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LU-57
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von LU-57 » 5. Aug 2011, 08:31

schöne worte.
STADION ALLMEND 1934 - 2009
\O/ cumk \O/ choooooom \O/

«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
«Gewaltanwendungen gab es zwar keine, es hätte aber auch anders kommen können!»
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.

the_wolf
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von the_wolf » 5. Aug 2011, 14:02

Top Text von Sailer.

Glaube er disst sogar noch durch die Blume den Musikexpress, weil die von München nach Berlin gezogen sind.

Seit Sailer nicht mehr für das ME schreibt, kannst das Heft in die Tonne treten.

chamäleon
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von chamäleon » 5. Aug 2011, 14:33

ech has nömm abonniert, ech chaufes nor no am kiosk *maréstimme* :mrgreen:
haut das ding endlich rein

the_wolf
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von the_wolf » 5. Aug 2011, 14:44

chamäleon hat geschrieben:ech has nömm abonniert, ech chaufes nor no am kiosk *maréstimme* :mrgreen:


fairplay, war testkauf nach einem halben jahr, ob die immer noch bekloppt schreiben, die berliner redaktion. :)

fazit: sie tun es leider immer noch, dass kann auch radiohead bestätigen

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Oirdnas
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Oirdnas » 12. Aug 2011, 12:59

wieder einmal etwas das ein bisschen zum nachdenken anregt...

Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch

Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.

In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.

«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»

Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»

Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.

Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.

Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»

Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»

Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.


http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835
Für all diese Fans - so unterschiedlich sie auch waren - bedeutete die Luzerner Allmend in den letzten gut 30 Jahren ein Stück Heimat. Auch wenn zum Schluss das alte Stadion zunehmend vom eisigen Wind der Repression umweht wurde und dem vorherrschenden Sicherheitsdenken entsprechend überbordende Fans unnachsichtiger als früher aussortiert wurden, bemühte sich die Allmend nach Kräften, den Fans ein paar letzte Freiräume zu erhalten. Denn sie wusste ganz genau, dass es letztlich das bunte und (nur allzu) menschliche Treiben auf den Stehplätzen war, das dafür sorgte, dass die Allmend eine Kultstätte des Schweizer Fussballs wurde und nicht ein Stadion unter vielen blieb. - Allmendbuch

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Camel » 12. Aug 2011, 15:37

Da gefielen mir die Interviews unserer beiden Jungen viel besser.

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von raven » 12. Aug 2011, 21:07

Oirdnas hat geschrieben:wieder einmal etwas das ein bisschen zum nachdenken anregt...

Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch

Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.

In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.

«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»

Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»

Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.

Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.

Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»

Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»

Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.


http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835


GOTT
Riesiges Chapeau vor einem solchen idealisten. Er könnte Millionär werden zieht aber den Wiederstand und den unbequemen Weg vor weil es für ihn stimmt. Meine Hochachtung!
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von tuce » 13. Aug 2011, 07:38

raven hat geschrieben:
Oirdnas hat geschrieben:wieder einmal etwas das ein bisschen zum nachdenken anregt...

Fußball als Täuschung: Poves wirft das Handtuch

Madrid (dpa) -Ein Fußballspieler als Kapitalismuskritiker. Die Aussagen des spanischen Profis Javi Poves über Korruption, Geldgier im Fußball und seine bildungsfaulen Kollegen haben in seinem Heimatland viel Staub aufgewirbelt.

In nur einer Woche ist Javi Poves vom vielversprechenden Nachwuchsstar beim spanischen Erstligisten Sporting de Gijon zum «Antihelden» geworden. Angewidert von der Geschäftemacherei im Profi-Fußball beendete der Spanier vor wenigen Tagen seine Karriere und will nun in den Nahen Osten reisen, um die «Wirklichkeit» in diesen Ländern kennenzulernen.

«Fußball ist in Wirklichkeit eine Metapher für unsere derzeitige Welt. Alles beruht auf einer großen Täuschung», sagte der 24-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. «Es ist alles nur tägliche Unterhaltung.» Obwohl ihm seine ungewöhnlichen Aussagen viel Kritik eingebracht haben, steht er zu ihnen. «Ich schäme mich nicht für meine Gedanken oder meine Handlungsweise, auch wenn mich andere für verrückt halten.»

Poves, schon in der Vergangenheit ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, will nun ein neues Leben beginnen. Statt Fußball spielen will er lesen. Er misstraut den Medien und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. «Fußball soll nur die Menschen von der Realität ablenken», sagt Poves. «Es gibt im Fußball sehr viel Korruption, wie in jedem Sektor, in dem es um Geld geht.»

Der Verteidiger hat Jahre in der Gesellschaft anderer Profis verbracht. Von den meisten ist er enttäuscht. «Fast keiner interessiert sich für seine Umgebung. Es ist frustrierend, dass kaum ein Fußballer mal ein Buch zur Hand nimmt.» Aber, sagt er, es sei nicht ihre Schuld, sondern die des Bildungssystems.

Eltern würden ihren Kindern falsche Ideale mitgeben, sagt der junge Spanier. «Jedes Kind möchte heute ein Cristiano (Ronaldo) oder Messi sein. Aber nicht Cristiano oder Messi der talentierte Fußballer, sondern der Cristiano und Messi mit den Häusern, den Autos und dem Ruhm.» Kinder würden dadurch zum Egoismus und Materialismus erzogen, meint Poves.

