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Ultras
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Von paul_linke
Dienstag den 21.11.2006 05:42
Monopol der Stimmungsmache
Prof. Dr. Gunter A. Pilz studiert seit 30 Jahren das Denken und Handeln von Fußballfans. Im Gespräch mit 11freunde.de erklärt er das Phänomen der Ultra-Bewegung.
11 Freunde: Herr Prof. Dr. Pilz, die Mitte der 90er entstandenen Ultra-Bewegungen wenden sich gegen den Zeitgeist der Kommerzialisierung. Was heißt das genau? Gunter
Pilz: Die Ultras wollen an der Uhr drehen und die alten Traditionen ins Stadion zurückholen. Man könnte sagen: Sie blicken nostalgisch nach vorne. Sie besinnen sich auf das, was die Fußballkultur einst ausmachte und stemmen sich gegen alles, was unter den Sammelbegriff Kommerzialisierung des Fußballs fällt.
11 Freunde: Die Italiener waren ihrer Zeit voraus und gründeten die Ultra-Bewegung schon über 30 Jahre früher.
Pilz: Das lag vor allem an den festen Fanstrukturen. Die italienischen Ultras gingen fast komplett aus der studentischen Linken hervor und übertrugen ihren Unmut mit der Gesellschaft auf den ihrer Meinung nach ebenfalls kränkelnden Fußball. In Deutschland war die Fanszene Anfang der 70er nicht ausreichend organisiert, eher lose gruppiert und ohne Hierarchien.
11 Freunde: Welche Effekte können gut organisierte Ultras erreichen?
Pilz: Die meisten Fangruppierung mussten irgendwann einmal die bittere Erfahrung machen, dass sie sich so weit von einander entfernt haben und folglich nicht mehr in der Lage waren, für Stimmung in Stadion zu sorgen. Die entsprechende Lehre lautete: Wir müssen wieder zu einer Einheit werden, um die traditionelle Stadionatmosphäre zu retten – das haben die Ultras bundesweit geschafft.
11 Freunde: Sind Ultras ein ausschließlich belebendes Stimmungselement oder verstecken sich unter ihnen auch potentielle Gewalttäter mit anderen Zielen?
Pilz: Das größte Problem der Ultras ist das Streben nach dem Monopol der Stimmungsmache. Um dies alleine für sich reklamieren zu können, benötigen die Ultras mehr Zulauf. Nur, je mehr Leute sich organisieren, desto höher ist die Gefahr, dass sich auch rechte oder linke Gewalttäter darunter befinden. Zwar sind Ultras in der Regel politisch unmotiviert, doch gerade weil sie eine offene und heterogene Bewegung sind, lauert hier das Risiko einer partiellen Unterwanderung. Zu beobachten ist in letzter Zeit der Schulterschluss zwischen Hooligans und den eher friedlichen Ultras, die nicht mehr einschreiten, wenn es zu Handgreiflichkeiten kommt.
11 Freunde: Wie verhalten sich Ultras in der aktuellen Debatte um Gewalt und Rassismus in den Stadien?
Pilz: Die Ultra-Szene hat im Kampf gegen Rassismus einiges in die Wege geleitet. Es haben sich Arbeitsgruppen gefunden, die mit Stadionaktionen für mehr Toleranz werben. In Zusammenarbeit mit den Klubs senden sie somit ein wichtiges Signal nach außen, sind aber auf Rückendeckung auch von Seiten des DFB angewiesen. Abzuwarten bleibt indes, ob sich das Engagement auch langfristig bewährt und nicht bald in der Schublade verschwindet. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit möglichst hoch zu halten.
11 Freunde: Der DFB hat die Bundesligisten verpflichtet, Vereine und Fans härter zu bestrafen. Ist das besonders unter den Ultras kritisierte Stadionverbot ein probates Mittel?
Pilz: Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 75 Prozent der Ultras die Berechtigung eines Stadionverbots durchaus anerkennen. Hierfür ausschlaggebend ist in erster Linie eine saubere Begründung, die den oftmals vorgebrachten Verdacht der Willkür ausschließt. Ein der Schlägerei bezichtigter Fan darf nicht mit gleicher Härte bestraft werden, wie einer der nur dabei stand oder einer der sich mit dem Einsatz von Pyrotechnik schuldig gemacht hat. Generell haben Strafen nur dann einen Sinn, wenn sie nicht als Vergeltungsaktion wahrgenommen werden, sondern einen Sinneswandel bewirken. Wenn das nicht der Fall ist, werden Stadionverbote und andere Sanktionen immer kontraproduktiv sein.
