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Ultras

hegu
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Beitrag von hegu » 20. Okt 2005, 11:03

Das ist doch ein Ars******,wieso schreibt der solche Scheisse???
Nur der im Leben etwas gewinnt, dem öfters Bier durch die Kehle rinnt
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Backofenvorheizer

Beitrag von Backofenvorheizer » 20. Okt 2005, 11:08

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Beitrag von syntax » 20. Okt 2005, 11:11

g.love hat geschrieben:
Bill Shankly hat geschrieben:* no comment * (gehe kotzen...)


Bitte kläre mich Ahnungslosen auf, was dich an diesem Bericht "irritiert".

DANGGSCHEEN!


Vor allem dieser Satz: "Dieser harte Kern der Ultras hat die früher im Stadion wütenden Hooligans abgelöst, die sich mittlerweile auf das gegenseitige Verdreschen auf der Allmend beschränken, um nach diesem ihrem Gusto entsprechenden Vorspiel gemeinsam den Match zu besuchen."

:lol:
ernsthaft: hetzerei der übelsten sorte! da werden sämtliche klischees herbeibemüht, so dass sich das gesamte argumentatorium der journalistischen panikmache der letzten monate wieder findet.
schwacher, undifferenzierter artikel.
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g.love
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Beitrag von g.love » 20. Okt 2005, 11:31

syntax hat geschrieben: ernsthaft: hetzerei der übelsten sorte! da werden sämtliche klischees herbeibemüht, so dass sich das gesamte argumentatorium der journalistischen panikmache der letzten monate wieder findet.
schwacher, undifferenzierter artikel.



Ich muss gestehen, ich kenne mich in der Szene nicht aus. Mir gefallen Fanaktionen, mir gefallen Choreos und so weiter. Aber was z.B. im Cupfinal abging - als ich mit meinem Göttibuben besuchte - war unter jeder Sau. Nicht nur der Kleine war erschreckt und freut sich auch nicht mehr soooo auf grosse Spiele. Nun weiss ich wirklich nicht ob das Ultras oder Hools oder was auch immer sind. Aber, dass dieser Art von "Support" entgegnet werden muss ist sonnenklar. Ich denke auch für euch, oder?! Ich erinnere mich auch an Spiele gegen den FCB oder FCZ wo Leuchtraketen in die Fanblocks gefeuert wurden. Absurd ...

Ein "Platzsturm" hingegen wie beim 5:1 vs La Chaux-de-Fonds war OK und gehört für mich dazu.

Wie gesagt, ich kenne die Grenze von "Ultra" zu "Hooligan" und so weiter nicht. Aber mich dünkt der Artikel hat schon einige richtige Ansatzpunkte.

Pfüats euch!

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Beitrag von Gunner » 20. Okt 2005, 12:30

Dieser harte Kern der Ultras hat die früher im Stadion wütenden Hooligans abgelöst, die sich mittlerweile auf das gegenseitige Verdreschen auf der Allmend beschränken, um nach diesem ihrem Gusto entsprechenden Vorspiel gemeinsam den Match zu besuchen


Ist der Mann ein Insider ? .... *hust*
Da sieht man, was für ein enormes Wissen hinter dem Artikel steht. Muahahaha!!! :lol:

LUzifer

Beitrag von LUzifer » 20. Okt 2005, 12:41

Könnte Inkompetenz Auto fahren, wäre Helbling ein Formel1-Pilot.
Könnte Ignoranz ficken, hiesse Helbling Chasey Lane.

:evil:

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Beitrag von Camel » 21. Okt 2005, 08:41

Die Miesmacher - Truppe

Funktionäre sind keine echten Fans, sondern Schaumschläger, die nur in den Medien stark sind. Sie verderben mit ihrer Angstmacherei in letzter Zeit der grossen Mehrheit der Zuschauer das Spiel.

Von Ernesto

Die Arbeit von Thomas Helbling und sein Artikel im «Tages-Anzeiger» vom 19.10.2005 ruft nach einer Replik. Der Autor sieht sich als integrer Saubermann und Reinemacher unserer Stadien. Beides ist falsch. Um integer zu sein, fehlt ihm offenbar sowohl das Fachinteresse als auch das Verständnis für die Fans. Den Tatbeweis des verständnisvollen Funktionärs, der die Anlegen der Fans und mit ihnen der Ultras nur ansatzweise versteht, kann er kaum erbringen. Und auch gegen den Zuschauer, der die Choreografien und Feuerwerke bewundert, oder den Intellektuellen, der auf der Haupttribüne die zumeist treffenden Spruchbänder der Fankurve mit Wonne entziffert, hat er keinen Stich. Es fehlt ihm schlicht der Echtheitsstempel.

Dafür ist er «Funktionär» im Sinne von weltfremd, abgehoben und ahnungslos. Das genügt aber noch nicht, um in unserer Fussballgesellschaft tonangebend zu sein, es reicht lediglich dazu, im Altpapierberg der Medien oben auf zu sein, bei den Fans dagegen läuft er mal um mal ins Offside. Dort gehört der Funktionär, der es vor Jahresfrist trotz Unterstützung einer Boulevardzeitung nicht mal geschafft hat den Sesselkleber an der Verbandsspitze abzulösen, mittlerweile aber hin. Er manövriert sich ins Out, auf die Ersatzbank der verbandsinternen Jassrunde.

Ob als Präsident der Sicherheits- und Fankommission der Suppen-Liga oder als mediengeiler Verbandsfunktionär will er die Meinung diktieren und die Medien zur Verbreitung unwidersprochenem Nonsens benutzen. Zum Ärger und Leidwesen der restlichen 98% der Fussballinteressierten, der Akteure auf den Tribünen und gleichzeitigem Fundament des Fussballs. Er erstickt eine neu entstehende Fangeneration im Keim und verhindert im Vorfeld der Euro 2008 fahrlässig ein Aufkommen einer landesweiten Fussballeuphorie und Begeisterung. Zielstrebig wird versucht die Staatsmacht aus kantonalen Polizeikorps und beigezogenem militärischem Sicherheitsdienst zu Lasten der Steuerzahler in Alarmbereitschaft zu versetzen anstatt sich darum zu kümmern, wie den hoffentlich Zehntausenden von ausländischen Fussballfans die gastgebenden Städte im Speziellen und unser Land im Allgemeinen näher gebracht werden kann.