Poves will nun Geschichte und Geografie studieren und Libyen, Syrien und den Iran bereisen. «Ich will die Realität in diesen Ländern für mich selbst sehen, nicht was die Politiker sagen oder im Fernsehen gezeigt wird.»

Und Poves' Traum, als Fußballspieler eine bessere Welt zu sehen? «Wir müssen Tausende Stunden arbeiten um zu essen und unsere Politiker belügen uns. Ist das die Zukunft, die uns versprochen wurde? Wenn ja, dann will ich sie nicht.»

Bei Sporting Gijon wollte man Poves' plötzlichen Rücktritt nicht weiter kommentieren. «Er war schon immer ein etwas komischer Junge», sagte ein Funktionär, der nicht genannt werden möchte.


http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1191835


GOTT
Riesiges Chapeau vor einem solchen idealisten. Er könnte Millionär werden zieht aber den Wiederstand und den unbequemen Weg vor weil es für ihn stimmt. Meine Hochachtung!


Bin da nicht 100% einverstanden. Für mich haben solche Aktionen immer einen faden beigeschmack, ein bisschen "ich gebe auf" mässig. Vergleich: Jene die jedes WK die ganze Zeit übers CH Militär motzen (mich eingeschlossen), aber niemals selber weitermachen würden um es besser zu machen. Die Frage ist halt ob ein einziger etwas verändern könnte und dann durch seine Popularität seine Message noch besser transportierten könnte? Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehen :-). Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie man, wenn man das Fussballspiel liebt, auf eine Karriere verzichten kann. Ergic hat ähnliche Ansichten. Er hört jedoch nicht auf zu spielen, nutzt seine Plattform und kommuniziert seine Meinung zum Business regelmässig. Bescheisst er sich jetzt selber?

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Master » 13. Aug 2011, 07:38

der ist 24jährige.. der ist schon millionär..
L U C E R N E - Till I Die!

Kämpfe Lozärn, Kämpfe Lozärn!
mer wend Euch gwönne gseh!

Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
Danke sonnenkönnig*
*meine Prophezeiung in der Signatur ist kolossal falsch.. Die Fanszene hat sich geeint und geformt durch ihn, um den Verein steht es schlechter als erwartet..

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Ildrial » 13. Aug 2011, 08:54

Bin da nicht 100% einverstanden. Für mich haben solche Aktionen immer einen faden beigeschmack, ein bisschen "ich gebe auf" mässig. Vergleich: Jene die jedes WK die ganze Zeit übers CH Militär motzen (mich eingeschlossen), aber niemals selber weitermachen würden um es besser zu machen.

rofl


Die Frage ist halt ob ein einziger etwas verändern könnte und dann durch seine Popularität seine Message noch besser transportierten könnte? Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehen :-). Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie man, wenn man das Fussballspiel liebt, auf eine Karriere verzichten kann. Ergic hat ähnliche Ansichten. Er hört jedoch nicht auf zu spielen, nutzt seine Plattform und kommuniziert seine Meinung zum Business regelmässig. Bescheisst er sich jetzt selber?

Guter Punkt. Als Gegenpol zu "Ich gebe auf" lässt sich Ergic leicht als inkonsequent abstemplen.
Die Frage ist eher, was einen grösseren Effekt hat. Ein Rücktritt aus einem Millionengeschäft erzielt wohl eher einen 'Aha'-Effekt und regt zum Andenken an - leider wohl jeweils nur kurzfristig. Ergic hingegen hat nun die Möglichkeit, vielleicht aktiv etwas zu bewirken. Alleine gegen FIFA, Vereine und Konsorten anzukämpfen, ist jedoch doch ein wenig schwierig, sprich, sogar naiv.
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Sammler » 14. Aug 2011, 13:17

Im Fussball gibts halt Regeln und keine Demokratie. Wenn er das mit Kapitalismus gleichsetzt, tut er mir auch nicht leid. In manchen Dingen gebe ich ihm recht, aber deswegen gleich mit Fussball aufzuhören, halte ich für komplett übertrieben. Eher wird es ihm wohl zu viel sein, sich Jahr für Jahr in der Tretmühle des Berufssport etablieren zu müssen. Den Absprung rechtzeitig zu wahren (u.a. Deisler, Ergic lassen grüssen, u.a. Enke hatte es verpasst) ist ihm hoch anzurechnen, aber seine Argumentation hinkt dem gewaltig hinterher. Andererseits - woher soll er wissen, wie es sich im Sozialismus, Kommunismus oder in jeder ANDEREN Gesellschaftsform als der freien Demokratie (die er mit Kapitalismus gleichzusetzen scheint) lebt. Und für seine geplanten Reisen brauchts Geld, viel Geld. Da kann er mal anfangen und hinterfragen, woher er das alles hat; ob das wirklich erhrlich erarbeitet wurde, wohingegen viele spanische Arbeiter mit ganz, ganz viel weniger ihre mehrköpfigen Familien durchbringen müssen.
Ein 24jähriger, der derartige Aussagen macht, mag als mutig gelten, die mangelnde Lebenserfahrung ist ihm aber nicht abzusprechen. Für mich tönt das alles, und mit diesem Hintergrund, etwas leichtfertig, bisschen naiv eben. Dumm ist der gute Mann sicher nicht, das andere kommt aber ganz sicher noch. Er hat ja noch so viel vor sich...