11 Freunde: Wie sieht das in der Praxis aus?
Pilz: In Hannover beispielsweise werden Stadionverbote nicht ausschließlich von der Polizei ausgesprochen. Fanbeauftragter und Fanprojekte sind ebenfalls eingeladen, gemeinsam über adäquate Sanktionen zu entscheiden. Als Faustregel gilt: Jedem sollte die Chance auf Bewährung eingeräumt werden. Stadionverbote sind freilich keine Wunderwaffe gegen Gewalt und Rassismus, sie können sich sogar ins Gegenteil verkehren und die Probleme aus dem Stadion auf die Straße verlagern.
11 Freunde: Hannover 96 hat in einer beispiellosen Aktion die Stadionhausordnung erneuert – offensichtlich zahlt es sich aus.
Pilz: Dabei ist das Modell einfach und überall durchsetzbar. Die Überlegung, die dahinter steckt: Rassismus kommt heute subtil daher und wird nicht von allen wahrgenommen, weil die Kommunikation der Szene einer Codierung unterliegt. Die Zuschauer im Stadion müssen sensibilisiert werden und erkennen, welche Fahnen, Schals und Zeichen Ausdruck einer rassistischen Gesinnung sind. Deshalb werden Zuschauer in Hannover angesprochen und gefragt, ob sie sich der Aussagekraft ihrer Fanartikel eigentlich bewusst sind. Der Effekt ist erfreulich: Rassismus ist im Stadion, aber auch in Fanforen zum Gesprächsgegenstand geworden. In Hannover gibt es heute ein aufgeklärtes und couragiertes Publikum. Ich kenne keinen anderen Bundesligisten, der ähnlich erfolgreich arbeitet. Vielleicht auf Schalke, wo der erste Antirassismusparagraphen in die Satzung aufgenommen wurde.
11 Freunde: Sie sprechen von Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. Gibt es Stadionsitten, die harmlos anmuten, im Grunde aber eine diskriminierende Botschaft transportieren?
Pilz: Ganz klar, denken Sie nur an die Stadionvorstellung der gegnerischen Mannschaft und den beliebten Ausruf, der den Namen angehängt wird. Diese Provokation, diese Abwertung der anderen ist Diskriminierung hoch fünf. Wenn Fans tatsächlich der Meinung sind, sie müssten sich weiterhin so verhalten, dann sollten sie kurz in sich gehen und überlegen, wie ernst sie es eigentlich mit der Menschenwürde halten. Es geht nämlich auch anders, wie die Mainzer letztes Jahr bewiesen haben, als der Gegner mit selbiger Begeisterung begrüßt wurde wie die eigene Mannschaft. Leider hat sich das nicht durchgesetzt – warum eigentlich? Wenn Stimmung nicht ohne Toleranz auskommt, dann stimmt an dieser atmosphärischen Auffassung etwas nicht.
Quelle: http://www.11freunde.de/ballkultur/18913
Dienstag den 21.11.2006 05:42
Monopol der Stimmungsmache
Prof. Dr. Gunter A. Pilz studiert seit 30 Jahren das Denken und Handeln von Fußballfans. Im Gespräch mit 11freunde.de erklärt er das Phänomen der Ultra-Bewegung.
11 Freunde: Herr Prof. Dr. Pilz, die Mitte der 90er entstandenen Ultra-Bewegungen wenden sich gegen den Zeitgeist der Kommerzialisierung. Was heißt das genau? Gunter
Pilz: Die Ultras wollen an der Uhr drehen und die alten Traditionen ins Stadion zurückholen. Man könnte sagen: Sie blicken nostalgisch nach vorne. Sie besinnen sich auf das, was die Fußballkultur einst ausmachte und stemmen sich gegen alles, was unter den Sammelbegriff Kommerzialisierung des Fußballs fällt.