Sozialkritisch wird die Fankurve als Hort von Verbrechen beschrieben; wie eine Blutspur zögen sich Gewalt und Aufruhr gegen die Ordnungshüter durch die Geschichte des modernen Fussballfans. Komisch nur das mir dies noch nie aufgefallen ist. Bei den Derbys sind die neuen Stadien - das Joggeli und das Wankdorf – und die sicherheitstechnisch bedenklichen Ruinen in Zürich trotz dieser Panikmache jeweils zum Bersten voll.

Um sich greifender kollektiver Aktivismus

Stickig die Atmosphäre, eng der Raum auf der Stehplatzrampe. Und trotzdem: Dem vom Autor skizzierten Bild archaischer Manifestationen und einer brodelnden, aus ihrem Pferch auszubrechen drohenden Menschenmasse soll Herr Helbling noch nie begegnet sein? Und jenem der Polizei als «Repressionsorgan» auch nicht? Vielleicht sollte er auch mal ein Spiel ausserhalb der Logen – mitten in einer Fankurve – besuchen oder nicht mit seiner Limousine direkt in die Parkgaragen unserer Stadien abtauchen sondern eine Anreise in einem Sonderzug mitmachen. In Erinnerung bleibt jedenfalls eine Verhaftungsaktion, bei der im letzten Dezember sämtliche Rechte mit Füssen getreten wurden. Und die beschönigend beschriebenen Landjäger. die für ihre guten Dienste zum Wohle der Zuschauer den Match auf reservierten Sitzplätzen mitverfolgen durften sind mir auch noch nie begegnet. Dafür aber ein Polizeiaufgebot, welches sich vor, während und nach den Spielen hauptsächlich aufs Verteilen von Bussen konzentriert und den Verkehr meist mehr behindert als regelt. Kurz: Man fühlt sich schikaniert und fehl am Platz - trotz anderweitigen Lippenbekenntnissen.

Zum Ort der Krise wurde das Stadion erst Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts deklariert. Zuerst wurden der Fussballschweiz als Zaungast aufdoktriniert, die zwei - infolge massiver Versäumnisse der örtlichen Organisatoren und Verantwortlichen in den Verbänden - Tragödien von Heysel und Hillsborough seien auch bei uns möglich. Dass er dabei den Holztribünenbrand von Bradford verschweigt, der Verband das Stadion in Bern aber selbst trotzdem noch mit Holzbänken versah oder sogar für die WM 1998 noch mit provisorischen Tribünen wie beispielsweise in der Badener Esp eine Kandidatur einreichte, möchte wohl auch niemand der Verantwortlichen mehr hören. Schleichend entwickelten sich dann die Geschehnisse rund ums Fussballfeld auch bei uns zu Tummelplätzen von selbsternannten Experten und nach Medienpräsenz lechzenden Verbandsoberen. Angestachelt durch die aufkommende mediale Präsenz ist die Problematik, sofern sie denn überhaupt eine ist, mittlerweile zum Hort jener geworden, die sich ihrer Lethargie in einem feudalen Funktionärsbüro bewusst geworden sind. Dieser harte Kern hat die früher in Kommissionssitzungen nach ausgewogenen Lösungen suchenden stillen Schaffer abgelöst. Mittlerweile beschränkt man sich nicht mehr aufs Ausarbeiten irgendwelcher Strategiepapiere, sondern sucht die eigene Unfähigkeit hinter der lautstarken Forderung nach einem Hooligangesetz zu verstecken – und muss im gleichen Atemzug noch zugeben, dass die Hooligans heute nun wirklich kein Problem mehr darstellen.

Nur in den Medien stark, produziert Herr Helbling vorzugsweise Druckerschwärze, stürmt stosstruppartig und ohne Konzept die Zeitungsspalten und setzt sich dort fest. Gibt es aber mal was zu feiern oder muss man den Fussball verkaufen, greift man selbst gerne auf die Mittel der sonst so gerne verteufelten Fussballfans zurück. Dann ist auch keine Rede mehr von gesetzlich verbotenem Feuerwerk oder der Unfähigkeit in der FIFA-Stadt ein taugliches Stadion ohne gar von Kinderhänden demontierbare Tribünen zu erstellen.

Bricht die Unfähigkeit der unzähligen Sicherheitsleute auf und werden kollektiv ganze Fanzüge verhaftet, spielen sich die Verantwortlichen als Unschuldslämmer auf und erfrechen sich rechtsstaatliche Prinzipien, die man vom Zuschauer so gerne verlangt, ohne mit der Wimper zu zucken von Board bzw aus dem Zug zu werfen.

Diese verzerrte Wahrnehmung der gesetzlich vorgegebenen Regeln und der dem Individuum zustehenden Unschuldsvermutung sind Ausdruck des Zwiespalts, in dem sich die Funktionäre befinden. Wie auch die dümmlichen Bemerkungen über Kleider- und Trinkgewohnheiten von Zuschauern – mit Kapuzenshirt und einem Sixpack Bier gilt man neurdings schweizweit als Hooligan – währenddessen man sich im Designeranzug in irgendeiner Loge gratis mit Champagner die Wahrnehmung vernebelt. Und im Gegenzug die demonstrative Verweigerung, für Zuschauer denen die Verpflegungspreise in den Stadien mittlerweile aus dem Budget galoppieren, auch nur für fünf Minuten ein offenes Ohr zu haben. Man verbietet viel lieber noch das Mitbringen von selbstgestrichenen Sandwiches oder Getränken in nun wirklich ungefährlichen Tetrapacks. Vermutlich muss das eigene Fünfgangmenü hinter der dicken Glasscheibe mit Hot-Dogs, Bratwürsten und fremdländisch klingendem Bier auch irgendwie quersubventioniert werden können.

