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HERR STIERLI RAUS!

Ist es an der Zeit, dass Stierli seinen Hut nimmt?

Ja
274
88%
Nein
37
12%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 311

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timtim
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von timtim » 9. Dez 2014, 10:44

marga hat geschrieben:Walter Stierli war gegen den "radikalen Umbruch" und dieser wurde unter der Führung von A.F. umgesetzt.


Es geht doch nicht um solche Detailfragen, die Probleme liegen viel tiefer. Das sollten mittlerweile auch die Letzten noch kapiert haben.

marga
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von marga » 9. Dez 2014, 12:18

timtim hat geschrieben:
marga hat geschrieben:Walter Stierli war gegen den "radikalen Umbruch" und dieser wurde unter der Führung von A.F. umgesetzt.


Es geht doch nicht um solche Detailfragen, die Probleme liegen viel tiefer. Das sollten mittlerweile auch die Letzten noch kapiert haben.


Das ist kein Detail, es war die Frage wieso walti nicht mehr wollte, weil er gegen den "radikalen Umbruch" war.

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jossen
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von jossen » 9. Dez 2014, 12:39

marga hat geschrieben:
timtim hat geschrieben:
marga hat geschrieben:Walter Stierli war gegen den "radikalen Umbruch" und dieser wurde unter der Führung von A.F. umgesetzt.


Es geht doch nicht um solche Detailfragen, die Probleme liegen viel tiefer. Das sollten mittlerweile auch die Letzten noch kapiert haben.


Das ist kein Detail, es war die Frage wieso walti nicht mehr wollte, weil er gegen den "radikalen Umbruch" war.

so ein scheiss... der radikale umbruch begann schon viel viel früher. teil des "radikalen umbruchs" war unter anderem der einsatz eines hauptamtlichen präsidenten. dieser kostet unmengen, wohingegen ein hauser noch geld reingepumpt hat. unter anderem dieses neue salär fehlte nun alex frei und es musste zu sparmassnahmen kommen. es gibt noch ganz andere bereiche die heute kosten und ärger verursachen und wo wäutu nicht dagegen war, sondern sich sogar dafür eingesetzt hat... soll doch papst werden

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Chnebugrend
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Chnebugrend » 9. Dez 2014, 12:41

marga hat geschrieben:
timtim hat geschrieben:
marga hat geschrieben:Walter Stierli war gegen den "radikalen Umbruch" und dieser wurde unter der Führung von A.F. umgesetzt.


Es geht doch nicht um solche Detailfragen, die Probleme liegen viel tiefer. Das sollten mittlerweile auch die Letzten noch kapiert haben.


Das ist kein Detail, es war die Frage wieso walti nicht mehr wollte, weil er gegen den "radikalen Umbruch" war.


Und jetzt da Wädu es geschafft hat so gut wie alle abzusägen welche nicht seiner Meinung waren, kann er endlich wieder seine eigene Vision umsetzen und "seinen" FCL retten. Mou, guet gmacht!
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Ekim
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Ekim » 9. Dez 2014, 12:47

Medienspiegel: bitte ergänzen.
FCL-Chaos durch Sonnenkönig Stierli

http://www.nzz.ch/sport/fussball/unausw ... 1.18439896
07.12.14
NZZ hat geschrieben:In der Not wird Kopfjägerei betrieben. Das ist immer am einfachsten. Dabei müssten die Struktur und die Machtverteilung überprüft werden. Der FCL hat den wankelmütigen, bisweilen polternden Geldgeber Bernhard Alpstaeg, der weit weg vom Geschehen und beeinflussbar ist. Der FCL hat Walter Stierli als graue Eminenz, als hemdsärmligen Strippenzieher, der grosse Verdienste im Bau des neuen Stadions hat, mit Alpstaeg sowie der Lokalpresse verlinkt ist und nicht loslassen kann. Der FCL hat Marco Sieber, den Verwaltungsratspräsidenten der Stadion-Holding. Der FCL hat den Klubchef Ruedi Stäger mit einem 60-Prozent-Pensum, aber beschränktem Einfluss. Und er hatte Alex Frei. Bereits werden potenzielle Nachfolger genannt. Was einer von ihnen sagt, muss in Luzern zu denken geben: «Der FCL ist zu undurchsichtig und keine Option für mich. Die gehen dort wie Hunde aufeinander los.»


http://www.tagesanzeiger.ch/sport/fussb ... y/30191876
07.12.14
Tagesanzeiger hat geschrieben:Aber in Luzern, diesem Hort der Eitelkeiten, wirken seit jeher seltsame, selbstzerstörerisch anmutende Kräfte. Der FCL schafft es mit erstaunlicher Konstanz, sich selbst im Weg zu stehen. (...) Er spürte bald selbst, dass der neue Job komplexer ist als erwartet und sich vieles nicht lösen liess wie früher mit einem Geniestreich auf dem Rasen. Erschwerend kam hinzu, dass er sich auf einen Verein einliess, der von mächtigen Lokalgrössen regiert wird. (...) Grossaktionär Bernhard Alpstaeg poltert und schimpft gern, aber in seiner Meinung zum Fussball ist er beeinflussbar. Eine bedeutende Rolle spielte Walter Stierli, der Ehrenpräsident und Verwaltungsrat, der sich angeblich zurückziehen möchte und doch keine Anstalten macht, Interesse an Ruhe im Verein zu haben. Stierli verglich den FCL einmal mit Schalke, es sei halt immer etwas los in der Zentralschweiz. Als wäre das ein Gütesiegel, als wäre das lobenswert. Der Club ist den Launen seiner Holding ausgesetzt. Präsident Ruedi Stäger bemüht sich zwar um Souveränität, aber als Funktionär, der im Mandatsverhältnis angestellt ist, kann er sich nicht gegen die Hausbank auflehnen. Tut er es doch, droht ihm die Absetzung. (...)
Die Fans richten ihren Unmut gegen Stierli. Im «Stelzbock», dem Mitteilungsblatt der United Supporters Luzern, wird Stierli als «Missverständnis» bezeichnet, ihm wird ein Mangel an «notwendigem Respekt» vorgeworfen. Es sind alar­mierende Signale der Zerrüttung, zwischen den Geldgebern und grossen Teilen des Publikums haben sich tiefe Gräben aufgetan. (...)
bei diesen Strukturen ist man geneigt zu sagen: viel Spass dem Neuen. (...)
sie merken nicht, dass sich solche Geschichten in Luzern ständig wiederholen.


http://www.blick.ch/sport/fussball/supe ... 30255.html
07.12.14
Blick hat geschrieben:Aber Stierli kann nicht loslassen. Obwohl er offiziell kein Amt mehr innehat, ist er nach wie vor Strippenzieher und Einflüsterer von Hauptinvestor Bernhard Alpstaeg. Stierli ist eitel, unberechenbar und duldet kaum Widerspruch. Auch nicht von Alex Frei.


http://www.nzz.ch/sport/fussball/basel- ... 1.18439902
08.12.14
NZZ hat geschrieben:(...) Während in Basel Aufbruchsstimmung herrscht, dominiert in Luzern immer wieder der Abbruch. Mit dem neuen Trainer Markus Babbel haben die Zentralschweizer in der Schlussphase dieser Vorrunde zwar die ersten zwei Siege erzielt. Oft fallen sie nicht ab, auch am Samstag während langer Zeit gegen Basel nicht. Aber es fehlt ihnen ein gesunder Boden, auf dem ihre redlichen Bemühungen spriessen könnten. «Der Abstiegskampf wird grossen Aufwand mit sich bringen», sagte Babbel, «ich hoffe, dass im Verein Ruhe einkehrt. Seit ich hier bin, war es doch sehr turbulent. Das schadet dem Team und dem Klub.» Kurz danach gaben der FCL und der Sportchef Alex Frei ihre Trennung bekannt. Zuvor hatte Walter Stierli entspannt gewirkt. Aus dem Machtkampf gingen er und die anderen Investoren als Sieger hervor. Aber ob der FCL mit diesen Strukturen zur Ruhe kommt?


http://www.radiopilatus.ch/artikel/136340
08.12.14

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von marga » 9. Dez 2014, 16:13

Das ist kein Detail, es war die Frage wieso walti nicht mehr wollte, weil er gegen den "radikalen Umbruch" war.[/quote]
so ein scheiss... der radikale umbruch begann schon viel viel früher. teil des "radikalen umbruchs" war unter anderem der einsatz eines hauptamtlichen präsidenten. dieser kostet unmengen, wohingegen ein hauser noch geld reingepumpt hat. unter anderem dieses neue salär fehlte nun alex frei und es musste zu sparmassnahmen kommen. es gibt noch ganz andere bereiche die heute kosten und ärger verursachen und wo wäutu nicht dagegen war, sondern sich sogar dafür eingesetzt hat... soll doch papst werden[/quote]


so ein scheiss, ich spreche von A.F. und seinem radikalen Mannschaft's Umbau und von nichts anderem, habe nur erwähnt das W.S. dagegen war mehr nicht.