11 Freunde: Die Italiener waren ihrer Zeit voraus und gründeten die Ultra-Bewegung schon über 30 Jahre früher.
Pilz: Das lag vor allem an den festen Fanstrukturen. Die italienischen Ultras gingen fast komplett aus der studentischen Linken hervor und übertrugen ihren Unmut mit der Gesellschaft auf den ihrer Meinung nach ebenfalls kränkelnden Fußball. In Deutschland war die Fanszene Anfang der 70er nicht ausreichend organisiert, eher lose gruppiert und ohne Hierarchien.
11 Freunde: Welche Effekte können gut organisierte Ultras erreichen?
Pilz: Die meisten Fangruppierung mussten irgendwann einmal die bittere Erfahrung machen, dass sie sich so weit von einander entfernt haben und folglich nicht mehr in der Lage waren, für Stimmung in Stadion zu sorgen. Die entsprechende Lehre lautete: Wir müssen wieder zu einer Einheit werden, um die traditionelle Stadionatmosphäre zu retten – das haben die Ultras bundesweit geschafft.
11 Freunde: Sind Ultras ein ausschließlich belebendes Stimmungselement oder verstecken sich unter ihnen auch potentielle Gewalttäter mit anderen Zielen?
Pilz: Das größte Problem der Ultras ist das Streben nach dem Monopol der Stimmungsmache. Um dies alleine für sich reklamieren zu können, benötigen die Ultras mehr Zulauf. Nur, je mehr Leute sich organisieren, desto höher ist die Gefahr, dass sich auch rechte oder linke Gewalttäter darunter befinden. Zwar sind Ultras in der Regel politisch unmotiviert, doch gerade weil sie eine offene und heterogene Bewegung sind, lauert hier das Risiko einer partiellen Unterwanderung. Zu beobachten ist in letzter Zeit der Schulterschluss zwischen Hooligans und den eher friedlichen Ultras, die nicht mehr einschreiten, wenn es zu Handgreiflichkeiten kommt.
11 Freunde: Wie verhalten sich Ultras in der aktuellen Debatte um Gewalt und Rassismus in den Stadien?
Pilz: Die Ultra-Szene hat im Kampf gegen Rassismus einiges in die Wege geleitet. Es haben sich Arbeitsgruppen gefunden, die mit Stadionaktionen für mehr Toleranz werben. In Zusammenarbeit mit den Klubs senden sie somit ein wichtiges Signal nach außen, sind aber auf Rückendeckung auch von Seiten des DFB angewiesen. Abzuwarten bleibt indes, ob sich das Engagement auch langfristig bewährt und nicht bald in der Schublade verschwindet. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit möglichst hoch zu halten.
11 Freunde: Der DFB hat die Bundesligisten verpflichtet, Vereine und Fans härter zu bestrafen. Ist das besonders unter den Ultras kritisierte Stadionverbot ein probates Mittel?
Pilz: Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 75 Prozent der Ultras die Berechtigung eines Stadionverbots durchaus anerkennen. Hierfür ausschlaggebend ist in erster Linie eine saubere Begründung, die den oftmals vorgebrachten Verdacht der Willkür ausschließt. Ein der Schlägerei bezichtigter Fan darf nicht mit gleicher Härte bestraft werden, wie einer der nur dabei stand oder einer der sich mit dem Einsatz von Pyrotechnik schuldig gemacht hat. Generell haben Strafen nur dann einen Sinn, wenn sie nicht als Vergeltungsaktion wahrgenommen werden, sondern einen Sinneswandel bewirken. Wenn das nicht der Fall ist, werden Stadionverbote und andere Sanktionen immer kontraproduktiv sein.
11 Freunde: Wie sieht das in der Praxis aus?
Pilz: In Hannover beispielsweise werden Stadionverbote nicht ausschließlich von der Polizei ausgesprochen. Fanbeauftragter und Fanprojekte sind ebenfalls eingeladen, gemeinsam über adäquate Sanktionen zu entscheiden. Als Faustregel gilt: Jedem sollte die Chance auf Bewährung eingeräumt werden. Stadionverbote sind freilich keine Wunderwaffe gegen Gewalt und Rassismus, sie können sich sogar ins Gegenteil verkehren und die Probleme aus dem Stadion auf die Straße verlagern.
11 Freunde: Hannover 96 hat in einer beispiellosen Aktion die Stadionhausordnung erneuert – offensichtlich zahlt es sich aus.