Die echten Fans machen die Faust im Sack

Wer mit diesem dekadenten und gespaltenen Verhalten verklärend den Mahnfinger erhebt, muss sich nicht wundern, wenn er mit der Hetze gegen den normalen Fussballfan weitherum nur Kopfschütteln auslöst. Bei all den Vätern und Müttern, die den Matchbesuch mit ihren Kindern nicht mehr finanzieren können währenddem man tausende Tickets an irgendwelche Sponsoren und Eventbesucher verschenkt. Bei den Zuschauern, die es müde sind, ständig irgendwelcher Medienhetze ausgesetzt zu sein. Bei all jenen, die genug davon haben, dass ihnen das Fussballfest wegen langweiligen Sesselfurzern und „Fahne aabe“-Schreiern vermiest wird. Schlicht bei der überwiegenden Mehrheit der Stadionbesucher, den echten Fussballfans, die dem emotionslosen Einheitsbrei der die geordneten Sitzreihen in den Stadien dieses Landes, mit der Faust im Sack zusehen.

Gefordert sind die Zuschauer, aber auch die Klubs. Als Hausherren bestimmen die Vereine die
Stadionordnung. Aber als Kunden entscheiden die Zuschauer, was für Getränke sie konsumieren wollen und wie lautstark und mit welchen Sprüchen sie ihr Team anfeuern wollen. Wochenende für Wochenende geben sie Hunderttausende von Franken aus, und können sich trotzdem nirgends und bei niemandem willkommenen fühlen.

Bei diesem zermürbenden und sinnlosen Katz-und-Maus-Spiel sind alle verpflichtet, dem Erlebnis Fussball nicht die Emotionen zu rauben und ihm den Todesstoss zu versetzen. Aber die Angst sitzt den Funktionären offensichtlich noch nicht im Nacken, dass sie früher oder später dafür verantwortlich gemacht werden.

Es verwundert deshalb, dass die Verantwortlichen der Nationalliga äh der Swiss Football League vom Gesetzgeber trotzdem weiter hirnlos Repressionen gegen Zuschauer und weitergehende Massnahmen gegen Fans verlangen. So sind sie zwar in der Lage, das eigene Haus in Muri glänzend im Scheinwerferlicht zu präsentieren, um das Wohl der Basis - der echten Fans, die man neuerdings gerne als Ultras bezeichnet - kümmert man sich aber nicht.

Dazu würden aber viele Fans, denen der Fussballklub ein Wohlgefühl und ein Daheim bietet, Hand zu Gesprächen und einer konstruktiven Zusammenarbeit bieten. Nur müsste man halt vielleicht mal aus dem Scheinwerferlicht treten und über seinen Schatten springen. Zumindest könnten der Geschichte des Fussballs in unserem Land so wieder erfreulichere Kapitel zugefügt werden als mit der aktuellen Schauermärchenphase.

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Beitrag von Admin » 21. Okt 2005, 09:57

Habe den Artikel von Helbling jetzt auch noch gelesen - schon ganz starker Tabak :x Und neben dem zweifellos fehlenden Sachverständnis hat der Herr auch noch ein erschreckend komisches Rechtverständnis, finde ich:
Bricht die Anonymität auf und werden die Übeltäter entlarvt, spielen sie sich als Unschuldslämmer auf und erfrechen sich, selbst vom Klub die minutiöse Einhaltung rechtsstaatlicher Verfahrensgrundsätze zu verlangen, wenn dieser die Chaoten aus dem eigenen Stadion spediert.

So etwas aber auch, diese bösen bösen Chaoten verlangen doch tatsächlich, dass man mit ihnen so vorgeht, wie es das Gesetz vorschreibt - schon skandalös, dass man die nicht einfach ohne Prozess oder so ein Weilchen wegsperren kann...:roll: :evil:

Weltklasse-Replik von diesem Ernesto - aus dem FCB-Forum?
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Beitrag von LU-57 » 21. Okt 2005, 20:35

Umfrage auf http://www.fcsg.info/pages/aktuell/news ... mfrage.htm


Wie definieren Sie den Begriff Hooligan?

Aktive Zuschauer, welche die Kurve mit akustischen und optischen Mitteln unterstützen 10 Klicks - 3,2%

Schlägertypen, welche ohne Grund Gewalt anwenden 68 Klicks - 21,8%

Zuschauer die Pyro und Feuerwerke im Stadion zünden 226 Klicks - 72,4%

Anhänger eines Fussballvereins, die sich für den Support einsetzen 8 Klicks - 2,6%


Die Auswahlmöglichkeiten sind schon mal top! :roll: :wink:
STADION ALLMEND 1934 - 2009
\O/ cumk \O/ choooooom \O/

«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
«Gewaltanwendungen gab es zwar keine, es hätte aber auch anders kommen können!»
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.

homersimpson

Beitrag von homersimpson » 22. Okt 2005, 14:28

Sinnlose scheiss umfrage!

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Beitrag von Admin » 24. Okt 2005, 20:24

Ich finde, der Artikel hat ziemlich viel Wahres dran :!: (Ist übrigens aus dem Mai dieses Jahres, wurde aber vorher in der Liiribox gepostet und ich fand ihn noch interessant; Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,187 ... 37,00.html )

Angst vor "Ultras"

Vor der WM 2006 wächst die Gewaltbereitschaft unter jungen Fußballfans

Gut ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist die Gewaltbereitschaft unter jugendlichen Fans, den so genannten "Ultras", gewachsen. Friedliche Ultras, die eigentlich für Stimmung im Stadion sorgen wollen, würden immer öfter von gewaltbereiten Fans und Rechtsextremen unterwandert, sagt der Sportsoziologe Gunter Pilz Frontal21. Die Angriffe richten sich nicht nur gegen gegnerische Fans. Kürzlich wurde etwa der Trainer von Energie Cottbus, Petrik Sander, durch einen Feuerwerkskörper schwer verletzt.

von Astrid Randerath und Christian Esser, 10.05.2005

Frontal21 - das Magazin im ZDF

"Die Ultraszene ist auf dem Weg, sich von der Gewaltfreiheit zu verabschieden und immer mehr auch hooliganähnliches Verhalten, gepaart mit ultraspezifischen Aktionen zu zeigen", stellt Pilz in dem Aufsatz "Gewaltgruppierungen in deutschen Fußballstadien" fest. Im Internet würden sich viele Ultra-Gruppen offen zu Gewalt bekennen. Pilz zufolge werden die Gewalttäter immer jünger und die Gewalthandlungen enthemmter, rücksichtsloser. Das Durchschnittsalter der Ultras liege bei 17 bis 18 Jahren.