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von raven » 14. Aug 2011, 15:05

tuce hat geschrieben:
Er könnte ja auch im Iran Fussball spielen gehen :-).

Der Gedanke kam mir auch aber vermutlich hat er darauf eben kein Bock.
Würde ihn gerne in Luzern sehen :-) Verpflichten Wauti!
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von sigi_gretarsson » 7. Jan 2012, 13:12

Interessant!

Hooligan-Debatte
Der Schaden ist angedichtet
Von Pascal Claude


Medien behaupten, Fussballfans würden in Extrazügen Millionenschäden anrichten. Ein der WOZ vorliegendes internes SBB-Papier belegt, dass die Sachschäden weit geringer ausfallen.

«Randalierer verursachten den SBB in der Saison 2009/10 insgesamt Schäden von rund 3 Millionen Franken», schrieb der «Tages-Anzeiger» im Mai 2010. Ein Jahr später, im Juli 2011, ist in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens zu erfahren: «Drei Millionen Franken Schaden verursachen randalierende Fans in den Zügen jährlich.»

Jetzt belegen interne Zahlen der SBB: Der eigentliche Sachschaden beträgt weniger als ein Zehntel. Der WOZ liegt ein Dokument vor, das die SBB ihren zuständigen Mitarbeiter­Innen und den Bahnpolizeistellen in den Regionen zukommen liess. Die «Schadenssumme» an den über 200 Extrazügen, die Fans von Basel, Zürich, Luzern, St. Gallen, der Grasshopper (GC) und der Young Boys (YB) in der Saison 2009/10 benutzten, betrug demnach lediglich 225 503.65 Franken. Und alles deutet darauf hin, dass sich der Betrag in der Saison 2010/11 noch einmal deutlich verringert hat.

«Schlicht und einfach zu viel»

Die SBB wendet laut eigenen Angaben für Fanextrazüge 4,5 Millionen Franken jährlich auf. 1,5 Millionen sind betriebliche Selbstkosten, die durch den Billettverkauf gedeckt sind. Bleiben 3 Millionen ungedeckte Kosten, die die SBB im Zusammenhang mit Fanextrazügen seit längerem kommuniziert. Auf Nachfrage der WOZ teilt die SBB mit, diese 3 Millionen setzten sich zur einen Hälfte aus Kosten für Begleitung und Sicherheit, zur anderen aus Aufwendungen für Zusatzreinigungen und Behebung von Sachschäden zusammen. «Es spielt für uns keine Rolle, wie viele Franken in der medialen Berichterstattung welcher Ursache zugeordnet werden – es sind schlicht und einfach 3 Millionen Franken zu viel an unnötigen Ausgaben für die SBB», hält SBB-Sprecher Reto Kormann fest. Und fügt an, dass die Schadenssumme im erwähnten SBB-Papier mit Vorsicht zu geniessen sei. Es handle sich dabei um vom jeweiligen Zugpersonal rapportierte Schäden, für die es buchhalterische Frankenwerte gebe. «Die tatsächlichen Kosten der Reparatur oder des Ersatzes, beispielsweise nur schon der damit verbundene Arbeitsaufwand oder verborgene Schäden, sind darin nicht enthalten.» Zudem fehlten in der erwähnten Summe auch die Schäden an Infrastrukturen wie beispielsweise Bahnhöfen.

Warum die SBB mittels aufwendiger Tabellen und Grafiken über eine Extrazugsaison Bilanz zieht, darin aber nicht alle Kosten ausweist, bleibt offen. Selbst wenn die Schadenssumme 2009/10 in Wahrheit doppelt so hoch wie angegeben ausgefallen wäre, haben die medial transportierten 3 Millionen Franken mit der Realität nichts zu tun. Das war den News­redaktionen aber zu wenig schlagzeilenträchtig.

Ausgerechnet der SBB-Verwaltungsratspräsident bestätigt, dass die eigentlichen Sachschäden einen Bruchteil der öffentlich gehandelten 3 Millionen ausmachen. Ulrich Gygi ist nicht nur SBB-Präsident, sondern sitzt auch im Beirat der Young Boys. Dort soll er einen Fanvertreter mit den jährlichen Sachschäden in Millionenhöhe konfrontiert haben, worauf dieser den obersten Bähnler über die Zahlen im internen SBB-Bericht aufklärte. Worauf Gygi wiederum in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» meinte, 16 000 Fans, die die YB in der Saison 2010/11 zu Auswärtsspielen begleiteten, hätten einen Gesamtschaden von 13 000 Franken angerichtet. Und er fügte an: «Das ist nicht viel.»

Seither fragen sich die Leute in Zürich, Luzern oder Basel, ob man einen SBB-Präsidenten im Verein braucht, um positive Entwicklungen dokumentieren zu dürfen. Sie sind nämlich überzeugt, ebenfalls «nicht viel» Schaden angerichtet zu haben, womöglich sogar deutlich weniger als 13 000 Franken. Im Fall des FC Luzern, dessen Fankurve Präsident Walter Stierli nach eigenen Aussagen am liebsten «austauschen» würde, war es bereits 2009/10 weniger als die Hälfte von «nicht viel»: 5 696 Franken, laut SBB-Papier.