Pilz: Dabei ist das Modell einfach und überall durchsetzbar. Die Überlegung, die dahinter steckt: Rassismus kommt heute subtil daher und wird nicht von allen wahrgenommen, weil die Kommunikation der Szene einer Codierung unterliegt. Die Zuschauer im Stadion müssen sensibilisiert werden und erkennen, welche Fahnen, Schals und Zeichen Ausdruck einer rassistischen Gesinnung sind. Deshalb werden Zuschauer in Hannover angesprochen und gefragt, ob sie sich der Aussagekraft ihrer Fanartikel eigentlich bewusst sind. Der Effekt ist erfreulich: Rassismus ist im Stadion, aber auch in Fanforen zum Gesprächsgegenstand geworden. In Hannover gibt es heute ein aufgeklärtes und couragiertes Publikum. Ich kenne keinen anderen Bundesligisten, der ähnlich erfolgreich arbeitet. Vielleicht auf Schalke, wo der erste Antirassismusparagraphen in die Satzung aufgenommen wurde.
11 Freunde: Sie sprechen von Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. Gibt es Stadionsitten, die harmlos anmuten, im Grunde aber eine diskriminierende Botschaft transportieren?
Pilz: Ganz klar, denken Sie nur an die Stadionvorstellung der gegnerischen Mannschaft und den beliebten Ausruf, der den Namen angehängt wird. Diese Provokation, diese Abwertung der anderen ist Diskriminierung hoch fünf. Wenn Fans tatsächlich der Meinung sind, sie müssten sich weiterhin so verhalten, dann sollten sie kurz in sich gehen und überlegen, wie ernst sie es eigentlich mit der Menschenwürde halten. Es geht nämlich auch anders, wie die Mainzer letztes Jahr bewiesen haben, als der Gegner mit selbiger Begeisterung begrüßt wurde wie die eigene Mannschaft. Leider hat sich das nicht durchgesetzt – warum eigentlich? Wenn Stimmung nicht ohne Toleranz auskommt, dann stimmt an dieser atmosphärischen Auffassung etwas nicht.
Quelle: http://www.11freunde.de/ballkultur/18913
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es ist ja nicht so, dass die ultras aktuell in den medien einen besonders guten ruf geniessen...
warum auch immer, die nzz zeigt einmal mehr weitblick, respekt!
Verrottetes Spiel
Die Lage in Italien ist immer hoffnungslos, aber nicht ernst. Der Sarkasmus Ennio Flaianos, des ehemaligen Drehbuchschreibers von Federico Fellini, erklärt auch den Fussball. Weil Fussball neben der Sprache und dem Fernsehen die einigende Klammer des Stiefels ist, steht der Ball unter der Protektion der Politikerkaste. Der Calcio zeigt nicht «das Spiegelbild der Gesellschaft», wie der Fifa- Präsident Sepp Blatter als Löschblattsoziologe die Zustände deutet, sondern er bildet das Milieu seiner selbstherrlichen Fussballfürsten und ihrer politischen Schirmherren ab, die dieses verrottete Spiel populistisch hätscheln und instrumentalisieren und damit eine Art von rechtsfreiem Terrain geschaffen haben. Aus diesem Nährboden wachsen Skandale und Machtkartelle (wie Berlusconis Mediaset, die monopolartig das Geschäft der Fussballübertragungen beherrscht), aber kein Unrechtsbewusstsein.
Die Calciopoli-Erschütterungen sind verebbt (dieses virtuose Schiedsrichter-Manipulationssystem des Juventus-Managers Luciano Moggi). Der Fussball verändert sich schnell, fast über Nacht ist Italien vom Beelzebub zum Weltmeister geworden. Der Skandal landet, nach der sportgerichtlichen Bewältigung und Abschwächung, in den Aktenschränken der überforderten ordentlichen Justiz und dämmert der Verjährung entgegen. Aber das Spielzeug gefällt nicht mehr, die Italiener wenden sich vom Fussball ab, sie durchschauen das falsche melodramatische Showprodukt, das die Geldmaschine am Laufen hält. Nun ist ein Schuldiger gefunden, auf den sich alle verdrängten Probleme abwälzen lassen: der Ultra, der, in Stämmen organisiert, durch die alten, verödeten Arenen marodiert. Viele italienische Stadien haben den Komfort von Militärkasernen des vorletzten Jahrhunderts, selbst die «Scala des Fussballs» in San Siro wirkt im Innern so abschreckend wie das alte Kolosseum.
