekommt natürlich auch immer wieder positives Feedback für das Pausengame, die Kiss-Cam oder andere Sponsoren-Spielchen. So erzählt man sich zumindest, dass das dem FCL ungemein wichtig sei. Das ist auch gut möglich, dass den FCL solche Mails erreichen. Aber dieses Feedback kriegt man bei jedem anderen Scheiss auch. Man findet immer wieder jemanden, dem etwas gefällt und der sich dazu berufen fühlt dem FCL das mitzuteilen. Wenn man unter einem Facebook-Status des Vereins die Kommentare durchliest wird einem teilweise angst und bange. Nebenbei: Das eindrücklichste Pausengame, war eines welches ich in Prag im Derby zwischen Sparta und Slavia gesehen habe. Da haben tatsächlich auf einem verkleinerten Spielfeld die beiden U8-Mannschaften (oder eine andere Altersstufe) gegeneinander gespielt. Die Zuschauer haben es geliebt und die Kleinen auf dem Feld unterstützt. Und ich weiss nicht, wie ich mich damals als kleiner Junge gefühlt hätte, hätte ich in einem vollen Stadion spielen können.
Ich schweife wieder ab, sorry. Zurück zu Fringer: Damals als er Trainer war hätte man die beste Saison seit Jahren mit ihm haben können. Gewisse Typen im Verein haben es ihm und uns allen versaut. Er wurde entsorgt. Das war eine absolute Schande und werfe ich noch heute den Verantwortlichen vor. Wie damals mit Fringer umgegangen wurde tut mir noch immer sehr leid. Ich sehe mich auch irgendwie mitverantwortlich, weil ich Fan von diesem Verein bin, der Menschen so intrigant behandelt. Was aber in diesen Tagen passierte war meiner Meinung nach absehbar. Nicht die feine Art, aber akzeptabel, wenn man tatsächlich die richtigen Schlüsse gezogen hat.