Die «unnötigen Ausgaben» entstehen der SBB zu einem Grossteil aus einer Politik, die sowohl bei den Bundesbahnen als auch bei Fans und Fanarbeitenden aller involvierten Vereine als erfolgreich gilt. Weil sie die Fans um jeden Preis von den Regelzügen fernhalten und «ein Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kundengruppen im Zug und auf den Bahnhöfen» vermeiden wollen, locken die Bundesbahnen die Fussballreisenden mit stark vergünstigten Billetten auf die Extrazüge. Die günstigen Tickets sind einer der Hauptgründe für die ungedeckten Kosten, gleichzeitig verhindern sie einen zwar kaum quantifizierbaren, letztlich aber viel grösseren Schaden: dass sich nämlich Fans unangemeldet zu Hunderten in die Regelzüge begeben.

Bei vielen Vereinen sind im Bereich Extrazüge laut Direktbeteiligten grosse Fortschritte erkennbar, mutwilliges Beschädigen von Rollmaterial gebe es immer seltener. Diesen Trend würden selbst die SBB-Verantwortlichen an den regionalen Treffen bestätigen, heisst es. Verlange man aber konkrete Zahlen, winke die SBB ab. Claudius Schäfer, der als CEO der Swiss Football League im Vorstand von Fanarbeit Schweiz sitzt und regelmässig an den Sitzungen mit Fan­arbeitenden und einem SBB-Verantwortlichen teilnimmt, bestätigt, dass von den Vereinen viel Positives zu hören sei: «Das können wir jedoch nicht kommunizieren, weil uns die genauen Zahlen fehlen, mit denen wir die Fortschritte belegen könnten. Diese Situation ist für die Liga sehr unbefriedigend.» Doch warum gibt sich die SBB bedeckt, wo es doch einen für alle ermutigenden Trend zu belegen gäbe? «Wir machen die Zahlen nicht publik, weil wir keinen ‹Hooligan-Wettbewerb› der angerichteten Sachschäden provozieren wollen», erklärt SBB-Sprecher Kormann.

Aufhebung der Transportpflicht?

Fans und Fanarbeitende bemühen sich zum Teil seit Jahren um eine gute Zusammenarbeit mit dem Bahnpersonal, erinnern auf Flugblättern die Mitreisenden an ihre Mitverantwortung und durchkämmen mit Abfallsäcken die Abteile. Bestünde ein Interesse an einer Vandalismusmeisterschaft, hätte sie schon längst begonnen, denn die Fanszenen der einzelnen Vereine erfahren auch ohne die Zahlen der Bundesbahnen, wenn auf anderen Zügen Gravierendes vorfällt.

In der Frühjahrssession wird im Parlament der Wunsch der SBB nach Aufhebung der Transportpflicht behandelt. Das Unternehmen im Dienst der Öffentlichkeit will nicht länger Personengruppen befördern müssen, die Woche für Woche, Jahr für Jahr angeblich «ganze Lokomotiven zertrümmern», wie es in «10 vor 10» vor Jahresfrist wörtlich hiess. Die ungedeckten Kosten sollen per Gesetz auf die Vereine abgewälzt werden, die für ihre Fans in Zukunft Züge chartern und entsprechend haften sollen (vgl. «Das erfolgreiche YB-Modell»). Die SBB, im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und politischen Ansprüchen, will sich aus Kostengründen der Pflicht zum Fantransport entledigen, und 3 Millionen Franken an Sachschäden jährlich wären hierfür ein gutes Argument. Ob aber zehn- oder zwanzigmal weniger auch noch reichen für einen weiteren Schritt weg vom Service public?


Extrazüge
Das erfolgreiche YB-Modell

«Wir sind der Meinung, dass die Klubs gesetzlich verpflichtet werden müssen, die Verantwortung für das Verhalten ihrer Fans im öffentlichen Raum – und speziell im ÖV – zu übernehmen», schreibt die SBB. Konkret heisst das: Die Klubs sollen in Zukunft Fanzüge chartern und für Billettkontrolle, Sicherheit, Reinigung und Schäden aufkommen. Die WOZ hat bei jenen sechs Klubs, deren Fans regelmässig Extrazüge benutzen, nachgefragt, wie sie zur Idee der SBB stehen.

Weder der FC Basel, der FC Luzern, der FC Zürich, der FC St. Gallen, der Grasshopper Club (GC) noch die Young Boys (YB) äussern die Absicht, künftig Fanzüge zu chartern. GC erachtet es als wenig sinnvoll, dass «ein zusätzlicher Partner ins Boot geholt würde, vor allem weil die SBB von ihrer Kernkompetenz und jahrelanger Erfahrung profitieren können». Basel, Luzern und St. Gallen verweisen auf den Pilotversuch von SBB und YB, dessen Auswertung man abwarten wolle. «Fällt die Bilanz positiv aus, können wir uns grundsätzlich vorstellen, eine ähnliche Vereinbarung mit den SBB abzuschliessen», schreibt der FC St. Gallen.