Das Land leidet unter einem allgemeinen Hooliganismus, da mag Blatter recht haben, unter einer weitverbreiteten Missachtung der moralischen, gesetzlichen und geschäftlichen Regeln, unter dem Rabaukentum der schlechten Verlierer (Berlusconi, der sich noch immer für den Wahlsieger ausgibt). Aber nicht allein die radikalen Fussballpunks zerstören das Spiel, sondern auch diejenigen, die sie gewähren lassen. In der anschwellenden Kakophonie der Ursachenforschung nach dem Tod des bedauernswerten sizilianischen Polizeiinspektors Filippo Raciti ist die Stimme des früheren Innenministers Pisanu im Kabinett Berlusconis fast untergegangen. Zur Ehrenrettung dieses Politikers: Er hat vor zwei Jahren ein Gesetz gezimmert, das, wenn es eingehalten worden wäre, viele Schwierigkeiten beseitigt hätte. Pisanu schreibt vor: Kontrollen auf Waffen und Feuerwerkskörper schon ausserhalb der Stadien; nominelle Tickets, beim Eintritt mit der Identitätskarte vorzuweisen; elektronische Eintrittskontrolle; Videoüberwachung aller Zuschauersektoren; auf je 500 Zuschauer ein Ordner im Stadion. Diese Voraussetzungen erfüllen lediglich vier Stadien und Klubs in der Serie A: Turin, Rom, Genua und Palermo. Alle andern Klubs haben sich mit Sondergenehmigungen über die Vorschriften hinweggemogelt.
Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einem Reformer, der wegen eines fatalen Reitunfalls seit Jahren im Rollstuhl sitzt: Luca Pancalli, Vorsitzender der Invalidensportler und früherer Fünfkämpfer, hat sich als kommissarisch eingesetzter Präsident des nach wie vor unter Zwangsverwaltung stehenden Fussballverbandes Respekt verschafft im Kampf gegen die Betonköpfe. Auch die Ultras werden ihn fürchten müssen.
warum auch immer, die nzz zeigt einmal mehr weitblick, respekt!
Verrottetes Spiel
Die Lage in Italien ist immer hoffnungslos, aber nicht ernst. Der Sarkasmus Ennio Flaianos, des ehemaligen Drehbuchschreibers von Federico Fellini, erklärt auch den Fussball. Weil Fussball neben der Sprache und dem Fernsehen die einigende Klammer des Stiefels ist, steht der Ball unter der Protektion der Politikerkaste. Der Calcio zeigt nicht «das Spiegelbild der Gesellschaft», wie der Fifa- Präsident Sepp Blatter als Löschblattsoziologe die Zustände deutet, sondern er bildet das Milieu seiner selbstherrlichen Fussballfürsten und ihrer politischen Schirmherren ab, die dieses verrottete Spiel populistisch hätscheln und instrumentalisieren und damit eine Art von rechtsfreiem Terrain geschaffen haben. Aus diesem Nährboden wachsen Skandale und Machtkartelle (wie Berlusconis Mediaset, die monopolartig das Geschäft der Fussballübertragungen beherrscht), aber kein Unrechtsbewusstsein.
Die Calciopoli-Erschütterungen sind verebbt (dieses virtuose Schiedsrichter-Manipulationssystem des Juventus-Managers Luciano Moggi). Der Fussball verändert sich schnell, fast über Nacht ist Italien vom Beelzebub zum Weltmeister geworden. Der Skandal landet, nach der sportgerichtlichen Bewältigung und Abschwächung, in den Aktenschränken der überforderten ordentlichen Justiz und dämmert der Verjährung entgegen. Aber das Spielzeug gefällt nicht mehr, die Italiener wenden sich vom Fussball ab, sie durchschauen das falsche melodramatische Showprodukt, das die Geldmaschine am Laufen hält. Nun ist ein Schuldiger gefunden, auf den sich alle verdrängten Probleme abwälzen lassen: der Ultra, der, in Stämmen organisiert, durch die alten, verödeten Arenen marodiert. Viele italienische Stadien haben den Komfort von Militärkasernen des vorletzten Jahrhunderts, selbst die «Scala des Fussballs» in San Siro wirkt im Innern so abschreckend wie das alte Kolosseum.