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Oirdnas
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Oirdnas » 9. Dez 2014, 17:20

Ich versuche mich mal mit einer ganz sachlichen, BWL-geprägten Analyse:

Das Grundproblem ist, dass W.S. mit dem Einzug ins neue Stadion die ganze Vereins- (oder Unternehmens)Kultur des FCL schlagartig ändern wollte. Vom ehrlichen Bauernverein zum glamourösen Schicki-Micki-Club. Die Angestellten mussten nun alle Anzüge tragen, das goldene Stadion schön glänzen, klingende Namen mussten ins Boot geholt werden (vgl. Ebene 1 des Schichtenmodells von Edgar Schein: sichtbare Artefakte). Nur hat Walti bei der ganzen Sache vergessen das der FCL ein emotionales "Produkt" ist, das Identifikation erfordert, und die Kundschaft halt nicht so schnell ausgetauscht bzw. verändert werden kann. Da werden einfach mal alle verinnerlichten Werte und Normen (Ebene 3: verinnerlichte Grundannahmen) der Fans (Kunden) sowie auch der eigenen Mitarbeiter über Bord geworfen. Das dies zu einer hohen Mitarbeiterfluktuation (aufgrund zu wenig Commitment, Motivation) und einer abnehmenden Kundenanzahl (fehlende Identifikation) führt, scheint selbsterklärend. Das ein solcher Wandel funktionieren könnte ist gut möglich, im Falle des FC Luzern jedoch unwahrscheinlich. Denn Walti hat es verpasst den Fans die Notwendigkeit zur Veränderung in Richtung Schicki-Micki Klub aufzuzeigen. Ob eine Notwendigkeit beim Einzug ins neue Stadion vorhanden war scheint mir persönlich auch fraglich. Auf jeden Fall hat Walti den "Change" vorgenommen. Er vergass aber, dass die Leute mehr oder weniger mit dem Verein zufrieden waren vor 2009. Sie sahen keine Notwendigkeit, den ganzen Verein umzukrempeln. Wie bereits in einem anderen Thread beschrieben gibt es in jedem Change-Prozess auch das Tal des Jammerns. Leider haben wir dieses Tal in den letzten Jahren schon mehrmals durchlaufen, ohne merkliche Fortschritte danach. Und so stehen wir jetzt an einem Scheidepunkt: Wandel durchziehen oder zurück zum alten Image?

Meiner Meinung nach muss jetzt die ganze Vereinskultur hinterfragt und danach ausgerichtet werden. Es müsste eine ernsthafte "Produkt"analyse vorgenommen werden, im Sinne einer Umfrage, mit welchen Werten die "Kunden" (Fans) den FCL kombinieren. Es würden wohl erstaunliche Resultate herauskommen, welche schon fast gegenteilig zum momentan angebotenen "Produkt" stehen (ausser vielleicht das Merkmal: stätige Unruhe :lol: ). Mir kommt es vor als wäre der FCL momentan Renault, der versucht im Premium Segment Audi oder Mercedes zu verdrängen. Irgendwie nicht das, was die Kunden von Renault wollen. Die Positionierung im Markt ist völlig falsch.
Ich persönlich glaube, Stäger hat erkannt für welche Werte der FC Luzern früher gestanden hat und versucht diese nach und nach wieder in den Verein zu integrieren. Ob W.S. dies auch so sieht ist höchst fraglich, aber schlussendlich doch entscheidend für die Zukunft unseres FCLs.
Für all diese Fans - so unterschiedlich sie auch waren - bedeutete die Luzerner Allmend in den letzten gut 30 Jahren ein Stück Heimat. Auch wenn zum Schluss das alte Stadion zunehmend vom eisigen Wind der Repression umweht wurde und dem vorherrschenden Sicherheitsdenken entsprechend überbordende Fans unnachsichtiger als früher aussortiert wurden, bemühte sich die Allmend nach Kräften, den Fans ein paar letzte Freiräume zu erhalten. Denn sie wusste ganz genau, dass es letztlich das bunte und (nur allzu) menschliche Treiben auf den Stehplätzen war, das dafür sorgte, dass die Allmend eine Kultstätte des Schweizer Fussballs wurde und nicht ein Stadion unter vielen blieb. - Allmendbuch

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Schalker jung » 9. Dez 2014, 21:08

Oirdnas hat geschrieben:Ich versuche mich mal mit einer ganz sachlichen, BWL-geprägten Analyse:

Das Grundproblem ist, dass W.S. mit dem Einzug ins neue Stadion die ganze Vereins- (oder Unternehmens)Kultur des FCL schlagartig ändern wollte. Vom ehrlichen Bauernverein zum glamourösen Schicki-Micki-Club. Die Angestellten mussten nun alle Anzüge tragen, das goldene Stadion schön glänzen, klingende Namen mussten ins Boot geholt werden (vgl. Ebene 1 des Schichtenmodells von Edgar Schein: sichtbare Artefakte). Nur hat Walti bei der ganzen Sache vergessen das der FCL ein emotionales "Produkt" ist, das Identifikation erfordert, und die Kundschaft halt nicht so schnell ausgetauscht bzw. verändert werden kann. Da werden einfach mal alle verinnerlichten Werte und Normen (Ebene 3: verinnerlichte Grundannahmen) der Fans (Kunden) sowie auch der eigenen Mitarbeiter über Bord geworfen. Das dies zu einer hohen Mitarbeiterfluktuation (aufgrund zu wenig Commitment, Motivation) und einer abnehmenden Kundenanzahl (fehlende Identifikation) führt, scheint selbsterklärend. Das ein solcher Wandel funktionieren könnte ist gut möglich, im Falle des FC Luzern jedoch unwahrscheinlich. Denn Walti hat es verpasst den Fans die Notwendigkeit zur Veränderung in Richtung Schicki-Micki Klub aufzuzeigen. Ob eine Notwendigkeit beim Einzug ins neue Stadion vorhanden war scheint mir persönlich auch fraglich. Auf jeden Fall hat Walti den "Change" vorgenommen. Er vergass aber, dass die Leute mehr oder weniger mit dem Verein zufrieden waren vor 2009. Sie sahen keine Notwendigkeit, den ganzen Verein umzukrempeln. Wie bereits in einem anderen Thread beschrieben gibt es in jedem Change-Prozess auch das Tal des Jammerns. Leider haben wir dieses Tal in den letzten Jahren schon mehrmals durchlaufen, ohne merkliche Fortschritte danach. Und so stehen wir jetzt an einem Scheidepunkt: Wandel durchziehen oder zurück zum alten Image?

Meiner Meinung nach muss jetzt die ganze Vereinskultur hinterfragt und danach ausgerichtet werden. Es müsste eine ernsthafte "Produkt"analyse vorgenommen werden, im Sinne einer Umfrage, mit welchen Werten die "Kunden" (Fans) den FCL kombinieren. Es würden wohl erstaunliche Resultate herauskommen, welche schon fast gegenteilig zum momentan angebotenen "Produkt" stehen (ausser vielleicht das Merkmal: stätige Unruhe :lol: ). Mir kommt es vor als wäre der FCL momentan Renault, der versucht im Premium Segment Audi oder Mercedes zu verdrängen. Irgendwie nicht das, was die Kunden von Renault wollen. Die Positionierung im Markt ist völlig falsch.
Ich persönlich glaube, Stäger hat erkannt für welche Werte der FC Luzern früher gestanden hat und versucht diese nach und nach wieder in den Verein zu integrieren. Ob W.S. dies auch so sieht ist höchst fraglich, aber schlussendlich doch entscheidend für die Zukunft unseres FCLs.

