So tickt der neue FCL-Trainer
Fussball Weggefährten sind voll des Lobes über den neuen FCL-Trainer Carlos Bernegger. Sein Assistent bei der U 21 des FC Basel, Benjamin Huggel, bedauert dessen Abgang sehr.
JONAS VON FLÜE
jonas.vonfluee@luzernerzeitung.chWer ist eigentlich dieser Carlos Bernegger? Der neue FCL-Trainer gilt als weitgehend unbeschriebenes Blatt, dementsprechend verhalten war die Freude über dessen Verpflichtung. Beim FC Basel, wo Bernegger zuletzt die U 21 betreut hatte, bedauert man den Abgang des schweizerisch-argentinischen Doppelbürgers jedoch sehr. «Carlos hinterlässt eine grosse Lücke», sagt Benjamin Huggel (35), der seit vergangenem Sommer als dessen Assistent fungierte.
Der vielerorts unbekannte Bernegger soll das sinkende Schiff in den sicheren Hafen, also den FCL zum Klassenerhalt, führen. Der 44-Jährige kam vor Jahren als Interimstrainer der Grasshoppers zu gerademal 16 Partien als Trainer in der Super League. Kein Trainer also mit grossem Palmarès, mit internationaler oder gar Champions-League-Erfahrung. Aber einer, dem der Ruf vorauseilt, ein Ausbildner zu sein. Einer, der mit jungen Spielern umgehen, sie fordern und fördern kann. Deshalb bekam er in Luzern einen Vertrag bis Ende Juni 2015.
Doch wie arbeitet dieser Carlos Bernegger? Wie ist er als Mensch neben dem Platz? Und was ist ihm in Luzern zuzutrauen? Wir haben vier Weggefährten zum neuen FCL-Trainer befragt.
Mensch
Im Herbst 2004 trainierte Bernegger nach der Entlassung von Alain Geiger während sieben Spielen den Grasshopper Club. Bei den Zürchern spielte damals auch der mittlerweile zurückgetretene Luzerner André Muff (32). Muff ist heute Trainer des SC Emmen (3. Liga) und erinnert sich gut an seinen einstigen Trainer: «Er ist ein absolut guter Typ, der über eine starke Persönlichkeit verfügt. Im Training ist er eine Autoritätsperson, neben dem Platz aber umgänglich und eine Ansprechperson für jeden Spieler.» Muff freut sich dementsprechend, dass der FCL Bernegger als Trainer engagiert hat: «Zu diesem Entscheid kann ich nur gratulieren.»
Auch Benjamin Huggel lobt den starken Charakter Berneggers: «Er ist eine aufrichtige Person, die man erst auf den zweiten Blick in sein Herz schliesst.» Als er Bernegger vergangenen Sommer kennen gelernt habe, hätten sich die beiden zuerst beschnuppert, sich aber mit der Zeit immer besser verstanden.
Disziplin
Ein Schlagwort, das bei Bernegger grossgeschrieben wird, ist Disziplin. «Auf dem Trainingsplatz ist Action angesagt», sagt Benjamin Huggel. Das spürten im ersten Training am Montag auch die FCL-Spieler. «Er duldet keine Halbheiten», weiss Marcel Hottiger (61). Der Trainer des SC Dornach war sowohl Nachwuchs- wie auch Sportchef des FC Basel und kennt dessen Juniorenabteilung haargenau. «Notfalls würde er die Spieler auch morgens um 8 Uhr auf den Trainingsplatz zitieren», sagt der ehemalige Schötz-Trainer. André Muff erinnert sich mit einem Schmunzeln an die harten Trainingseinheiten. «Er verlangt von jedem Spieler 100 Prozent Einsatz, dadurch ist die Trainingsqualität aber immer hoch», erzählt der Luzerner.
Kommunikation
Carlos Bernegger ist in Argentinien aufgewachsen. Spanisch ist seine Muttersprache, sein Deutsch ist über die Jahre zwar besser geworden, aber immer noch ungeschliffen. Für die Fussballer kein Problem, schenkt man den Ex-Profis Muff und Huggel Glauben. «Auf dem Fussballplatz versteht man sich schnell», sagt Muff. Ähnlich tönt es bei Huggel: «Es dauert vielleicht einen Moment, bis man weiss, was Carlos meint. Aber spätestens nach einer Woche werden die Spieler ihn ohne Probleme verstehen.» Unter Fussballern sei die Kommunikation einfacher, sagt auch er.
Fachwissen
«Carlos ist fussballverrückt», sagt Benjamin Huggel über Bernegger. Dass er über das nötige Fachwissen verfügt, äussere sich in den exakten Anweisungen, die er den Spielern gebe. Floskeln? Fehlanzeige. Bernegger gebe den Spielern ein konkretes Rezept mit, wie sie ihre Schwachstellen verbessern können. «Bei ihm hat alles Hand und Fuss. Das schätzen auch die Spieler», sagt Huggel.
André Muff lobt eine andere Fähigkeit des neuen FCL-Trainers. Er sorge innerhalb der Mannschaft für eine grosse Verbundenheit. Genau das also, was die Luzerner in ihrer momentanen Lage dringend nötig haben. Die Qualität der Einzelspieler ist ja unbestritten, es ist der Teamgeist, der zuletzt vermisst wurde und den es zurückzuholen gilt.
Nachwuchs
Fünf Jahre war Bernegger beim Verein mit der besten Nachwuchsabteilung der Schweiz tätig. Jahre, in denen viele Basler Talente den Sprung in die erste Mannschaft oder gar in internationale Topligen geschafft haben. Für FCB-Legende Karl Odermatt hat der 44-Jährige grossen Anteil an den Erfolgen der Basler Junioren. «Wenn Luzern den Weg konsequent mit jungen Spielern gehen möchte, wurde der richtige Mann engagiert», ist der 70-Jährige überzeugt. Talente seien in der Zentralschweiz ja genug vorhanden, einen zweiten Fall Valentin Stocker, der als Krienser vom FCB und nicht vom FCL entdeckt wurde, gelte es zu verhindern. Auch Huggel ist von Berneggers Nachwuchsarbeit überzeugt: «Über seine Qualitäten im Umgang mit jungen Spielern gibt es keine zwei Meinungen.»
FC Luzern
Carlos Bernegger tritt keine einfache Stelle an. Das wird ihm selbst am meisten klar sein. Um Erfolg zu haben, braucht er die nötige Rückendeckung aus dem Umfeld. «Ich hoffe, die Luzerner haben Carlos engagiert, um etwas aufzubauen», sagt Huggel. Bis zum Sommer könne man seine Arbeit nicht richtig messen, da zunächst der Abstieg verhindert werden müsse. «Eine Analyse ist erst später möglich, wobei ich überzeugt bin, dass er gut arbeiten wird.» Bei den Baslern liess Bernegger meist ein 4-2-3-1 spielen. Dieses System ist ja auch dem FC Luzern nicht unbekannt. «Der FCL wird unter ihm aufblühen», ist Marcel Hottiger überzeugt.
Nun liegt es an Bernegger, sein Team so einzustellen, dass die Vorschusslorbeeren in Punkte umgewandelt werden.