Das Land leidet unter einem allgemeinen Hooliganismus, da mag Blatter recht haben, unter einer weitverbreiteten Missachtung der moralischen, gesetzlichen und geschäftlichen Regeln, unter dem Rabaukentum der schlechten Verlierer (Berlusconi, der sich noch immer für den Wahlsieger ausgibt). Aber nicht allein die radikalen Fussballpunks zerstören das Spiel, sondern auch diejenigen, die sie gewähren lassen. In der anschwellenden Kakophonie der Ursachenforschung nach dem Tod des bedauernswerten sizilianischen Polizeiinspektors Filippo Raciti ist die Stimme des früheren Innenministers Pisanu im Kabinett Berlusconis fast untergegangen. Zur Ehrenrettung dieses Politikers: Er hat vor zwei Jahren ein Gesetz gezimmert, das, wenn es eingehalten worden wäre, viele Schwierigkeiten beseitigt hätte. Pisanu schreibt vor: Kontrollen auf Waffen und Feuerwerkskörper schon ausserhalb der Stadien; nominelle Tickets, beim Eintritt mit der Identitätskarte vorzuweisen; elektronische Eintrittskontrolle; Videoüberwachung aller Zuschauersektoren; auf je 500 Zuschauer ein Ordner im Stadion. Diese Voraussetzungen erfüllen lediglich vier Stadien und Klubs in der Serie A: Turin, Rom, Genua und Palermo. Alle andern Klubs haben sich mit Sondergenehmigungen über die Vorschriften hinweggemogelt.
Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einem Reformer, der wegen eines fatalen Reitunfalls seit Jahren im Rollstuhl sitzt: Luca Pancalli, Vorsitzender der Invalidensportler und früherer Fünfkämpfer, hat sich als kommissarisch eingesetzter Präsident des nach wie vor unter Zwangsverwaltung stehenden Fussballverbandes Respekt verschafft im Kampf gegen die Betonköpfe. Auch die Ultras werden ihn fürchten müssen.
COYI!
In Zusammenhang mit den Vorfällen in Catania hat wohl heute Sat1 in ihren News als einziges Medium nicht von Hooligans als Tätern gesprochen, sondern die Täter waren (Zitat): "rechtsextreme Fans, sogenannte Ultras"....
naja...
naja...
I'm going to make him an offer he can't refuse...
GEGEN DEN MODERNEN SCHIFFSBAU
offene beträge: CHF 50 von tjfcl, CHF 10 von LU-57, CHF 10 von chamäleon, CHF 10 von nelson, CHF 10 an seimon.
JASSOBIG RETTEN - NIEDER MIT DEN WETTEN!
Sammler hat geschrieben: Der FCL ist ein Verein, den man besser erst gar nicht beitreten sollte. Leistungen werden definitiv nicht honoriert. Jetzt auf Margiotta herumzuhacken ist absolut fehl am Platz. Kein Wunder, bekommt der FCL keine Mannschaft mehr zusammen, die mal einen Kübel stemmen wird. Nicht unter Swisspor, nicht unter Meyer.
GEGEN DEN MODERNEN SCHIFFSBAU
offene beträge: CHF 50 von tjfcl, CHF 10 von LU-57, CHF 10 von chamäleon, CHF 10 von nelson, CHF 10 an seimon.
JASSOBIG RETTEN - NIEDER MIT DEN WETTEN!
Sammler hat geschrieben: Der FCL ist ein Verein, den man besser erst gar nicht beitreten sollte. Leistungen werden definitiv nicht honoriert. Jetzt auf Margiotta herumzuhacken ist absolut fehl am Platz. Kein Wunder, bekommt der FCL keine Mannschaft mehr zusammen, die mal einen Kübel stemmen wird. Nicht unter Swisspor, nicht unter Meyer.
Insider hat geschrieben:In Zusammenhang mit den Vorfällen in Catania hat wohl heute Sat1 in ihren News als einziges Medium nicht von Hooligans als Tätern gesprochen, sondern die Täter waren (Zitat): "rechtsextreme Fans, sogenannte Ultras"....
naja...
ja die nlz definierte den begriff ultra nicht viel besser (zitat): "...ultras, krawallmacher im zeichen des fussballs"...
hm ja. aber bezeichnen sich nicht die hooligans in italien selbst als ultras? mir ist als hätte ich das letztens mal in einem bericht gesehen :S
kann mich jedoch nicht entsinnen in welchen. lazio irriducibile (oder wie auch immer). dachte die sprechen von ultras wenn sie von den hooligans sprechen..