:thumbleft: :prayer: :thumbleft:
1000 Trainer schon verschliessen, Spieler kommen Spieler gehen
doch was stehts bleibt sind wir Luzerner die immer Treu zur Mannschaft stehn

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Schalker jung » 9. Dez 2014, 21:08

Oirdnas hat geschrieben:Ich versuche mich mal mit einer ganz sachlichen, BWL-geprägten Analyse:

Das Grundproblem ist, dass W.S. mit dem Einzug ins neue Stadion die ganze Vereins- (oder Unternehmens)Kultur des FCL schlagartig ändern wollte. Vom ehrlichen Bauernverein zum glamourösen Schicki-Micki-Club. Die Angestellten mussten nun alle Anzüge tragen, das goldene Stadion schön glänzen, klingende Namen mussten ins Boot geholt werden (vgl. Ebene 1 des Schichtenmodells von Edgar Schein: sichtbare Artefakte). Nur hat Walti bei der ganzen Sache vergessen das der FCL ein emotionales "Produkt" ist, das Identifikation erfordert, und die Kundschaft halt nicht so schnell ausgetauscht bzw. verändert werden kann. Da werden einfach mal alle verinnerlichten Werte und Normen (Ebene 3: verinnerlichte Grundannahmen) der Fans (Kunden) sowie auch der eigenen Mitarbeiter über Bord geworfen. Das dies zu einer hohen Mitarbeiterfluktuation (aufgrund zu wenig Commitment, Motivation) und einer abnehmenden Kundenanzahl (fehlende Identifikation) führt, scheint selbsterklärend. Das ein solcher Wandel funktionieren könnte ist gut möglich, im Falle des FC Luzern jedoch unwahrscheinlich. Denn Walti hat es verpasst den Fans die Notwendigkeit zur Veränderung in Richtung Schicki-Micki Klub aufzuzeigen. Ob eine Notwendigkeit beim Einzug ins neue Stadion vorhanden war scheint mir persönlich auch fraglich. Auf jeden Fall hat Walti den "Change" vorgenommen. Er vergass aber, dass die Leute mehr oder weniger mit dem Verein zufrieden waren vor 2009. Sie sahen keine Notwendigkeit, den ganzen Verein umzukrempeln. Wie bereits in einem anderen Thread beschrieben gibt es in jedem Change-Prozess auch das Tal des Jammerns. Leider haben wir dieses Tal in den letzten Jahren schon mehrmals durchlaufen, ohne merkliche Fortschritte danach. Und so stehen wir jetzt an einem Scheidepunkt: Wandel durchziehen oder zurück zum alten Image?

Meiner Meinung nach muss jetzt die ganze Vereinskultur hinterfragt und danach ausgerichtet werden. Es müsste eine ernsthafte "Produkt"analyse vorgenommen werden, im Sinne einer Umfrage, mit welchen Werten die "Kunden" (Fans) den FCL kombinieren. Es würden wohl erstaunliche Resultate herauskommen, welche schon fast gegenteilig zum momentan angebotenen "Produkt" stehen (ausser vielleicht das Merkmal: stätige Unruhe :lol: ). Mir kommt es vor als wäre der FCL momentan Renault, der versucht im Premium Segment Audi oder Mercedes zu verdrängen. Irgendwie nicht das, was die Kunden von Renault wollen. Die Positionierung im Markt ist völlig falsch.
Ich persönlich glaube, Stäger hat erkannt für welche Werte der FC Luzern früher gestanden hat und versucht diese nach und nach wieder in den Verein zu integrieren. Ob W.S. dies auch so sieht ist höchst fraglich, aber schlussendlich doch entscheidend für die Zukunft unseres FCLs.

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von lucerne » 10. Dez 2014, 09:31

Oirdnas hat geschrieben:Meiner Meinung nach muss jetzt die ganze Vereinskultur hinterfragt und danach ausgerichtet werden. Es müsste eine ernsthafte "Produkt"analyse vorgenommen werden, im Sinne einer Umfrage, mit welchen Werten die "Kunden" (Fans) den FCL kombinieren. Es würden wohl erstaunliche Resultate herauskommen, welche schon fast gegenteilig zum momentan angebotenen "Produkt" stehen (ausser vielleicht das Merkmal: stätige Unruhe :lol: ). Mir kommt es vor als wäre der FCL momentan Renault, der versucht im Premium Segment Audi oder Mercedes zu verdrängen. Irgendwie nicht das, was die Kunden von Renault wollen. Die Positionierung im Markt ist völlig falsch.


http://www.acurelis.com/system/files/pu ... e_2012.pdf
"Seite 21-23 ("Der Weg von Borussia Dortmund zum Markenmeister") ist in dem Zusammenhang sehr lesenswert.
jossen hat geschrieben:Lucerne hatte immer recht! Asche über mein Haupt

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Iggy Pop » 10. Dez 2014, 09:44

schön geschrieben oirdnas! ich denke nicht, dass walti s. den fcl als produkt sieht, das er einem kunden verkaufen muss, sondern als produkt, das er gekauft hat.

lucerne
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von lucerne » 10. Dez 2014, 15:31

Medienspiegel: bitte ergänzen.
FCL-Chaos durch Sonnenkönig Stierli

http://www.nzz.ch/sport/fussball/unausw ... 1.18439896
07.12.14
NZZ hat geschrieben:In der Not wird Kopfjägerei betrieben. Das ist immer am einfachsten. Dabei müssten die Struktur und die Machtverteilung überprüft werden. Der FCL hat den wankelmütigen, bisweilen polternden Geldgeber Bernhard Alpstaeg, der weit weg vom Geschehen und beeinflussbar ist. Der FCL hat Walter Stierli als graue Eminenz, als hemdsärmligen Strippenzieher, der grosse Verdienste im Bau des neuen Stadions hat, mit Alpstaeg sowie der Lokalpresse verlinkt ist und nicht loslassen kann. Der FCL hat Marco Sieber, den Verwaltungsratspräsidenten der Stadion-Holding. Der FCL hat den Klubchef Ruedi Stäger mit einem 60-Prozent-Pensum, aber beschränktem Einfluss. Und er hatte Alex Frei. Bereits werden potenzielle Nachfolger genannt. Was einer von ihnen sagt, muss in Luzern zu denken geben: «Der FCL ist zu undurchsichtig und keine Option für mich. Die gehen dort wie Hunde aufeinander los.»


http://www.tagesanzeiger.ch/sport/fussb ... y/30191876
07.12.14
Tagesanzeiger hat geschrieben:Aber in Luzern, diesem Hort der Eitelkeiten, wirken seit jeher seltsame, selbstzerstörerisch anmutende Kräfte. Der FCL schafft es mit erstaunlicher Konstanz, sich selbst im Weg zu stehen. (...) Er spürte bald selbst, dass der neue Job komplexer ist als erwartet und sich vieles nicht lösen liess wie früher mit einem Geniestreich auf dem Rasen. Erschwerend kam hinzu, dass er sich auf einen Verein einliess, der von mächtigen Lokalgrössen regiert wird. (...) Grossaktionär Bernhard Alpstaeg poltert und schimpft gern, aber in seiner Meinung zum Fussball ist er beeinflussbar. Eine bedeutende Rolle spielte Walter Stierli, der Ehrenpräsident und Verwaltungsrat, der sich angeblich zurückziehen möchte und doch keine Anstalten macht, Interesse an Ruhe im Verein zu haben. Stierli verglich den FCL einmal mit Schalke, es sei halt immer etwas los in der Zentralschweiz. Als wäre das ein Gütesiegel, als wäre das lobenswert. Der Club ist den Launen seiner Holding ausgesetzt. Präsident Ruedi Stäger bemüht sich zwar um Souveränität, aber als Funktionär, der im Mandatsverhältnis angestellt ist, kann er sich nicht gegen die Hausbank auflehnen. Tut er es doch, droht ihm die Absetzung. (...)
Die Fans richten ihren Unmut gegen Stierli. Im «Stelzbock», dem Mitteilungsblatt der United Supporters Luzern, wird Stierli als «Missverständnis» bezeichnet, ihm wird ein Mangel an «notwendigem Respekt» vorgeworfen. Es sind alar­mierende Signale der Zerrüttung, zwischen den Geldgebern und grossen Teilen des Publikums haben sich tiefe Gräben aufgetan. (...)
bei diesen Strukturen ist man geneigt zu sagen: viel Spass dem Neuen. (...)
sie merken nicht, dass sich solche Geschichten in Luzern ständig wiederholen.


