Schon bezeichnend zu sehen, wie die Reaktionen in den Sozialen Medien und auch hier teilweise ausfallen. Marius Müller hat sich hier einen klaren und deutlichen Faux-Pas geleistet. Die Tatsache, dass die Aussage in der Hitze des Gefechts / des Interviews fiel machts für mich definitiv nicht besser. In so einer Situation greift jede*r sicher eher zu Aussagen, die er oder sie so auch im Alltag tätigen würde, wenn eben keine Kameras laufen. Es war absehbar und richtig, dass dies in den Medien und bei Betroffenen zu einer Reaktion führend wird. Gerade was die Medien betrifft: Es ist ihre Aufgabe, über solche Situationen zu berichten.
Hier gehts dann auch schon los mit den weiteren Fehltritten seitens FCL / Mülli – wieso reagiert niemand direkt? Gibts dafür keine zuständige Person? Wieso dauert es so lange bis eine Entschuldigung folgt? Wer zum Geier hat die Entschuldigung(en) geschrieben??? Auch damit lässt man den Medien wieder Spielraum, rsp. lädt sie regelrecht dazu ein weiter zu berichten. Die Entschuldigungen bestehen aus irgendwelchen Phrasen und sagen nichts zu möglichen Konsequenzen. Sie fühlt sich nicht ehrlich an.
Der FCL und auch Marius Müller sind in meinen Augen klare Auslösende für die vermeintliche Hexenjagd (Chillt – wer was verbockt wird eben kritisiert. Wer öffentlich was verbockt wird öffentlich kritisiert.). Man hat es verpasst von Anfang an offen und ehrlich zu kommunizieren, den Diskurs zu steuern, Massnahmen und Konsequenzen zu ergreifen und sich ehrlich zu entschuldigen.
Das hat per se nicht mal was mit Mülli persönlich zu tun. Auch ich finde ihn sympathisch und die getätigte Aussage hätte von jedem anderen auch kommen können. Es ist aber eben ihm passiert und ich finde es richtig, dass dies Konsequenzen hat. Lächerliche Ausreden wie: «Mülli hat selber ‘solche’ Freund*innen.» zeigen, dass man nichts verstanden hat. Es geht viel mehr darum, den eigenen Spieler rauszureden und sich möglichst schnell aus dem Fokus zu ziehen. Sonst würden Konsequenzen auch nicht erst angesprochen werden, wenn sie von den Medien eingefordert werden. Das dürfte einem Club wie dem FCL auch ohne Hilfe von Watson, Blick, LZ und co. einfallen.
Kein Wunder findet man denn auch auf der FCL-Website nicht direkt die so viel diskutierten Werte. Für jene, die nicht suchen wollen:
https://fcl.ch/publication/werte-und-verhaltensregeln/ und
https://fcl.ch/publication/unsere-mission/. Die Werte wurden seit 2020 nicht mehr aktualisiert und beinhalten – oh Wunder – leere, nichtsaussagende Phrasen. Lieber FCL, da erwarte ich mehr. Vielleicht würde es ja helfen, mal effektiv aufzuschreiben, welche Werte bei uns erwünscht sind und welche nicht. Mir persönlich wäre dies sogar lieber als «Gewinner-Mentalität» oder «Agilität» (whatever that means). Aber ja, man riskiert dann natürlich, dass nicht jede*r das cool findet und im schlimmsten Fall nicht mehr an die Spiele kommt. Mir persönlich wärs recht, wenn homofeindliche, misogyne, rassistische, etc. Leute sich verpissen würden, aber das muss ja jede*r für sich wissen.
Stark finde ich übrigens die Reaktion der Pride Zentralschweiz
https://www.zentralplus.ch/news/fcl-wir ... n-2430487/. ‘So könnten die Verantwortlichen beim FCL zeigen, dass sie genauso mutig sind wie die queere Community, die für ihre Rechte und gelebte Diversität auf die Strasse geht.’ Würde der ein oder anderen Person hier auch gut tun. Die haben ja aber schiins alle sooo viele Freund*innen aus der LGBTQ-Community, dass ich sie da eh antreffen werde, oder?