Beim YB-Modell handelt es sich nicht um Charterzüge. Der Klub ist mit der SBB aber eine erweiterte Kooperation eingegangen: In Zusammenarbeit mit den beiden Fandach­verbänden übernehmen die Berner die Verantwortung für Sicherheit und Sauberkeit auf den Zügen und nehmen auch die Billettkontrolle vor. Für Schäden haften sie nicht.

Der Pilotversuch erstreckte sich über die Auswärtsspiele der Hinrunde 2011/12 und wird demnächst ausgewertet. YB profitiert dabei von der Vorarbeit der Fandachverbände. So ist es schon vor dem Pilotversuch dreimal in Folge gelungen, die Schadenssumme zu halbieren.


WOZ vom 05.01.2012
http://www.woz.ch/artikel/2012/nr01/schweiz/21582.html
Der Fussball ist ohne Fans überhaupt nichts. Die Fans sind das Lebenselixier des Spiels. Je eher die Leute dies verstehen, desto besser wird das Spiel. Jock Stein

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Beitrag von grantler » 14. Jan 2012, 23:41

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Yoda » 29. Mär 2012, 17:40

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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Taylor Bourbon » 27. Okt 2012, 14:34

Edit: Dachte, Thread sei im OT ...

cicero.de hat geschrieben:
Serdar Somuncu über «Mein Kampf»

«Das ist eine verlogene Debatte»

Interview mit Serdar Somuncu, 27. Oktober 2012


Derzeit wird darüber diskutiert, ob «Mein Kampf» regulär veröffentlicht werden soll. Ganz ehrlich, haben Sie vom Verbot nicht ganz schön profitiert?

Naja. Das kann man nur bedingt sagen. Ich habe 1996 nicht aus «Mein Kampf» vorgelesen, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Geld zu machen. Das Projekt war erfolgreich, weil ich es offensichtlich gut gemacht habe und glaubwürdig dabei war. Das Verbotene hat mich nie gereizt.

Aber es hat Sie erst einmal bekannt gemacht: Ein Türke liest aus «Mein Kampf».

Die Aufmerksamkeit war da, weil Medien  immer die Hoffnung haben, dass Dinge reißerisch aufbereitet werden können. 

Welche Rolle spielt der Mythos des Verbotenen im Umgang mit «Mein Kampf»?

Schon die Tatsache, dass man es in Deutschland noch immer nicht kaufen kann, ist ein Indikator für den unreifen Umgang, den wir mit den Hinterlassenschaften der nationalsozialistischen Zeit haben. «Mein Kampf» ist immer noch Tabu. Vielleicht deshalb verspüren manche eine fragwürdige Form von Erregung, sobald der Name Hitler ins Spiel kommet.

Was meinen Sie damit?

Es gibt eine Erregung im doppelten Sinne: Manche spüren den gewissen Kick, wenn sie ins Kino gehen, wenn sie Bücher lesen über Hitler oder sich reißerische Dokumentationen über sein Privatleben ansehen. Es entsteht eine Faszination des Grauens. Erregung bedeutet aber auch, dass Hitler die Gemüter erregt. Schnell kommt auch die Abscheu zum Vorschein. 

Hat diese Erregung auch Sie dazu geführt, dass Sie aus «Mein Kampf» vorgelesen haben?

Nein. Ich habe mich auch vorher schon mit diesem Thema beschäftigt. Vor der «Mein Kampf» Lesung habe ich «Arturo Ui» von Bertold Brecht inszeniert. Ein Zuschauer hat mich dann darauf hingewiesen, dass Helmut Qualtinger in den 70ern schon einmal aus «Mein Kampf» vorgelesen hat. Zunächst fand ich das wenig spannend und wollte es auch nicht als Bühnenprogramm machen. Im Gegensatz zu Qualtinger habe ich jedoch versucht, stärker den wissenschaftlichen Hintergrund zu beleuchten, das hat mich gereizt.

Insgesamt 1428 Vorstellungen haben Sie gemacht. Haben sich die Reaktionen über die Jahre verändert?

Am Anfang hat es viel Aufregung gegeben: Vor allem Antifa und Presse saßen im Publikum. Die Antifa wollte die Lesung verhindern, weil sie darin rechtsradikale Propaganda sah und die Presseleute wollten schauen, ob es Krawall gibt. Ich habe dieses Programm sehr lange gemacht. Die Reaktion wurde zunehmend positiver: Als das Feuilleton anfing, mich in den Himmel zu heben, war es mir zu nett. Ich musste kaum was sagen und schon haben die Leute Standing Ovations geklatscht. Das wurde mir zu viel. Ich mag’s auch, wenn man um die Anerkennung der Leute kämpfen muss.

Sie haben mir und den meisten etwas voraus: Sie haben «Mein Kampf» mal von vorne bis hinten gelesen.

Ich habe es mehrfach gelesen.

Wie schätzen Sie die literarischen Qualitäten Adolf Hitlers ein?