http://www.blick.ch/sport/fussball/supe ... 30255.html
07.12.14
Blick hat geschrieben:Aber Stierli kann nicht loslassen. Obwohl er offiziell kein Amt mehr innehat, ist er nach wie vor Strippenzieher und Einflüsterer von Hauptinvestor Bernhard Alpstaeg. Stierli ist eitel, unberechenbar und duldet kaum Widerspruch. Auch nicht von Alex Frei.


http://www.nzz.ch/sport/fussball/basel- ... 1.18439902
08.12.14
NZZ hat geschrieben:(...) Während in Basel Aufbruchsstimmung herrscht, dominiert in Luzern immer wieder der Abbruch. Mit dem neuen Trainer Markus Babbel haben die Zentralschweizer in der Schlussphase dieser Vorrunde zwar die ersten zwei Siege erzielt. Oft fallen sie nicht ab, auch am Samstag während langer Zeit gegen Basel nicht. Aber es fehlt ihnen ein gesunder Boden, auf dem ihre redlichen Bemühungen spriessen könnten. «Der Abstiegskampf wird grossen Aufwand mit sich bringen», sagte Babbel, «ich hoffe, dass im Verein Ruhe einkehrt. Seit ich hier bin, war es doch sehr turbulent. Das schadet dem Team und dem Klub.» Kurz danach gaben der FCL und der Sportchef Alex Frei ihre Trennung bekannt. Zuvor hatte Walter Stierli entspannt gewirkt. Aus dem Machtkampf gingen er und die anderen Investoren als Sieger hervor. Aber ob der FCL mit diesen Strukturen zur Ruhe kommt?


http://www.radiopilatus.ch/artikel/136340
08.12.14

NZZ am Sonntag
23.11.2014

Mit einem Feuer, in dem viel verbrennt

Obschon der FC Luzern ein neues Stadion hat, findet er keinen Halt. Zu viele pflegen ihr Ego, zeigen Ungeduld, destabilisieren. Jetzt ist auch das Projekt mit Alex Frei gefährdet.
Der Sportchef Alex Frei im neuen Stadion des FC Luzern: Im Verein herrscht seit Wochen Unruhe. (Luzern, 20. November 2014)

Von Peter B. Birrer

Vor zwei Jahren verwandelte sich der FC Luzern scheinbar vom Krisen- zum Vorzeigemodell. Neues Stadion, durchschnittlich 14 000 Zuschauer, zweiter Rang, taktisch gefestigtes Team, Perspektiven mit dem Trainer Murat Yakin. Der Geldgeber Bernhard Alpstaeg nahm damals vor dem Cup-Final gegen Basel zwischen Zug und dem Entlebuch ein «Vibrieren der Luft» wahr. Das Fazit 2014 ist dagegen ernüchternd: letzter Platz, kein Cup, noch 11 000 Zuschauer. Dazu gesellt sich eine Lokalpresse, die einen nach dem anderen auf die Gabel nimmt. Um den Klub breitet sich ein Feuer aus, in dem viel verbrennt.

«Das ist halt der FC Luzern», sagt Walter Stierli. Er war lange Klubpräsident und treibende Kraft, als mit dem Bau der neuen Arena regionale Kräfte gebündelt werden mussten. Das ist sein grosses Verdienst. Stierli hat etwas Hemdsärmeliges, Polemisches, Gewinnendes auch, und er ist über die Jahre zum Lokalfürsten aufgestiegen. Heute fungiert er als Ehrenpräsident des Klubs und als Aktionär der Holding, die über das Stadion und den FC wacht. In der Holding ist Stierli mit Alpstaeg verlinkt. Zusammen kontrollieren sie 51 Prozent, also die Mehrheit. Doch die Geldspritze und das Machtzentrum ist der Swisspor-Chef Alpstaeg, der die Namensrechte der Arena erworben hat und Millionen fliessen lässt. Stierli kam dank seiner guten Arbeit im Stadionprojekt günstig zu seinem 25-Prozent-Anteil, den er nun abgeben will.

Aber man weiss nicht, ob dem so sein wird. Denn Stierli kann nicht loslassen, obschon er einmal gesagt hat, dass er die Kraft für den FC nicht mehr aufbringe. Er pflegt Seilschaften und übt, obwohl er 2012 als Klubpräsident zurückgetreten ist, ausserhalb des Scheinwerferlichts Einfluss aus, auf Alpstaeg, der weit weg vom FC ist, auf Personen im Umfeld des Klubs – und mit direktem Zugang in die Chefetage der «Neuen Luzerner Zeitung». Auch wenn guter Wille vorhanden ist, kann das destruktiv einwirken. Unberechenbar ist es alleweil. Derzeit ist der FCL die Antithese zum FC St. Gallen, wo Geldgeber unter der Leitung des diskreten Dölf Früh geeint sind und der Trainer Jeff Saibene in der Medienrunde wie unter Kumpeln reden kann. Früh lässt keine Kritik am Sportchef Heinz Peischl und an Saibene zu. Aber Früh hat es auch einfach, weil St. Gallen mehr gewinnt als verliert.

Im Verwaltungsrat der Luzerner Holding, in dem auch Samih Sawiris sitzt, haben Egos eine Art Konkurrenzverhältnis aufgebaut, sie neigen zum Ausschweifen. Alpstaeg kann poltern, die Frisur eines Angestellten öffentlich zum Thema machen oder dem früheren Techniker-Duo Komornicki/Hermann «Ahnungslosigkeit» unterstellen. Er, der mit dem Swisspor-Unternehmen eine Milliarde Schweizerfranken pro Jahr umsetzt, kann über den FCL auch sagen: «Es muss ein Kick durch die ganze Bude.» Oder: «Es rollen Köpfe.» Mässigung ist nicht seine Stärke.

2013 wurde dem Luzerner Cocktail der Sportchef Alex Frei beigefügt. Ausgerechnet Frei, der als mittelmässig talentierter, aber williger Stürmer viele Tore schoss, der als verbissener Chrampfer gilt, der einen Namen hat, der sich verkaufen kann. Er soll sich in Luzern zurechtfinden, in einem Klub, in dem man laviert und den Opportunismus pflegt, in dem indirekt verlangt wird, dass man lächelt und «Sali Sepp» hier, «Sali Hans» dort sagt.

Das Projekt, das Frei 2013 mit dem Trainer Carlos Bernegger anstiess, lief gut an. Vor einem Jahr kitzelten die Luzerner Basel. Anfang 2014 setzten die Investoren den Banker Rudolf Stäger mit einem 60-Prozent-Pensum als Präsidenten ein. Weil die Zuschauerzahlen zurückgingen, wurde Frei ein Sparprogramm von gegen einer Million Franken verordnet. Frei und Bernegger verabschiedeten Besserverdienende wie Puljic, der immer noch keinen Klub hat, wie Stahel, der ersetzbar schien, wie den Grossverdiener Rangelow, der disziplinarisch Mühe hatte. «Ich akzeptierte den Sparauftrag» sagt Frei, «aber man kann dann nicht davon ausgehen, automatisch um Platz zwei zu spielen. Dies entspricht nicht den Gegebenheiten des Marktes». Es könne aufgehen, dass man spart und gleichzeitig ein Team dynamisiert, «aber das ist selten».

Mit der Zäsur wurde die Mannschaft billiger, aber nicht besser. Sie verlor, und die üblichen Mechanismen setzten ein. Kritik in den Medien am Trainer, an Spielern. Bös erwischte es den Verteidiger François Affolter, einen Frei-Transfer, sowie den langjährigen Torhüter David Zibung, der den Boden unter den Füssen verlor, worauf ihn Bernegger auf die Ersatzbank setzte. Die Folgen: schleichende Zersetzung, Entlassung Berneggers, dessen Vertrag ein paar Wochen zuvor von Stäger und Frei bis 2016 verlängert worden war. Auch der Trainerassistent Thomas Wyss musste gehen. Das bringt Kosten von gegen 600 000 Franken mit sich und öffnet Angriffsflächen gegen Frei/Stäger. Mit Markus Babbel kam ein neuer Trainer. Aber in der allgemeinen Verunsicherung folgt kein wirklicher Turnaround, vor allem bestehen wieder Aussichten auf einen 2- bis 3-Millionen-Fehlbetrag. Abermals ein Sparauftrag? Unmöglich, eigentlich.