Konfrontation Ost - West
In den neuen Bundesländern gebe es mehr Gewaltbereite unter den Fans als in den alten Bundesländern, so Pilz. Für ein Gutachten über die deutsche Ultra-Szene im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaften wurden sämtliche Fangruppen der 1. bis 3. Liga befragt. Mehr als ein Viertel der Ost-Ultras hat der Umfrage zufolge gelegentlich Lust auf Zoff und reagiert auf Gewalt mit Gegengewalt. Im Westen gibt sich dagegen nur jeder Zehnte gewaltbereit. 7,4 Prozent der Ost-Ultras und 2,5 der West-Ultras geben an, regelmäßig an Gewalt beteiligt zu sein.

Außerdem sieht Pilz eine Konfrontation zwischen Ost- und West-Fans. "Es ist unverkennbar, dass einige Ultragruppierungen sowohl der neuen als auch der alten Bundesländer gegeneinander mobil machen."

Einige Ultras geben im Interview mit Frontal21 ihre Gewaltbereitschaft zu. "Gewalt gehört auch zum Ultra dazu, das ist eine Sache, die ganz wichtig ist", sagt Julius Neumann von den Ultras Nürnberg. "Aber man kann Ultras und Hooligans nicht in einen Topf schmeißen. Bei uns stehen noch andere Sachen im Vordergrund: Stimmung, Choreographien." Gewalt gehe nicht von den Ultras aus, sondern sei eine Reaktion auf Gewalt der Polizei.

Ultras: Polizei ist Schuld
Sebastian Grau von den Ultras Nürnberg sieht das auch so. "Es kommt zu Gewaltaktionen gegen Ordnungsdienste und Polizei, wenn diese in einen Bereich eintreten oder gewisse Handlungen unterbinden, die für Fans selbstverständlich sind", sagt er. Wenn etwa Zaunfahnen angebracht oder Fahnen geschwenkt würden. "Wenn jetzt solche Dinge passieren, dann geht ziemlich vielen Leuten der Hut hoch, dann kann es leicht passieren, dass es zu einer Eskalation kommt."

Aggressionen auf Polizei und Ordnungskräfte beschreibt auch Pilz als einen Grund für Ausschreitungen. Ursprünglich wollten die Ultras ihre Vereine unter anderem mit aufwendigen Blockchoreographien, Spruchbändern und Fahnen unterstützen. "Dann gab es aufgrund der Aktionen, die sie gestartet haben - Pyrotechnik, die verboten ist, Choreographien, die sie im Stadion gemacht haben - immer mehr Auseinandersetzungen mit Ordnungsdienst und Polizei." So habe Repression eingesetzt, und die Ultras hätten sich gegängelt gefühlt. Das habe dazu geführt, dass sich ein Teil der Jugendlichen von der Gewaltlosigkeit verabschiedet habe. Feindbilder seien die Polizei und der DFB.

"Erlebnissehnsucht" führt zu Gewalt
Eine weitere Rolle bei der Radikalisierung der Ultras spielen gewaltbereite, fremdenfeindliche Jugendliche, die sich durch die Massenveranstaltungen angezogen fühlen. "Erlebnissehnsucht macht das Fußballstadion für die Rassisten so attraktiv und deren Aktionen für manche Fans, Ultras und Hooligans im Sinne des 'Sensationsseeking' so verlockend", stellt Pilz in seinem Aufsatz fest. Die Ultraszene diene quasi als Auffangbecken für Aussteiger aus dem organisierten Rechtsradikalismus.

Der Fanbeauftragte von Dynamo Dresden, Torsten Rudolph, mahnt zu mehr Selbstregulierung innerhalb der Fangemeinde. "Das ist das große Problem: Es gibt keinen Selbstregulierungsmechanismus", sagt er Frontal21. "Es wird zuviel geduldet." Die Gruppe schütze regelrecht Gewalttäter. "Wir haben es hier nicht mit einer ganz großen gewaltbereiten Szene zu tun, sondern unser Problem sind die Mitläufer."

Konzept für Sport und Sicherheit
Der Polizei fehle noch das notwendige Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Gewalt, findet Rudolph. "Man hat den Eindruck, dass die repressiven Mittel immer weiter intensiviert werden", urteilt der Fanbeauftragte. "Die Fans sind die Leidtragenden. Wenn man mehr kommunizieren würde, wäre ein besseres Miteinander möglich."

Sportsoziologe Pilz sieht im "Nationalen Konzept Sport und Sicherheit" den richtigen Ansatz zur Lösung des Problems. Damit würden Repression und Prävention gut ausbalanciert. Das Konzept sieht vor, dass in Bundesligastädten und da, wo es Gewaltszenen gebe, Fanprojekte eingerichtet werden. Die Finanzierung sollen sich der Staat, der DFB und die Vereine teilen.

Fanprojekte brauchen Geld
Allerdings hielten sich aus finanziellen Gründen nicht alle Länder und Kommunen an diese Regelung. Stattdessen werde die Polizei eingesetzt. "Aber dann verlassen sie eigentlich den Konsens des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit", kritisiert Pilz. "Wer nur auf Repression setzt, der dreht mit an der Eskalationsspirale der Gewalt."

Das Land Sachsen zum Beispiel weigert sich, Fanprojekte direkt zu unterstützen. "Wir geben die Mittel für Jugendarbeit pauschal an die Städte, und sie können sie einsetzen, wie sie es für richtig halten", erklärt der sächsische Innenminister, Thomas de Maizière (CDU). Für die Sicherheit in den Stadien seien die Vereine zuständig.