Das ist eine sehr einfache Frage, auf die ich nur eine komplexe Antwort geben kann. Es ist sehr viel darüber geschrieben worden und es braucht mehrere Stufen der Auseinandersetzung, um zu wissen, was an Mein Kampf tatsächlich stilistische Fehler waren oder was bewusst im Text gelassen wurde um den Eindruck einer gesprochenen Rede zu verstärken. Hitler verstand sich als Redner, nicht als Autor, daher sollte der Redecharakter beim Text erhalten bleiben. Wenn zum Beispiel ständig Füllworte gebraucht werden, wie z.B. «Ja, ja» oder «nein, nein», ist das eine bewusste Entscheidung des Verlages gewesen es so zu veröffentlichen. Trotzdem gab es über die Jahre mehrfach Änderungen am Text. Zum Beispiel ist in den ersten Auflagen noch die Rede von einer ‚parlamentarischen Demokratie‘, während daraus später die ‚germanische Demokratie‘ wurde. Hitler war also sicher kein schlechter Autor. Und es war auch nicht bloß wirres Zeug was er geschrieben hat. Allerdings sind große Teile des Textes auch geklaut.

Ach was, Hitler war Plagiator?

Ja, er hat Teile aus Gustave Le Bons «Psychologie der Massen» übernommen, es sind sozialdarwinistische Thesen enthalten, sowie Clausewitzsche Kriegstheorien.

Sollte man das Buch lesen?

Das weiß ich nicht. Es führt zu nichts, wenn man es einfach nur liest, ohne zu verstehen worum es geht. dafür ist es auch zu komplex. Wer Nazi-Ideologien lesen will, braucht nicht «Mein Kampf». Da reicht auch die Nationalzeitung. Entscheidend aus wissenschaftlicher Sicht ist aber, dass die verheerende Ideologie der Nazis schon lange vor der Machtergreifung angekündigt worden ist. Das wissen viele nicht. Schon früh stand fest, dass Hitler die Vernichtung der Juden plant. Man hätte also wissen können wohin die Reise geht.

Sie tragen all das durchaus humoristisch vor. Viele lachen bei Lesungen. Mussten Sie Hitler lustig machen oder ist es schon beim Lesen unterhaltsam?

Es hat aberwitzige Stellen zuhauf in diesem Buch, man muss nichts lustig machen. Aber sie nur lustig vorzutragen, um Hitler der Lächerlichkeit preis zu geben, wäre falsch und das ist mir auch zu billig. Dieser Fehler ist auch Hitlers damaligen Kritikern, wie z.B. der alliierten Presse unterlaufen: Insbesondere die Engländer haben Hitlers Ideologie in einem kabarettistischen Kontext vorgeführt und dabei vollkommen die inhaltliche Auseinandersetzung vergessen. Man hätte durch eine analytische Auseinandersetzung sicher auch den Widerstand in Deutschland unterstützen können.

Wieso sollte man Hitler nicht verulken? Das wird doch gerne als beste Waffe gegen Nazis dargestellt…

Darauf wurde meine Arbeit ja oft reduziert: Die einzige und beste Waffe sei es, ihn der Lächerlichkeit preiszugeben. Das halte ich für falsch. Ich bin der Meinung, dass es beide Seiten braucht: Sowohl das Ziel verdeutlichen, das Hitler verfolgt hat, das ist die Vernichtung der Juden, der Kampf um Lebensraum für die deutsche Rasse, aber auch die Banalität und Verquertheit ihres ideologischen Ursprungs. Letzteres kann auch lustig sein, aber erst wenn man beides  zusammenbringt, ergibt sich ein ganzes Bild.

Haben Sie eigentlich eine Lieblingsstelle in «Mein Kampf»?

(Zitiert sofort frei:) «Man hat Deutschland nicht gesehen, wenn man München nicht kennt. Man kennt vor allem die deutsche Kunst nicht, wenn man München nicht gesehen hat.»  Oder auch: «Jedes Tier paart sich nur mit einem Genossen der gleichen Art. Meise geht zu Meise, Fink zu Fink, der Storch zu Störchen, Feldmaus zu Feldmaus, Hausmaus zu Hausmaus.» Und so weiter… «Es wird aber nie ein Fuchs zu finden sein, der seiner inneren Gesinnung nach etwa humane Anwandlungen gegenüber Gänsen haben könnte». Unglaublich schwachsinnig, oder?  Und das sind nur einige «Highlights», die «Mein Kampf» enthält.

Sie können es immer noch auswendig.

Ich kann große Passagen von «Mein Kampf» auswendig, das hilft mir sehr. Gerade in den politischen Debatten heutiger Tage. Sie können sich vorstellen, wie oft ich Fragmente von «Mein Kampf» zitiere, ohne dass jemand es merkt und von wem ich manchmal dafür Zustimmung ernte.

Bei Ihren Lesungen haben Sie den typischen Hitler-Tonfall persifliert. Ist Ihnen das eigentlich leicht gefallen?

Achja, das fällt jedem mäßig begabten Schauspieler leicht.

Inzwischen spielen viele Ihrer Kollegen den «Führer». Haben Sie einen Favoriten?

Nein. Irgendwann habe ich mir das auch nicht mehr angetan. Ich finde, dass es einen Overkill gab, dass zu viele auf dieser Hitler-Welle geritten sind. Helge Schneider habe ich in «Mein Führer» gesehen, das war leider ziemlich traurig, weil es eine reine Ulknummer war und damit eine vertane Chance. Bruno Ganz in «Der Untergang» war eine Katastrophe, weil die Identifikation auf Hitler aus der Sicht seiner Sekräterin eine masslose Verharmlosung des Leids der Opfer darstellt. 