Es dampft, die Kritik an Alex Frei wächst, wie so oft in Luzern werden über verschlungene Kanäle Dinge gestreut. Und Frei kuscht nicht. Das ist gefährlich. Schon wird die graue Eminenz Walter Stierli mit dem früheren YB-Chef Ilja Kaenzig am Tisch gesehen. Demnächst wird der Verwaltungsrat tagen. Wenn er Frei das Misstrauen aussprechen sollte, dürfte der 35 Jahre junge Sportchef nicht lange Federlesens machen.


«Manchmal kommt ein Gefühl der Machtlosigkeit auf»

Alex Frei polarisiert, früher als Fussballer, jetzt als Sportchef des FC Luzern. Warum?

Ich suche das nicht, aber es ist so.

Woher kommt das?

Ich kann das auch als Kompliment auffassen, es ist aber Fluch und Segen zugleich. In Luzern ist die Situation insofern etwas anders, als ich hier bewusst versuche, Druck von der Mannschaft weg und auf mich zu lenken.

Haben Sie sich vorgenommen, als Sportchef diplomatischer zu werden?

Ich versuche es.

Wie schwierig ist das?

Manchmal kommt ein Gefühl der Machtlosigkeit auf, weil ich jetzt gewisse Dinge nicht mehr so beeinflussen kann wie früher, als ich die Antwort auf dem Platz geben konnte.

Sie kippen beim ersten Windstoss nicht gleich um und haben eine erstaunliche Spielerkarriere hinter sich. Sie haben auf dem Platz oft aus Reibung Energie gewonnen und Reibung in Tore umgesetzt. Fehlt die Nähe zum Geschehen?

Ich kann jetzt keine Tore mehr erzielen. Das war sicher ein Ventil für mich.

Wo ist das Ventil jetzt?

Ich brauche das so nicht mehr. Und wenn, powere ich mich am Montagabend im Training und am Freitag oder Samstag im Match der Senioren vom FC Biel-Benken aus. Ich mache keine Tacklings, aber ich renne bis zur Erschöpfung. Körperlich geht’s mir gut. Das Gewicht verlagert sich, jetzt habe ich weniger Muskeln.

Es ist erstaunlich, wie ein Teil der Fussballszene Alex Frei Schlechtes wünscht. Einige wollen, dass er als Sportchef auf die Nase fällt.

Es kommt darauf an, wer Absender der Wünsche ist. Wie definiert sich «auf die Nase fallen»? Entlassung? Abstieg?

Das Ende des Projekts Alex Frei in Luzern.

Kann sein, dass das einige freuen würde. Aber am Ende des Tages muss es für mich selber stimmen.

Vor wenigen Wochen musste der Luzern-Trainer Carlos Bernegger gehen. Inwiefern ist das Scheitern Berneggers eine Niederlage für Sie?

Was ist – abgesehen vom Meistertitel 1989 und vom Cup-Sieg 1992 – die vielen Jahre zuvor in Luzern gewesen? Eine Trainerentlassung fällt immer auf viele Beteiligte zurück. Wenn man jetzt sagt, dass ein Projekt gescheitert sei, ist das zu sehr schwarz-weiss gemalt. Tabelle anschauen, Trainer entlassen, alles gescheitert. Das ist mir zu einfach.

Wachsen Sie an Widerstand?

Wir stellen eine Mannschaft zusammen, 11 oder 14 spielen. Nicht ich. Wenn man gegen Luzern gewinnt oder siegt, macht man das nicht gegen Alex Frei. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz. Ich hatte ihn ausgeprägt als Spieler, weil ich weniger Talent hatte als andere. Das konnte ich mit Ehrgeiz wettmachen. Ich bin glücklich, habe eine tolle Frau und zwei gesunde Kinder.

Wie ist der Kampf in Luzern?

Man versucht tagtäglich, die Energie zu behalten.

Welches war bis jetzt der härteste Moment in Luzern?

Das kann ich so nicht sagen.

Haben Sie Fehler gemacht?

Alle machen Fehler.

Schätzten Sie etwas falsch ein, als Sie nach Luzern kamen?

Ich wusste, dass der FC Luzern ein Haifischbecken ist. Aber mir war nicht bewusst, dass so viele Haie darin schwimmen
.


~07.10.2014
NZZ

Zwei Novizen sind einer zu viel

[...]

Ein provinzielles Image
Zudem reibt er sich auf. So, wie er es als Spieler immer getan hat. Er stört sich an der Erwartungshaltung gegenüber dem Klub, der seit mehr als zwei Jahrzehnten ohne Titel ist. Und an den ewig harten Fragen der Lokalpresse. Die vielen Meinungen sind ihm zuwider. Er nervt sich über die Investoren und Leute im Umfeld, die viel Geld haben, aber wenig Ahnung von Fussball. Die intrigieren, um ihre Interessen durchzusetzen. Die mit dem Klub hoch hinaus wollen, aber nichts anders tun, als ihm ein provinzielles Image anzuheften.

Allen Wirren zum Trotz ist die Lage für den FCL noch nicht bedrohlich. Wer elf Spiele sieglos ist und nur vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat, darf sich glücklich schätzen.


03.03.2013
NZZ am Sonntag
Das Fundament bröckelt

Nach den Erfolgen im Vorjahr ist der FC Luzern in der Krise. Der zurückgetretene Präsident Walter Stierli hat noch immer das Sagen, und die neue Führung hat wenig Gestaltungsraum. Von Stephan Ramming

Die Luzerner Allmend strahlt golden. Der Baustellen-Muff ist verflogen, die zwei messingfarbenen Wohntürme recken sich zur Wintersonne, und das im August eröffnete Sportgebäude mit Hallenbad, Turnhallen und Fitnesszentrum funkelt. Man fühlt sich in einem Wirklichkeit gewordenen Stadtplaner-Traum. Und auch dem Fussballstadion, dem dritten Teil des prunkvollen architektonischen Ensembles, ist von aussen nicht anzusehen, dass der lokale Fussballklub darbt.

Trübsal herrscht in der schmucken Arena. Nur anderthalb Jahre seit der Eröffnung und nach einer erfolgreichen Saison mit Cup-Final und Rang 2 in der Meisterschaft zeigt sich, dass der FC Luzern noch nicht angekommen ist in seinem neuen Palast. Die Euphorie der letzten Saison hat sich ins Gegenteil verkehrt, der FCL steht auf bröckligem Fundament. In der Meisterschaft turnen die Innerschweizer am Tabellenende herum. Nur zwei Punkte schauten in den vier Spielen in diesem Jahr heraus, nach dem 0:4 in St. Gallen vor einer Woche droht das Tabellenende. Lokale Medien erklären die Heimspiele gegen Thun (gestern) und Servette (nächste Woche) im Vorfeld zu Schicksalsspielen. Der Abstieg wäre für den Klub mit einem Budget von derzeit rund 20 Millionen Franken eine mittlere Katastrophe.

Kontrolle aus der zweiten Reihe

«Ich verkünde keine Durchhalteparolen», sagt der Trainer Ryszard Komornicki, «wir müssen Punkte holen, dafür arbeiten wir.» Komornicki hat sich für die obligatorische Medienkonferenz am Donnerstag vorgenommen, in entspannter Laune zu erscheinen. Am Tag nach der Niederlage in der Ostschweiz lungerten die Reporter auf der Allmend herum in Erwartung von Komornickis Entlassung. Sie warteten vergeblich. «Ich bin immer noch hier und erledige meinen Job», sagt der kantige Pole in einer Mischung aus Trotz, Realismus und Galgenhumor. Der 53-Jährige ist seit der Absetzung von Murat Yakin Ende August Trainer in Luzern.

Von Beginn an hatte Komornicki wenig Kredit. Seine Entlassung wurde wiederholt herbeigeschrieben und -geredet. Komornicki sagt: «Ich wusste, was mich in Luzern erwartet.» Zu Vorfällen der vergangenen Wochen und und zur schwierigen Situation im Verein will er nichts sagen. «Ich bin älter geworden und habe gelernt, Zurückhaltung zu üben», sagt Komornicki nur, «früher wäre das vielleicht anders gewesen.» Er lächelt. Er weiss, dass der Trainer die unmittelbare Verantwortung für die fehlenden Punkte trägt. Er weiss aber auch, dass die Misserfolge Ausdruck von tiefer liegenden Problemen in der Führung sind. Die kann er nicht lösen. Deshalb schweigt er.