Fanbeauftragter Rudolph beklagt dagegen: "Sachsen nimmt sich aus der Verantwortung heraus, obwohl die Probleme in Sachsen gravierend sind." Auch rein rechnerisch würde sich mehr Prävention lohnen. Bis zu 600.000 Euro koste ein Polizeieinsatz bei brisanten Spielen. Dagegen solle das Land sich nach den Vereinbarungen im "Nationalen Konzept Sport und Sicherheit" mit 30.000 Euro an Fanprojekten beteiligen. "Präventive Arbeit kann man leider schlecht in Zahlen messen", so Rudolph. "Man muss ihr Zeit geben - aber man muss vor allem mit ihr beginnen."



Tornis Lieblingsspruch (und so falsch ist der nicht) wird da auch noch zitiert ;)
»Wer nur auf Repression setzt, der dreht mit an der Eskalationsspirale der Gewalt.«

Gunter Pilz, Sportsoziologe
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Beitrag von raven » 24. Okt 2005, 21:15

Admin hat geschrieben:Ich finde, der Artikel hat ziemlich viel Wahres dran :!: (Ist übrigens aus dem Mai dieses Jahres, wurde aber vorher in der Liiribox gepostet und ich fand ihn noch interessant; Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,187 ... 37,00.html )

Angst vor "Ultras"


"Erlebnissehnsucht" führt zu Gewalt
Eine weitere Rolle bei der Radikalisierung der Ultras spielen gewaltbereite, fremdenfeindliche Jugendliche, die sich durch die Massenveranstaltungen angezogen fühlen. "Erlebnissehnsucht macht das Fußballstadion für die Rassisten so attraktiv und deren Aktionen für manche Fans, Ultras und Hooligans im Sinne des 'Sensationsseeking' so verlockend", stellt Pilz in seinem Aufsatz fest. Die Ultraszene diene quasi als Auffangbecken für Aussteiger aus dem organisierten Rechtsradikalismus.

."


Auch immer wieder typisch für solche Berichte: Rechtsextreme welche das ganze unterwandern. Mix aus Fussballverbrechern und braunem Gedankengut - solche Scheisse hat sich schon immer gut verkauft, beweisst aber auch elende unwissenheit.

PRESSE HALT DIE FRESSE!

PS: Geiler Bericht von Ernesto.
stänkerer gegen oben

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Beitrag von Bill Shankly » 27. Okt 2005, 17:24

Obwohl das Wort "Ultra(s)" hier (gewollt?) nirgends verwendet wird, setz ich den Artikel mal hier hinein!
Stark geschrieben :thumleft:


Beobachter vom 27.10.2005; Philipp Anz

Fussballfans
Der Kampf um Anerkennung

Hohe Eintrittspreise, Stadionverbote, schlechte Presse: Schweizer Fussballfans fühlen sich verschaukelt. Und fürchten, dass ihr Beitrag zur Fussballkultur bald unerwünscht ist.

Das kurze, aber eindrückliche Schauspiel löst bei den Besuchern auf den Sitzplätzen spontanen Applaus aus: Die Südkurve, der Stehplatz-Sektor des Zürcher Letzigrunds, wird von einem grossen Bild abgedeckt, das elf «FCZ-Gladiatoren» zeigt und fordert: «Ziit zum Kämpfe». Ein gutes Dutzend Fans hat zwei Tage lang an dieser Choreografie, kurz: Choreo, gearbeitet (siehe «Glossar der Fanbegriffe», Seite 1, die nun vor dem Anpfiff des Spiels FC Zürich gegen FC Basel für zwei, drei Minuten zu sehen ist.

An jedem Fussballwochenende sind im St. Galler Espenmoos, im Basler St.-Jakobs-Park, aber auch in kleineren Stadien wie dem Aarauer Brügglifeld oder dem Thuner Lachen solch kreative Inszenierungen zu bewundern. Sie haben es sogar der Swiss Football League (SFL) angetan. Für ihre im November erscheinende Jahresdokumentation wählt sie jeweils ein Spezialthema, in diesem Jahr sollten es Fanchoreografien sein. Die Fanklubs wurden um Bilder angefragt, doch nur gerade aus Aarau und Vaduz gab es Zusagen. Statt Fotos schickte ein YB-Fanklub einen Brief an die SFL: «Für Choreografien und dafür, die Kurve lautstark zu halten, sind die Fans gut genug. Für alles andere würde man sie am liebsten nicht mehr im Stadion sehen.»

Feindbild Nummer eins: «Pyromanen»

Die Reaktionen auf die SFL-Anfrage zeigen das Unbehagen und den Frust vieler aktiver Fussballfans. «Wochenende für Wochenende werden wir als Chaoten hingestellt, werden unsere Anliegen torpediert. Aber dann, wenn sie was von uns brauchen, dann kommen sie», sagt St.-Gallen-Fan Moritz*. Die Anliegen der aktiven Fans sind: faire Eintrittspreise, einheitliche Anspielzeiten, Erhalt von Stehplätzen, ein Anhörungsrecht bei Stadionverboten, ein in einem gewissen Rahmen erlaubtes Abbrennen von so genannter Pyro und ein Dialog zwischen Swiss Football League, Vereinen und Fans.

«Bis jetzt nimmt niemand diese Fans und ihre Forderungen ernst», sagt Polo Magnaguagno, ehemaliger Mitarbeiter des GC-Fanprojekts. «Sie spüren, dass ihr Freiraum durch die Kommerzialisierung des Fussballs enger wird, und verteidigen ihre Fankultur.» Ihre Fankultur, das heisst: laute und leidenschaftliche Unterstützung der Mannschaft, eigene Fanartikel, Inszenierungen wie Choreos oder Pyro.