ok. wenn man diese massen von krawallmachern sieht hat es wohl eh nicht mehr viele "andere" übrig.. . da kann man gut alle in einen topf werfen
kann mich jedoch nicht entsinnen in welchen. lazio irriducibile (oder wie auch immer). dachte die sprechen von ultras wenn sie von den hooligans sprechen..
ok. wenn man diese massen von krawallmachern sieht hat es wohl eh nicht mehr viele "andere" übrig.. . da kann man gut alle in einen topf werfen
"Wer sich vor nichts Grossem fürchtet, der hat vor jeder Kleinigkeit Schiss. Gerade der postmoderne Relativismus führt dazu, dass wir nichts mehr relativieren können. So werden wir bei jeder minimalen Gelegenheit zu reaktionären Mimosen, die sofort nach Repressionsmassnahmen rufen und sich auch beträchtliche Zumutungen - wie zum Beispiel Leibesvisitationen, Nacktscannen, Rauchverbote, Bologna-Reformen oder massive Umverteilungen gesellschaftlichen Reichtums - gerne gefallen lassen."
- Robert Pfaller -
FUCK FRONTEX
- Robert Pfaller -
FUCK FRONTEX
steve hat geschrieben:hm ja. aber bezeichnen sich nicht die hooligans in italien selbst als ultras? mir ist als hätte ich das letztens mal in einem bericht gesehen :S
kann mich jedoch nicht entsinnen in welchen. lazio irriducibile (oder wie auch immer). dachte die sprechen von ultras wenn sie von den hooligans sprechen..
ok. wenn man diese massen von krawallmachern sieht hat es wohl eh nicht mehr viele "andere" übrig.. . da kann man gut alle in einen topf werfen
Gesellschaftsproblem welches weder mit Hools noch mit Ultras was am Hut hat. Mehr so Mafia, Armut und soziale Umstände.
Nicht jeder Krawall welcher sich am Rande eines Fussballspiels abspielt muss auch was mit dem zu tun haben. Begreiffen tun dies aber weder die Medien und schon gar nicht die Politiker. Die Heimfans griffen ja nicht die Gäste Fans an sondern die Polizei.
Wenn man bedenkt, was für eine Masse und mit welcher Wucht auf die Beamten losgegangen wurde, sieht man auch gleich, dass dort unten die Kacke wohl schon n Weilchen am Dampfen war.
Diese Wut hätte sich ganz bestimmt auch irgendwann entladen wenn es keine Fussballspiele gäbe. Vielleicht an einer Demo gegen Haarausfall oder "für Birkenstockschuhe für alle".
Nun wars aber halt ein Fussballspiel und die Fussballfans der Welt müssen sich mal wieder Tagelang rechtfertigen.
stänkerer gegen oben
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raven hat geschrieben:Gesellschaftsproblem welches weder mit Hools noch mit Ultras was am Hut hat. Mehr so Mafia, Armut und soziale Umstände.
Nicht jeder Krawall welcher sich am Rande eines Fussballspiels abspielt muss auch was mit dem zu tun haben. Begreiffen tun dies aber weder die Medien und schon gar nicht die Politiker. Die Heimfans griffen ja nicht die Gäste Fans an sondern die Polizei.
Wenn man bedenkt, was für eine Masse und mit welcher Wucht auf die Beamten losgegangen wurde, sieht man auch gleich, dass dort unten die Kacke wohl schon n Weilchen am Dampfen war.
Diese Wut hätte sich ganz bestimmt auch irgendwann entladen wenn es keine Fussballspiele gäbe. Vielleicht an einer Demo gegen Haarausfall oder "für Birkenstockschuhe für alle".
Nun wars aber halt ein Fussballspiel und die Fussballfans der Welt müssen sich mal wieder Tagelang rechtfertigen.
Super Posting!
Gleiches gilt für andere Teile der Welt. Die "Krawallmacher" in Argentinien haben genauso wenig zu verlieren wie diejenigen im osten Europas oder (teilweise) Ostdeutschland, etc. Die haben einfach ne riesen Wut auf ein scheiss System das für ihre Zukunft nicht's übrig hat. Sie haben also gar nichts zu verlieren. Genau dort sollten die Politiker mal den Hebel ansetzen!