Wieso?

In jeder Auseinandersetzung mit Hitler muss klar sein, von wo aus ich ihn betrachte. Wenn ich das verwische und gleichzeitig tarne unter dem Deckmantel der nach Innovation suchenden künstlerischen Auseinandersetzung, spiele ich Leuten in die Hände, die das ausnutzen können für ihre Selbstbestätigung.

Ist die Zeit der Hitler-Filme vorbei?

Nein, ich denke, die Zeit ist noch gar nicht gekommen. Die Auseinandersetzung, die zum Beispiel in «Der Untergang» stattgefunden hat, war sehr verfänglich. Es ging darum zu zeigen, was das Menschliche an Hitler war, dabei konnte man sich bestens an der   dramatischen Inszenierung  seiner letzten Tage und Stunden des aber es wurde ausser acht gelassen, um die Analyse der verheerenden Auswirkung auf seine Opfer drücken. Man ging aus dem Kino und dachte: «Schade, dass der Hitler sich am Ende umgebracht hat», statt zu denken, «Was haben die eigentlich angestellt dass sie soweit kommen mussten in dieser ausweglosen Lage zu sein?» Ich glaube, wir sind in der Schuld-Bewältigungsdebatte immer noch nicht dort angekommen wo wir sein könnten. Auch der seltsame Umgang mit «Mein Kampf» macht das deutlich. Die Deutschen fallen nach wie vor lieber in die Opferrolle, als die Täterschaft der Nazidiktatur bedingungslos zu akzeptieren und als Teil ihrer Verantwortung im Hier und Jetzt anzunehmen.

2015 läuft das Urheberrecht für «Mein Kampf» aus – sollte es dann frei gegeben werden?
Das ist eine verlogene Debatte. Das Buch ist schon längst freigegeben. Es ist überall erhältlich, man kann es im Internet bestellen und das in allen Sprachen der Welt. Ganz offiziell erlaubt es Hitlers Nachlassverwalter, der bayrische Finanzminister Söder, sogar diversen  Verlagen, das Buch rauszubringen. Nur im Inland tut er so, als sei er der Hüter des Gewissens.

Also Schluss mit dem Verbot?

Ja, verkauft Hitler ruhig. Das ist mir egal. Ich wäre dafür, dass man die Bücher von Heinz Buschkowsky und Thilo Sarrazin verbietet, die sind heute viel gefährlicher als «Mein Kampf».

Herr Somuncu, vielen Dank für das Gespräch.

quasimodo
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von quasimodo » 31. Okt 2012, 15:30


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Taylor Bourbon
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Taylor Bourbon » 20. Mär 2013, 20:02

Im Fussball hats bestimmt auch Schwein drin ...



S.P.O.N. - Helden der Gegenwart hat geschrieben:

Die Bahn bremst auf Schweinen

Eine Kolumne von Silke Burmester


Fleischesser sind Mörder, weil sie Tiere töten. Vegetarier sind Schweine, weil sie Kühen die Milch klauen. Nur Veganer leben ethisch vertretbar - denn sie lehnen Tierprodukte komplett ab. Weswegen sie eigentlich auf das Zugfahren oder Teetrinken verzichten müssten. Oje!


Verehrte Veganer!

Wenn Jesus tatsächlich noch mal auf die Erde kommen sollte, dann käme er - anders als Elvis oder Rosa Luxemburg, deren Wiederkunft ja auch sehnlichst erwartet wird - als Veganer, das ist ja schon mal klar.
Ihr Veganer könnt euch etwas auf die Stirn schreiben, das schlichtweg der Hammer ist: Ihr seid die besseren Menschen. Und somit seid Ihr der neue Pop. Ihr seid die Coolness-Sau, die durchs Zeitgeist-Dorf getrieben wird. Denn Ihr seid einfach erhaben.

Während wir Normalmenschen uns Tiere untertan gemacht haben, wird euretwegen kein Lebewesen sterben. Keiner Kuh, keinem Schaf, keiner Ziege wird das Kälblein, das Lämmlein oder das Zicklein weggenommen. Und keine Henne muss verzweifelt im Stroh nach ihrem Ei suchen, denn die Haltung von Tieren zum Nutzen des Menschen ist euch ein Graus. Ihr nutzt keine Tiere, Ihr schaut sie an und freut euch über ihre Existenz. So geht Ihr in Plastikschuhen eures Weges und bleibt lieber für Stunden stehen, als dass Ihr euch auf ein Lederpolster setzen würdet, und irgendetwas mit Gelatine drin kommt euch nicht über die Lippen.

"Die mit dem Knall"

Das Coole ist: Ohne dass Ihr nur ein Wort sagt, führt Ihr uns Tiernutzern unsere Unzulänglichkeit, unsere Unvollkommenheit vor Augen. Durch eure bloße Existenz. Es reicht, dass wir eurer ansichtig werden, Menschen, deretwegen kein Tier sich fürchten muss. Sieht so ein Schwein, so eine Kuh oder so ein Fisch zum Beispiel mich, denkt das Vieh augenblicklich "Ledertasche!", "Milchshake!", "Schlemmerfilet!" und erschrickt zu Tode.