Vor allem Pyro-Aktionen sorgen seit längerem für heisse Köpfe. Für viele der aktiven Fans gehört Pyro, also Rauch und Feuerwerk, «einfach dazu» * obwohl in den Schweizer Stadien sämtliches Feuerwerk bis hin zu Wunderkerzen verboten ist. Trotz dem Verbot schmückte bis vor nicht allzu langer Zeit mancher Verein seine Homepage gern mit Bildern von rot leuchtenden Fankurven. Heute sind die «Pyromanen» das Feindbild Nummer eins.

In dem Papier «Anliegen der Fans» meinen verschiedene GC-Fanklubs dazu: «Pyrotechnik bringt durchaus Risiken mit sich, innerhalb der Fanszenen ist man aber auch sehr bemüht, dass das Material nur in Hände gelangt, die damit umgehen können.» Das Fanprojekt des FC Basel fordert: «Es gilt zu überprüfen, ob die kritischen Begleiterscheinungen um Pyro-Aktionen nicht eher mit einer kontrollierten Legalität statt mit einer Nulltoleranzstrategie angegangen werden sollten.» Thomas Helbling, Präsident der Sicherheits- und Fankommission der SFL, lehnt dies ab: «Vorerst bleibt das Reglement so. Vor allem die alten Stadien in der Schweiz sind denkbar ungeeignet für das, was die Fans möchten.»

«Alles betrunkene Chaoten»

Wer beim Abbrennen von Pyro erwischt wird, wird mit einem Stadionverbot belegt. Das ist nach Reglement korrekt, führt aber auch dazu, dass in der öffentlichen Wahrnehmung solche Fans mit Hooligans und Gewalttätern gleichgesetzt werden, auch wenn das in vielen Fällen nicht zutrifft.

Aktive Fans beklagen nicht zuletzt deshalb eine «undifferenzierte Medienberichterstattung». «Für die Medien sind das alles betrunkene Chaoten», sagt Moritz, «auch wenn bejubelte Choreo-Künstler und verhasste Pyromanen manchmal identisch sind.» Schlechte Erfahrungen mit den Medien * die Fans des FC Basel waren nicht bereit, für diesen Artikel mit dem Beobachter zu sprechen.

Wenn es wie im Bahnhof Zürich-Altstetten letztes Jahr oder in Kopenhagen beim Uefa-Cup-Spiel Bröndby gegen FCZ zu Massenverhaftungen kommt, erfolgt oft eine öffentliche Pauschalverurteilung der Betroffenen, selbst wenn sich die Mehrheit als unschuldig erweist. Viele Fans befürchten, dass diese Repression gegen nicht gewalttätige Anhänger mit der Einführung einer Hooligan-Datenbank im Hinblick auf die Europameisterschaft 2008 noch zunehmen wird. «Je näher die EM rückt, desto mehr willkürliche Stadionverbote werden verteilt», kritisiert FCZ-Fan Flavio*.

Die aktiven Fans sind sich durchaus bewusst, dass es in und um Fussballstadien Probleme gibt * etwa was die Gewalt betrifft. Doch für eine Lösung seien alle gefordert. «Man kann nicht einerseits eine Selbstregulierung innerhalb der Fankurven verlangen und sich anderseits dem Dialog mit den Fangruppen verweigern», meint Flavio. Flavio wie auch Moritz erklären, dass sich zwar der Austausch zwischen Fans und Verein in letzter Zeit verbessert habe. Trotzdem: «Die Offiziellen begreifen nicht, dass wir all unsere Zeit in den Verein investieren, da dieser unser Lebensinhalt ist», sagt Flavio. «Das Einzige, was wir als Gegenleistung für unser Engagement verlangen: die Freiheit, uns so zu entfalten, dass wir unseren Verein am besten unterstützen können.»

Die Fans sind durchaus bereit, mit SFL und Vereinen an einen Tisch zu sitzen: «Mit Trötzeln allein kommt man nicht weiter», stellt Moritz fest, «man müsste ins Gespräch kommen.» Thomas Helbling von der SFL: «Das kann ich unterstreichen. Deshalb haben wir unsere Klubs Anfang Jahr verpflichtet, Fanverantwortliche zu stellen. Die Erfahrungen mit diesen Ansprechpersonen für Fans sind bis jetzt gut.»

Weltweite Solidarität

Trotzdem fühlen sich die Fans nach wie vor nicht verstanden: «Die Funktionäre wollen ein Produkt verkaufen, sie wollen Konsumenten * und keine leidenschaftlichen Fans», sagt Flavio. In den modernen Fussballarenen habe es keinen Platz mehr für sie, glauben viele Fans. Als «Horrorbeispiel» dieser Entwicklung gilt Austria Salzburg. Der österreichische Verein wurde in diesem Jahr von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz gekauft. Die traditionellen Klubfarben Weiss-Violett wurden gegen die Red-Bull-Farben ausgetauscht, Stehplätze im Schnelldurchlauf in Sitzplätze umgewandelt und im Stadion bezahlte Stimmungsmacher angestellt.

Ein Teil der Austria-Fans protestierte dagegen, unterstützt durch Solidaritätstransparente à la «Wozu Flügel, wenn man keine Seele hat», in unzähligen Fankurven in der Schweiz, in Deutschland, Norwegen, Portugal, ja sogar in den USA. Doch die neue Klubführung hatte kein Gehör für das Traditionsbewusstsein der Anhänger. Und so haben sich diese nun nach gescheiterten Verhandlungen wohl für immer aus dem Stadion verabschiedet, weil sie sich mit dem neuen Austria Salzburg nicht mehr identifizieren können. Vielleicht werden sie «ihren» Verein in einer tieferen Liga neu gründen * ein Vorgang, für den es in England bereits einige Beispiele gibt.

«So ist der moderne Fussball: Die Romantik geht, der Profit kommt», meint YB-Fan Kaspar* lapidar. Mit dem Berner Stade de Suisse konnte er sich bis jetzt nicht anfreunden: «Das neue Stadion ist kalt, es ist schwierig, Emotionen aufkommen zu lassen.» Bei YB sollte die neue Arena zu einem Zuschauerboom führen, doch bis jetzt blieb der Andrang unter den Erwartungen. Dafür nervten sich Fans über einen schlecht funktionierenden Vorverkauf, zu spät verschickte Saisonkarten und lange Wartezeiten an den Eingängen. «Das hat sich zwar verbessert», so Kaspar, «aber die Bürokratie hat wohl endgültig Einzug gehalten im Verein.»

