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von Stecki » 1. Dez 2009, 13:39
Offener Brief an die Fans des FC Zürich
Dass der Entscheid der Geschäftsleitung des FC Zürich, bis auf Weiteres keine Auswärtstickets und keine Gästetickets bei Hochrisikospielen abzugeben, nicht überall auf Gegenliebe stossen wird, war uns klar. Nach den Vorfällen in Basel mussten wir aber handeln und die „Notbremse“ ziehen. Wir können und wollen die moralische Verantwortung für solche Gewaltexzesse nicht mehr übernehmen.
Wir waren in den letzten Monaten stets bemüht auf die Bedürfnisse der Fans einzugehen und diese wo möglich auch zu berücksichtigen bzw. in Betracht zu ziehen. Ausserdem hat der zeitliche und finanzielle Aufwand bezüglich des Themas „Sicherheit und Fans“ in den letzten Monaten massiv zugenommen. Zu erwähnen sind z.B:
- Hohe Bussen von der SFL und der UEFA (sechsstellig)
- Ausgesprochene und angedrohte Geisterspiele mit hohem finanziellen Schaden
- Hohe Sicherheitskosten im Letzigrund-Stadion (über 1 Mio Fr.)
- Neu durch uns zu berappende Polizeikosten (0,5 - 1,0 Mio Franken)
- Rechnungen für Sachschäden, welche Fans ausserhalb von Zürich anrichten (jetzt aus Basel vom Stadionbetreiber 0,25 Mio Franken)
- Rechnungen für Schäden im Letzigrund-Stadion, von der SBB, von Anwohnern
- Hohe Anwaltskosten
- Kosten für obligatorische Fan-Projekte
- Zeitintensive Einvernahmen und Hearings bei Disziplinar- und Rekurskommissionen
- Zeitraubende Besprechungen mit Bund, Stadt und der Polizei
- Zusatz-Kosten aufgrund umfangreicher neuer Massnahmenkataloge
Wir erhalten zudem viele Reaktionen von Familien und anderen FCZ-Anhängern, die sich weigern, die Spiele des FCZ zu besuchen. In Mailand wurde das CL-Spiel gegen AC Milan beinahe abgebrochen und mit 0:3 forfait erklärt. Darüber hinaus schadet die negative Berichterstattung unserem Image im In- und Ausland. Dies mag auch ein Grund sein, weshalb wir einen tiefen Zuschauerdurchschnitt aufweisen.
Unter solchen Rahmenbedingungen stellt sich auch die Sinnfrage, ob in Zürich noch professioneller Fussball betrieben und angeboten werden kann und soll. Die wirtschaftlichen und sportlichen Herausforderungen sind enorm, deshalb wären wir wenigstens „familienintern“ auf eine positive Unterstützung angewiesen. Wenn diese aber ausbleibt vergeht auch Exponenten und Sponsoren langsam aber sicher die Lust an der Sache und sie fragen sich, weshalb sie sich auch in Zukunft noch für den FCZ engagieren sollen.
Natürlich wissen wir, dass sich der Grossteil der FCZ-Fans korrekt verhält. Dass durch unsere Massnahme auch die vernünftigen und korrekten Fans betroffen werden, tut uns leid. Aber wir sind nicht mehr in der Lage, konkret zwischen den "guten" und den "bösen" zu unterscheiden und diese entsprechend unterschiedlich zu behandeln. Viele Chaoten verstecken sich in der Anonymität der Masse und werden dort gelegentlich auch geschützt.
Unser Entscheid ist vor allem aber auch als "Timeout" zu verstehen, damit wir gemeinsam mit den Fan-Verantwortlichen intelligente und nachhaltige Lösungen finden können. Wir werden uns deshalb in den nächsten Wochen mit den Fan-Verantwortlichen treffen und das weitere Vorgehen besprechen.
In diesem Sinne hoffen wir auf Verständnis für unsere Massnahme. Wir werden zum Stand der Dinge die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit wieder orientieren.
Die Geschäftsleitung des FC Zürich