Die zentrale Rolle im komplizierten FCL-Geflecht spielt Walter Stierli. Dem ehemaligen Präsidenten ist es nach dem Rücktritt im letzten Frühling nicht gelungen, gebührend auf Distanz zu gehen und den Nachfolgern Raum zur Entfaltung zu gewähren. Stierlis früherer Wunschtrainer Murat Yakin: nach dreizehn Monaten im Zwist entlassen. Stierlis Sportchef Heinz Herrmann: Trennung nach acht Monaten. Stierlis Präsident Mike Hauser: droht sich nach erst acht Monaten aufzureiben und hegt Rücktrittsgedanken.

Denn Stierli kontrolliert im Verwaltungsrat der «Löwen Sport und Event AG», der Hausbank und Dachgesellschaft des FC Luzern, noch immer alle wichtigen Entscheide. Es sei «eben nicht so einfach, einen Klub zu führen», sagt Stierli, in den Medien würden ständig Probleme erfunden, die nichts mit den Tatsachen zu tun hätten. Deshalb gebe er zurzeit keine Auskunft, die Investoren hätten dies gemeinsam entschieden.

Dass es Fragen gibt und was Stierli von «gemeinsamen Entscheiden» hält, war am Samstag im Lokalblatt «Neue Luzerner Zeitung» zu besichtigen. Stierli pflegt seit langem freundschaftliche Bande mit dem Chefredaktor und deponiert dort auch einmal wirkungsvoll Unmut über missliebige Berichterstattung. Im Interview verbreitet Stierli Durchhalteparolen, er streicht die Qualitäten von Ex-YB-Sportchef Ilija Kaenzig hervor, verspricht «neue Top-Spieler» und stellt am Rande fest, dass der «Investorengruppe das Know-how» fehle - ausser ihm. Man kann es auch so sagen: Stierli bestimmt die Richtung, die anderen bringen Geld.


Bernhard Alpstaeg, der von Stierli ins Geldgeber-Boot geholt worden war, mit seiner Firma Swisspor für 10 Millionen Franken die Namensrechte am Stadion besitzt und zusätzlich mit mehreren Millionen Franken den Klub alimentiert, ist der wichtigste Geldgeber. Alpstaeg wie auch der ägyptische Milliardär Samih Sawiris oder der Unternehmer Marco Sieber halten sich an die Abmachung, angesichts der offenen Personalie des künftigen Sportchefs und der allgemeinen Unruhe derzeit nichts zu sagen.

Unlängst hatte Alpstaeg Öl ins Feuer gegossen, indem er sich im «Blick» abschätzig über die Frisur von Heinz Hermann äusserte und Komornicki als «Mimose» bezeichnete. Darauf riet Kommunikations-Spin-Doctor Sacha Wigdorovits, der auch für Alpstaegs Unternehmen arbeitet, dem hemdsärmligen Patron zum Schweigen. Der ehemalige «Blick»-Journalist Wigdorovits weiss, wie man Schlagzeilen produziert, die Unruhe stiften.

Anders als Stierli ist Alpstaeg nach eigenen Aussagen weit weg vom Tagesgeschäft. Dort versucht der neue Präsident Mike Hauser, den Überblick zu bewahren. Der Hotelier, der wegen Winterferien in den vergangenen Tagen schwieg, bemüht sich zwar seit letztem Mai redlich, aus dem Schatten des Vorgängers zu treten und an Profil zu gewinnen. Doch der im Gegensatz zum polternden Stierli feinsinnige Hauser wird im Sandwich zwischen den Investoren und der ersten Mannschaft erdrückt.

Während Stierli etwa Ilija Kaenzig zum neuen Sportchef machen möchte, soll Hauser einen anderen Kandidaten bevorzugen. Der Konflikt ist absehbar, denn das Verfahren sieht vor, dass Hauser den Kandidaten vorschlägt und die Investoren lediglich ein Vetorecht besitzen. In Wirklichkeit aber bestimmen die Investoren die Personalie. Angeblich soll der Verlauf des Verfahrens darüber entscheiden, ob Hauser den Bettel hinschmeisst oder nicht.

Gegen- statt miteinander

Dass Investoren, Präsident und sportliche Leitung eher gegen- statt miteinander arbeiten, hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die Mannschaft. Beispielsweise bevölkern sechs defensive, zum Teil teure Mittelfeldspieler das Kader, während in der Offensive Qualität fehlt. Murat Yakin konnte diesen Mangel mit taktischen Kniffen wettmachen, doch er blitzte im Sommer wegen Geldmangel ab mit der Forderung nach mehr Qualität im Sturm. Die Beziehung zwischen Yakin und Stierli war damals schwer belastet, nachdem Yakin bei einer Fan-Veranstaltung gesagt hatte, Stierli müsse noch lernen, nicht ständig das Telefon abzunehmen.

Mit dem Kompromiss-Transfer des Bulgaren Rangelov hatten die Luzerner kein Glück; der Stürmer verschoss wichtige Penaltys, wurde vom Platz gestellt, prügelte sich mit Mitspielern und wurde im Trainingslager tätlich gegen einen «Blick»-Reporter. Heinz Hermann, der für die sportliche Entwicklung zuständig gewesen wäre, hatte mit seiner ruhigen, in sich gekehrten Art in dieser Konstellation wenig Spielraum. Vor dem Rückrundenstart Anfang Februar wurde er entlassen.

Solche Situationen der Führungs- und Orientierungslosigkeit sind schlecht für das Klima im Team. So flirtete etwa Adrian Winter in diesem Vakuum vor dem Saisonstart mit einem Wechsel zu den Grasshoppers und versuchte angeblich bei Stierli, den Lohn in die Höhe zu treiben. Als beides scheiterte, trabte Winter tagelang geknickt auf dem Trainingsplatz herum. Das färbt ab. Wer ein Beispiel für einen schlecht gelaunten und maulfaulen Spieler besichtigen wollte, war am Donnerstag mit Stephan Andrists Auftritt an der Medienkonferenz perfekt bedient. Der Leihspieler vom FC Basel spielte die Rolle des personifizierten Missmuts in Vollendung. Passend zum Gesamtbild im FC Luzern.


NZZ
26.08.2012

«Es war keine Affekthandlung»

Heinz Hermann, der Sportchef des Super-League-Klubs FC Luzern, bestreitet, dass die Entlassung von Trainer Murat Yakin überhastet war. Er sagt, die Zusammenarbeit mit dem früheren Leistungsträger des FC Basel habe nicht wie erhofft gefruchtet.

Interview: Flurin Clalüna, Christine Steffen

NZZ am Sonntag: Heinz Hermann, Sie waren früher selber Trainer und wissen, wie es ist, entlassen zu werden. Jetzt hat der FC Luzern Murat Yakin freigestellt, und Sie tragen Mitverantwortung. Was ist schwieriger?

Heinz Hermann: Es sind andere Aufgaben. Die Optik ist unterschiedlich. Wenn man von einem Entscheid überzeugt ist, fällt es einem leichter. Es gibt immer menschliche Komponenten. Aber das gehört dazu. Damit muss man umgehen können, sonst ist man als Sportchef fehl am Platz.

[...]

Aber Yakin stand doch erst seit sehr kurzer Zeit auch intern in der Kritik.

Nein, das mag von aussen so den Anschein gemacht haben. Aber es ist wie immer: Nur wer intern beteiligt ist, weiss, was wirklich Sache ist.

Hat der Prozess, der zu Yakins Entlassung geführt hat, also in Wahrheit schon viel früher begonnen? Diesen Eindruck muss man bekommen.

Welchen Eindruck Sie haben, kann ich nicht beurteilen. Ich möchte auch nicht in die Details gehen. Was war, ist vorbei. Wir schauen nach vorne und wollen wieder in Ruhe arbeiten können.

Trotzdem: Der Eindruck, dass der FCL im Affekt handelte, als er Yakin freistellte, ist also falsch.