Auch anderswo sorgt die Eintrittspolitik für Ärger: Sowohl in Basel wie in Zürich wurde gegen die nach Meinung der Fans zu hohen Eintrittspreise bei internationalen Spielen protestiert. FCB-Fans hielten gegen Werder Bremen das Transparent «45 Franken für Bremer Stadtmusikanten» hoch, FCZ-Anhänger gegen Legia Warschau eines mit der Aufschrift «50 Stutz für de billigscht Platz * eus platzt jetzt dänn de Chrage». Auch bei Länderspielen wie Schweiz * Frankreich ist es für viele «normale» Fans fast nicht mehr möglich, an Tickets zu kommen, weil ein Grossteil der Kontingente an Funktionäre und Sponsoren verteilt wird. In den Augen der aktiven Fans ein Sakrileg: «Für die ist das Spiel doch ein Event wie Kino oder Oper», sagt Flavio, «für uns aber ist das Fussball.»

*Name geändert

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Beitrag von Gunner » 27. Okt 2005, 17:33

Gut geschrieben. Respect!

Eddy soll das mal bitte lesen ....

Simba

Beitrag von Simba » 27. Okt 2005, 19:58

Guter Bericht. :thumleft: Ich muss allgemein sagen, dass die (meisten) Berichte über Fussball und Fankultur im Beobachter gut geschrieben und recherchiert sind. Ich lese ihn jetzt bereits seit einigen Jahren und musste mich (fas) noch nie über schlechte Recherche oder Massenverurteilungen aufregen.

Edit: Nachdem mir UC einen anderen Bericht aus dem Beobachter zukommen liess, muss ich mich soweit korrigieren, dass teilweise auch nicht sehr objektiver Müll geschrieben wird. Aber ich kann auch nicht alle Berichte im Kopf behalten (Danke UC).

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Beitrag von Admin » 29. Okt 2005, 19:45

Hier noch etwas, das zum Beobachter-Artikel gehört:
Glossar der Fanbegriffe

Choreografie (Choreo): Mit diversen Hilfsmitteln inszenieren Fankurven grossflächige Bilder oder Farbmuster. In aufwändiger Freizeitarbeit werden diese von meist wenigen Aktiven vorbereitet und dann unter Einbezug der ganzen Kurve durchgeführt.

Doppelhalter (DH): ein an zwei Stöcken befestigtes Transparent, das mit Vereinswappen, Zeichnungen oder Sprüchen bemalt ist und hochgehalten wird. DHs sind heute in Fankurven ebenso häufig anzutreffen wie traditionelle Fahnen und gelten neben Choreos als Gradmesser für die Kreativität einer Kurve.

Pyro: Pyro geht auf das griechische Wort «pyr» (Feuer) zurück. Unter einer Pyro-Show wird im Fussball das Zünden von Feuerwerk und Raucherzeugern aller Art verstanden. Meist erfolgt dies vor dem Anpfiff oder in der Halbzeitpause und soll die «Hingabe» einer Kurve untermalen.

Ultra: Die Ultra-Bewegung nahm ihren Anfang in den sechziger Jahren in Italien und Jugoslawien. Ultras haben das Ziel, ihre Mannschaft «immer und überall bestmöglich zu unterstützen». Neben dem akustischen Support gehören dazu auch Pyro und Choreos, wobei für Letztere die Unterstützung von Sponsoren oder Vereinen abgelehnt wird und Spenden oder eigene Fanartikel zur Finanzierung dienen. Zwar beteiligen sich einzelne Ultra-Gruppierungen immer mal wieder an Auseinandersetzungen, sie kennen aber keine Rituale wie Hooligans, und viele von ihnen lehnen Gewalt ab.

Hooligan: Der Begriff geht vermutlich auf eine englische Strassengang zurück, die sich «Hooley» (irisch für «wild») nannte. In den siebziger Jahren wurde der Begriff in England und später im übrigen Europa für Gruppen benutzt, die sich regelmässig rund um Fussballspiele prügelten. «Traditionelle» Hooligans befolgen dabei einen «Ehrenkodex»: Es werden keine Unbeteiligten angegriffen, und der Gebrauch von Waffen ist nicht erlaubt. Heute ist «Hooligan» auch abseits des Sports zum Synonym für «gewaltbereite Person» geworden.
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Beitrag von NOISER » 2. Nov 2005, 11:36

:joker: helbling zur lage der nation - quelle: berner zeitung

Fans haben Fackel in Scheide versteckt

Thomas Helbling ist Präsident der Sicherheits- und Fankommission der Swiss Football League. Er spricht über gewaltbereite Zuschauer, die Ohnmacht der Veranstalter, die Kausalhaftung und die wichtige Datenbank.


Thomas Helbling, sind Sie erschreckt, dass weibliche YB-Fans in Zürich Fackeln in der Scheide ins Stadion geschmuggelt haben?

Thomas Helbling: Mich überrascht gar nichts mehr. Illegale Sachen werden in jeder möglichen Körperöffnung ins Stadion transportiert. Sowieso sind das keine Fans. Es handelt sich um eine im Umfeld aller Grossklubs auftretende kleine Gruppe von Zuschauern, die gewaltbereit die Stadien als Plattformen fürs Chaotentum okkupieren.


Wie ist diese Szene organisiert?

Ausgezeichnet. Sie kreieren bis zur Perfektion ausgefeilte Methoden, wie man eben zum Beispiel Fackeln ins Stadion schmuggeln kann. In der Anonymität der Masse, teilweise vermummt und hinter Bannern versteckt, fühlen sie sich stark, sind gewaltbereit und treiben ihr Unwesen. Woche für Woche gibt es Sachbeschädigungen und erhebliche Gewalt.