Ihr aber geht erhaben durch die Welt. Keiner muss euch fürchten, und mit sanftem Blick könnt Ihr auf uns, die Opfer und Täter der Lebensmittelskandale blicken und sagen: "Seht Ihr, das kommt dabei heraus, wenn man wider die Natur handelt." Ihr Fleisch-, Ei- und Milchverweigerer steht sogar besser da als die Vegetarier, die sich ja Eierpfannkuchen und Appenzeller hinter die Kiemen hauen und einfach darauf scheißen, dass ein Tier gemolken wird.

Einzig die Frutarier stehen auf der Leiter der Ethik über euch, wenn sie neben der Erdbeerpflanze hocken und darauf warten, dass sie eine ihrer Früchte loslässt. Da sie nichts essen, bei dessen Ernte Pflanzen zerstört werden, geht von Frutariern noch weniger Gewalt aus als von euch Veganern, die Ihr ja doch immer mal wieder an der einen oder anderen Pflanze zieht und zupft, um etwas in den Kochtopf zu bekommen. Weil die Fruchteinsammler aber vor lauter Warten vor allem im Winter eher mangelernährt sein dürften, erlaube ich mir, diese Gruppe als "die mit dem Knall" auf die Standspur im Rennen um ethische Überlegenheit zu verbannen.

Nee, ohne Zweifel, Ihr Veganer seid die Helden der Stunde. Immer mehr Leute schließen sich euch an. Nicht nur, weil sie sehen, welche perversen Auswüchse die Lebensmittelindustrie mittlerweile angenommen hat. Sondern auch, weil Askese Halt gibt und es ein tolles Gefühl ist, auf der Seite der Guten zu stehen.

Ich, das könnt Ihr euch denken, wäre auch gern bei den Tollen dabei, nur leider will mir das nicht so recht gelingen. Zwar kippe ich seit neuestem Reismilch in meinen Kaffee und streiche mir allerlei komische Pasten auf mein Brot. Doch kommt mir ständig das ein oder andere Schwein unter.

Und was tun die Muslime?

Neulich zum Beispiel, da bin ich mit der Bahn gefahren. Und, was hat die Bahn gemacht? Sie hat gebremst. Und womit tut sie das? Mit ihrer Bremse. Und in der Bremsscheibe ist, man glaubt es nicht, und ich habe auch keine Ahnung, wie es da genau reinkommt: Schwein. Ebenso wie im Streichholz und im Zigarettenfilter. So recherchierte es die niederländische Designerin Christien Meindertsma.

Nun bin ich zwar schon dazu übergegangen, nur noch Leute zu küssen, die ohne Filter rauchen. Aber jedes Mal, wenn ich eine Kerze anzünde, habe ich vielleicht diesen Schweinleim an den Fingern, der bei der Herstellung von Zündhölzern verwendet wird. Oder nehmen wir Brot. Auch da ist Schwein drin. Das gibt die Industrie in Form von aus Haaren gewonnenem Eiweiß hinein, damit der Teig geschmeidiger wird. Nun, so ein Brot, das lässt sich vermeiden. Aber selbst wenn ich mir eine Möhre mit Paste beschmiere und sie auf einen Teller tue oder wenn ich aus einer Tasse trinke, könnte da Schwein drin und dran sein, weil selbst für die Porzellanherstellung das rosa Vieh herhalten muss. Und sogar den Weg in Patronen findet so ein Borstentier. Beziehungsweise Teile davon. Was die Frage aufwirft: Wie soll das gehen als Veganer in der Bundeswehr?

Wie gesagt: Ich wäre auch gern so toll wie Ihr. Aber ich glaube, dieser Trend muss ohne mich stattfinden, nicht zuletzt, weil ich mich freue, dass die Bahn hin und wieder bremst und ich aussteigen kann.

Eines allerdings würde ich doch gern wissen: Warum muss eine Bremse Schwein enthalten? Und Munition? Und wie kommt man auf so eine Idee? Haben die Ingenieure bei der Entwicklung ihr Wurstbrot verwendet, weil sie die richtige Ingenieursschmiere nicht finden konnten? Und was nehmen die Muslime? Könnte man sich bei denen vielleicht was abgucken?
So ließen sich doch ohnehin schon brummende Geschäftsfelder weiterentwickeln! Deutschland könnte mit veganen Bremsen und Waffen für das muslimische Ausland seinen Status als eine der größten Rüstungs- und Exportnationen der Welt auf Jahrzehnte festigen. Einige Muslime werden sich ja vielleicht noch ewig die Köppe einhauen, und es wäre doch schade, wenn Deutschland da den Anschluss verpassen würde.

Wie gesagt, Veganer, in eurer Idee vom friedlichen Miteinander der Arten liegt die Zukunft. Ihr seid die Guten!

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Partyanimal
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von Partyanimal » 8. Apr 2013, 13:29

Passt wohl am besten hier rein. Hat einige sehr gute Kommentare dabei.

http://blog.tagesanzeiger.ch/stadtblog/index.php/4919/die-sudkurve-die-presse/
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dragao
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Re: Absolut lesenswert

Beitrag von dragao » 12. Apr 2013, 08:55

Konferenz im 2014 über Fussball.
Bis im Juni 2013 kann man Beiträge einreichen um als Referent teilnehmen zu können. Vielleicht interessierts ja wer hier.

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de ... h=fussball

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