Es war keine Affekthandlung, ganz sicher nicht. Man hat ja im Europacup-Spiel gegen Genk gesehen, dass in dieser Mannschaft vorher etwas nicht gestimmt haben muss. Die Körpersprache und der Teamgeist waren plötzlich wieder ganz anders.

Schon als Sie Ihre Stelle als Sportchef antraten, gab es die Befürchtung, die Alphatiere Yakin und Hermann würden sehr rasch aneinandergeraten. Das hat sich jetzt bewahrheitet.

Ich habe diesen Job nicht mit der Absicht begonnen, Konflikte auszutragen. Von meiner Seite her waren Reibungen nicht programmiert, solche Gedanken hatte ich nicht. Aber die Zusammenarbeit hat nicht so gefruchtet, wie wir gehofft hatten.

Hat sich das Verhältnis zwischen Ihnen und Yakin in letzter Zeit verändert?

Der Trainer wollte andere Spieler, aber unsere Politik sieht aus wirtschaftlichen Gründen einen anderen Weg vor. Wir haben gar nicht die Möglichkeit, teure Spieler zu kaufen. Wir sind uns bewusst, dass der FCL nicht den realistischen Anspruch haben kann, in jeder Saison Zweiter zu werden. Alle wussten, was finanziell drinliegt und was nicht.

Nur Yakin nicht? Hat man ihm den finanziellen Spielraum nicht von Anfang an schon so mitgeteilt?

Doch, natürlich.

Und Yakin wollte das nicht akzeptieren?

Das sagen Sie. Ich habe kein Interesse daran, jemanden anzuschwärzen, so funktioniere ich nicht.

Yakin war fast jedes Mal in den Schlagzeilen, wenn irgendwo in der Super League ein Job frei wurde. War das störend für den Verein?

So wie ich es wahrgenommen habe, war es störend, ja. Es gab jedes Mal Unruhe und Verunsicherung.

Haben Sie sich mit Yakin einmal darüber unterhalten?

Ja, wir haben einmal darüber gesprochen. Aber ich habe keinen Einfluss darauf, was ein Gesprächspartner daraus macht, wenn ich ihm etwas mitzuteilen versuche.

Haben Sie Yakin darauf aufmerksam gemacht, dass die Unruhe für den Verein schädlich ist?

Ich habe ihm aufgezeigt, welche Wirkung die Schlagzeilen haben.

[...]

Stierli: «Es war ein zu grosses Paar Schuhe»

Am Anfang war die Begeisterung so gross, dass Murat Yakin Geld ausgab, um den FC Luzern trainieren zu können. 200 000 Franken betrug 2009 die Ablösesumme vom FC Thun; der Coach beteiligte sich am Betrag. Damals schien es, als seien zwei zusammengekommen, die schon lange zueinander wollten. In Luzern spielte Murats Bruder Hakan; es heisst, er habe so lange am Stuhl des damaligen Trainers Rolf Fringer gesägt, bis dieser entlassen wurde. Klar ist: Der frühere Präsident Walter Stierli sonnte sich im Glanz der Brüder. Wo die Yakins sind, ist immer auch ein bisschen Glamour. Das passte zu Stierli und seinem Verständnis vom Klub.

Nach der 0:2-Niederlage gegen GC am letzten Sonntag bekam Stierli einen Anruf vom Verwaltungsrat des FCL; so gehe es nicht weiter mit Yakin, hiess es. Stierli willigte sofort ein, den Coach zu entlassen. Er ist mittlerweile Präsident der Holding «Löwen Sport und Event AG», der «Hausbank» des FC Luzern. Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte die Pressekonferenz nach dem Spiel gegen GC. Er müsse «irgendwelche Challenge-League-Spieler reaktivieren», hatte Yakin gesagt.

Die Aussage erzürnt Stierli heute noch, sie steht aber nur für einen Konflikt, der sich seit längerem aufgebaut hatte. Stierli spricht von Yakins Ansprüchen, die ausserhalb des finanziellen Spielraums des Klubs gewesen seien. «Es war ein zu grosses Paar Schuhe», sagt er. Es mag richtig sein, dass die Vorstellungen der Klubverantwortlichen und des Trainers auseinandergingen. Aber es gab weitere Faktoren, die das Zerwürfnis förderten. Anfang Mai nahm Heinz Hermann die Arbeit als Sportchef im FCL auf, der Posten war bis dahin nicht besetzt gewesen.

Auch Hermann wurde von Stierli geholt; auch er war ein Wunschkandidat. Man hatte sich wiederholt auf Ibiza getroffen, wo Hermanns Frau eine Ferienanlage führt. Yakin, der sich vor allem mit dem Präsidenten ausgetauscht hatte, hatte plötzlich einen neuen Ansprechpartner. Yakin sei an keinen Sportchef gewöhnt gewesen, sagt Stierli, es sei zu Spannungen gekommen, die beiden hätten sich gegenseitig zerrieben. Das FCL-Gefüge war mit dem Rücktritt des Präsidenten Ende letzter Saison und dem Zuzug des Sportchefs aus dem Gleichgewicht geraten.
Als es darum ging, das Spannungsverhältnis aufzulösen, hatte der Sportchef die besseren Karten. «Trainer sind heute eine kurzfristige Sache», sagt Stierli. Mit dem Sportchef Hermann will man hingegen langfristig professionelle Strukturen schaffen. Wenig Gefallen fand man auch daran, dass Yakin oft in den Schlagzeilen war, wenn ein Trainerposten frei wurde. «Es war auffällig, dass immer nur einer Thema war und die anderen neun Trainer nicht», sagt Stierli. Auch das gehört neben Talent und Glamour zu den Yakins; wo sie sind, ist selten Ruhe.


Christine Steffen


18.04.2012
NZZ

Ein Patriarch geht

Walter Stierli tritt Ende Saison als Präsident des FC Luzern zurück – aber die Notbremse behält er in der Hand
BildWalter Stierli gibt den Platz auf dem Präsidenentstuhl vorzeitig frei.

Mike Hauser, 40-jähriger Hotelier, wird Nachfolger von Walter Stierli, der nach sieben Jahren als Präsident seinen Abschied gibt. Beim FC Luzern geht eine Ära zu Ende. Mit Hauser hält ein neuer Führungsstil Einzug.

In seinem Rücken flimmert sein Präsidentenleben, zusammengeschnitten auf ein paar wenige Glückssekunden. Es ist eine Filmballade mit aufdringlicher Musik, die es nur auf etwas angelegt hat: ihn zum Abschied zum Weinen zu bringen. Und Walter Stierli, 64-jährig, jovialer Versicherungsbroker und SVP-Mitglied, ein im Leben verwurzelter Patriarch, hebt die Brille und weint. Stierli sitzt in Gutsherrenart im Bauch des neuen Fussballstadions in Luzern; irgendwie ist es seine Arena, weil er sie jahrelang gegen alle Widerstände politisch durchgedrückt hat. Und der FC Luzern ist auch sein Klub geworden, oft einsam von ihm allein geführt.

Der gute Zeitpunkt
Seit 2005 ist Stierli Präsident des FC Luzern, er hat sich seiner damals in der Challenge League angenommen, als ihn niemand haben wollte, weil er unter Schulden und Imagekrisen litt. Der FCL war ein verseuchter Klub, heute ist er fast schon ein durchgestylter Verein in einem eigenen Stadion, finanziell mit Investorengeld gepolstert; und er hat, wonach sich andere sehnen: eine entwicklungsfähige Mannschaft, den Glamour-Trainer Murat Yakin und den Schweizer Rekordinternationalen Heinz Hermann, der bald sein Amt als Sportchef und Verwaltungsrat antritt.

Im Sport spricht man manchmal vorschnell von einer Ära, aber Stierlis Amtszeit war eine solche, weil unter seiner Führung mit dem Stadionbezug eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Nun tritt Stierli Ende Saison zurück. Es sei an der Zeit, «die Aufgabe jüngeren Nachfolgern weiterzugeben», sagt er. Es ist ein guter Zeitpunkt: sportlich und wirtschaftlich. Nun verliert Luzern seinen Patron und der Schweizer Fussball eine emotionalisierende Präsidentenfigur, die hemdsärmlig und rechthaberisch sein konnte, wenn sie sich mit den eigenen Fans anlegte, deren Kultur Stierli nie richtig verstanden hat. Man müsse die Fans «halt auswechseln», sagte er einmal, mitten im Machtkampf um Pyrotechnik und Fahnenstangen. Am Mittwoch betont er, er sei eben «von altem Schrot und Korn», er habe im Umgang mit den Fans Fehler gemacht.