Gerade das Abbrennen von Fackeln geniesst in der Fankultur einen hohen Stellenwert …

… das mag so sein, ist aber für den Veranstalter, der die Sicherheit aller Zuschauer garantieren muss, inakzeptabel. Diese Fackeln sind 2000 Grad heiss und auch mit Wasser nicht löschbar. Sie stellen ein unvorstellbares Risiko dar und sind strengstens verboten. Müssen wir auf den ersten Toten warten, bis alle begriffen haben, wie gefährlich Fackeln sind?


Ein Problem ist die Kausalhaftung. Einige YB-Fans behaupten, sie seien am Sonntag auf dem Hardturm gar nicht kontrolliert worden. Dann hat der GC-Sicherheitsdienst schlampig gearbeitet. Hätten diese Anhänger randaliert, würde YB haften. Ist das nicht absurd?

Grundsätzlich ist der Gastgeberverein für die Sicherheit im Stadion zuständig. Die Kausalhaftung nimmt aber auch den Gastklub für das Verhalten der ihm zurechenbaren Zuschauer in die Pflicht. Das zwingt die Klubs, unter ihren Fans auch auswärts für Ordnung zu sorgen. Es kommt nicht von ungefähr, dass jene Zuschauer, die in der Anonymität des Auswärtsstadions randalieren, im Heimstadion wie Lämmer auftreten. Diesem perfiden Auftritt gilt es den Riegel zu schieben. Wir machen uns aber nichts vor: Selbst wenn dem eigenen Verein Strafen bis zur Forfaitniederlage drohen, gibt dieser gewaltbereite Kern nicht Ruhe. Das zeigt, dass diese Leute den Fussball nur missbrauchen, von einer Identifikation mit dem eigenen Klub kann keine Rede sein. Und das Schlimmste daran ist, dass uns bei der Sanktionierung weit gehend die Hände gebunden sind.


Warum? Sie können den Chaoten ein Stadionverbot geben.

Das Verbot greift aber nicht. Als Hausherren bestimmen die Vereine die Stadionordnung und entscheiden, wie die Beizer, wer Hausverbot erhält. Wie kann ich aber ein Verbot durchsetzen, wenn mir das Datenschutzgesetz jeglichen Austausch von Namen und Fotos verbietet? Der Datenschutz wird ad absurdum geführt, wenn er die Identifizierung Krimineller verhindert.


Wer kontrolliert überhaupt die Einhaltung dieser Verbote?

Wir haben Szenekenner, die das stichprobenartig überprüfen. Im Zeitalter der modernen Technologie sind das jedoch archaische Methoden. Es ist, wie wenn man Radarkontrollen mit Super-8-Kameras durchführen würde. Es ist deshalb dringend notwendig, dass die absurde Datenschutzgesetzgebung endlich angepasst wird.


Wann wird das der Fall sein?

In der Wintersession wird der Nationalrat über die Einführung einer Datenbank gewaltbereiter Zuschauer sprechen, in der Frühlingssession der Ständerat, und im Sommer 2006 findet die Abstimmung statt. Das Gesetz tritt frühestens im Januar 2007 in Kraft. Ich bin froh, dass die Euro 2008, die in der Schweiz stattfinden wird, diese Diskussion beschleunigt. Mit dieser Datenbank könnte eng und effizient mit der Polizei zusammengearbeitet werden.


Steht es um die Sicherheit in unseren Stadien so schlecht?

Diese kleine Gruppe aus der Null-Bock-Generation verdirbt allen Matchbesuchern, vor allem Familien und Kindern, die Stimmung und schadet dem Fussball erheblich. Es braucht eine Null-Toleranz-Taktik gegen dieses Chaotentum.
TFC!

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Beitrag von Master » 2. Nov 2005, 16:02

helbling in action :arrow: :violent2:
L U C E R N E - Till I Die!

Kämpfe Lozärn, Kämpfe Lozärn!
mer wend Euch gwönne gseh!

Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
Danke sonnenkönnig*
*meine Prophezeiung in der Signatur ist kolossal falsch.. Die Fanszene hat sich geeint und geformt durch ihn, um den Verein steht es schlechter als erwartet..

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Beitrag von Admin » 2. Nov 2005, 16:53

Helbling hat geschrieben:Sowieso sind das keine Fans. ... Diese Fackeln sind 2000 Grad heiss und auch mit Wasser nicht löschbar. Sie stellen ein unvorstellbares Risiko dar ... Das zeigt, dass diese Leute den Fussball nur missbrauchen, von einer Identifikation mit dem eigenen Klub kann keine Rede sein. ... Krimineller ... Szenekenner

:roll:
Nur eine kurze Frage zum ganzen lustigen Interview: Ist schon mal etwas schlimmes mit Fackeln passiert? Kann mir da jemand Auskunft geben?

im Sommer 2006 findet die Abstimmung statt.

Verstehe ich das richtig, dass es eine Volksabstimmung über die "Hooligan-Datenbank" gibt? Oder ist das einfach die Schlussabstimmung im Parlament?
Für Fragen, Kritik und Anregungen zum Forum ist Camel zuständig. Ich beantworte weder Mails noch PNs dazu.

lucerne

Beitrag von lucerne » 2. Nov 2005, 17:33

Admin hat geschrieben:
Helbling hat geschrieben:Sowieso sind das keine Fans. ... Diese Fackeln sind 2000 Grad heiss und auch mit Wasser nicht löschbar. Sie stellen ein unvorstellbares Risiko dar ... Das zeigt, dass diese Leute den Fussball nur missbrauchen, von einer Identifikation mit dem eigenen Klub kann keine Rede sein. ... Krimineller ... Szenekenner

:roll:
Nur eine kurze Frage zum ganzen lustigen Interview.


Finde das Interview überhaupt nicht lustig!


im Sommer 2006 findet die Abstimmung statt.

Verstehe ich das richtig, dass es eine Volksabstimmung über die "Hooligan-Datenbank" gibt? Oder ist das einfach die Schlussabstimmung im Parlament?


ja wird die abstimmung im parlament sein, aber wir können ja dann das referendum ergreiffen.. :roll:

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