Sein Nachfolger als Präsident wird Mike Hauser, ein im Vergleich mit Stierli geradezu unscheinbarer 40-jähriger Hotelier, grossgewachsen zwar, aber viel diskreter. Hauser ist seit zehn Jahren im Vorstand des FC Luzern, sieben Jahre lang arbeitete er mit Stierli im Verwaltungsrat. Hauser war Sicherheitschef beim FCL, und er sagt: «Ein Präsident allein kann nichts bewirken.»

Viele Schultern
Das ist ein Satz, den Stierli so nie gesagt hätte; es ist der auffälligste Hinweis auf den Stilwandel, der dem FCL in der Teppichetage bevorsteht: Aus Stierlis Alleinanspruch wird eine mehrstimmige Arbeitsgruppe. Der Verwaltungsrat wird mit Heinz Hermann, Marco Castellaneta, einem Kommunikationsfachmann, sowie Mirco Stierli ergänzt, einem Sohn des scheidenden Präsidenten. Es braucht offenbar viele Schultern, um Stierli zu ersetzen.

Stierli tritt zwar zurück, aber er wird dem FCL weiterhin verbunden bleiben. Auf Wunsch der Investoren wird er Präsident der Löwen Sport und Event AG. Das ist die Holding, die als Hausbank alles beaufsichtigt, was beim FC Luzern und im Stadion geschieht. Stierli hält die Notbremse also noch immer in der Hand, falls etwas schiefläuft.

Auch an Stierli gewandt sagt Mike Hauser: «Ich verspreche, dass ich immer mein Bestes zum Wohl des FC Luzern geben werde.» Es klingt, als habe ihm Stierli gerade den Eid abgenommen.
Zuletzt geändert von lucerne am 10. Dez 2014, 15:59, insgesamt 5-mal geändert.
jossen hat geschrieben:Lucerne hatte immer recht! Asche über mein Haupt

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Bauseli » 10. Dez 2014, 15:37

Machid mer dä Verein ned kabott.
Spontanität muss sorgfältig geplant werden!

simsalabim
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von simsalabim » 10. Dez 2014, 19:32

Bauseli hat geschrieben:Machid mer dä Verein ned kabott.

Sie sind schon dabei :cry:
Gohts no lang?

Windfahne
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Windfahne » 10. Dez 2014, 21:47

Oirdnas hat geschrieben:[...] Er vergass aber, dass die Leute mehr oder weniger mit dem Verein zufrieden waren vor 2009. Sie sahen keine Notwendigkeit, den ganzen Verein umzukrempeln. Wie bereits in einem anderen Thread beschrieben gibt es in jedem Change-Prozess auch das Tal des Jammerns. Leider haben wir dieses Tal in den letzten Jahren schon mehrmals durchlaufen, ohne merkliche Fortschritte danach. Und so stehen wir jetzt an einem Scheidepunkt: Wandel durchziehen oder zurück zum alten Image?[...]

Sorry, das ist kompletter Schwachsinn. Unser altes Image war keinen Deut besser. Und zufrieden waren die Leute auch nicht mit dem Verein. Ganz im Gegenteil. Das Granteln war und ist Bestandteil, wenns um den FCL geht.

Das Grundproblem ist, dass W.S. mit dem Einzug ins neue Stadion die ganze Vereins- (oder Unternehmens)Kultur des FCL schlagartig ändern wollte. Vom ehrlichen Bauernverein zum glamourösen Schicki-Micki-Club. Die Angestellten mussten nun alle Anzüge tragen, das goldene Stadion schön glänzen, klingende Namen mussten ins Boot geholt werden (vgl. Ebene 1 des Schichtenmodells von Edgar Schein: sichtbare Artefakte). Nur hat Walti bei der ganzen Sache vergessen das der FCL ein emotionales "Produkt" ist, das Identifikation erfordert, und die Kundschaft halt nicht so schnell ausgetauscht bzw. verändert werden kann. Da werden einfach mal alle verinnerlichten Werte und Normen (Ebene 3: verinnerlichte Grundannahmen) der Fans (Kunden) sowie auch der eigenen Mitarbeiter über Bord geworfen. Das dies zu einer hohen Mitarbeiterfluktuation (aufgrund zu wenig Commitment, Motivation) und einer abnehmenden Kundenanzahl (fehlende Identifikation) führt, scheint selbsterklärend. Das ein solcher Wandel funktionieren könnte ist gut möglich, im Falle des FC Luzern jedoch unwahrscheinlich. Denn Walti hat es verpasst den Fans die Notwendigkeit zur Veränderung in Richtung Schicki-Micki Klub aufzuzeigen

Beim ersten Teil der Analyse stimme ich Dir voll zu. Beim letzten zitierten Satz möchte ich Dir mitteilen: Es besteht auch gar keine Notwendigkeit, zum Schicki-Micki-Klub zu werden, also liegts nicht daran, dass er dies verpasst hätte.
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von UNDERCOVER » 10. Dez 2014, 22:52

Oirdnas hat geschrieben:Ich persönlich glaube, Stäger hat erkannt für welche Werte der FC Luzern früher gestanden hat und versucht diese nach und nach wieder in den Verein zu integrieren. Ob W.S. dies auch so sieht ist höchst fraglich, aber schlussendlich doch entscheidend für die Zukunft unseres FCLs.

Stierli sieht in erster Linie sich selber und ordnet dem alles andere unter. Ob Entscheide durchdacht sind, dem FCL nützen oder schaden, ist ihm von geringem Interesse. Denn Stierli denkt in Machtkategorien: Der FCL ist lediglich nützliches Spielzeug und das neue Stadion eine Bühne, um seine unersättliche Eitelkeit zu befriedigen. Wer ihm dabei gefährlich zu werden droht, wird erst subtil destabilisiert und dann im Hinterzimmer abserviert. Für die Drecksarbeit gibt es genügend Günstlinge und nützliche Idioten, die alsbald selbst auf Stierlis Abschussliste stehen, sollten sie dereinst als Nachfolger der Ausrangierten zu mächtig werden.

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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Questo » 26. Mär 2015, 12:25

Nur so kurz am Rande, für alle die sich jetzt unglaublich vor Freude in die Hose pissen. Wäre noch interessant zu erfahren, bei was die Differenzen zu gross wurden. Ist es wirklich die Posse rund um Alex Frei, oder geht es auch um die zukünftige Entwicklung und Finanzierung des Vereins? Falls zweiteres: Stierli kann man sicherlich aufgrund mehrerer unglücklicher und haarsträubender Taten kritisieren und rügen. Auf der anderen Seite war er immer einer jener Leute, die sich für die finanziell regionale Verankerung des Vereins stark gemacht haben. Falls da ein Interessenskonflikt über die Weitergabe der Aktienpakete stattgefunden hat, dann blüht uns wohl ein aufregender Sommer. Interpretiere das Stillschweigen von Alpstäg und Sieber in den Medien zunehmend in die Richtung verlorenes Interesse am "Spielzeug". Keine Angst, mir solls recht sein. Kann mir aber nicht vorstellen, dass da per se ein grosses Umdenken im Bezug auf die Medientätigkeit stattgefunden hat. Werde mich erst freuen, wenn in dieser Sache Klarheit herrscht. Habe aus mehreren Quellen vernommen, dass Mateschitz sich wieder mal intensiv in der Superleague umsieht hehehe. justmy2cents
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von blue-devil » 26. Mär 2015, 18:37

wäre geil

Frizzel
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von Frizzel » 26. Mär 2015, 22:19

Was mich interessieren würde:
Zu welchem Preis verkauft Stierli die Aktien und zu welchem Preis hat er sie gekauft?
D ZIIT ESCH RIIF!
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Re: HERR STIERLI RAUS!

Beitrag von LU-57 » 26. Mär 2015, 23:12

psssssst. :-$

btw.: "gekauft" bitte so.
STADION ALLMEND 1934 - 2009
\O/ cumk \O/ choooooom \O/

«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
«Gewaltanwendungen gab es zwar keine, es hätte aber auch anders kommen können!»
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.

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