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BUL-WISU
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Beitrag von BUL-WISU » 25. Jun 2007, 18:06

Hör doch auf die Deppen auf meiner Blacklist zu zitieren eh!!!
SEI KLUG, STELL DICH DUMM.

Phil Danker
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Beitrag von Phil Danker » 25. Jun 2007, 19:09

Er muss beweisen, dass er es nicht war. Wie dieser Nachweis zu erbringen ist, wird er aufgrund seiner Unschuldsbeteuerung selbst wissen.“

Höi Bananenrupublik. in dubio pro reo & so. Wohl der Grundsatz eines ziemlich jeden Rechtstaates...

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Beitrag von fansicht.ch » 29. Jul 2007, 21:06

29.7.2007 Update www.fansicht.ch:

Medienspiegel:
- Geschichten hinter den Gesichtern
- Vorgehen der Kapo LU rechtmässig

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LU-57
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Beitrag von LU-57 » 11. Sep 2007, 12:05

Immer mal wieder...

fansicht.ch hat geschrieben:Rayonverbot für angebliche Sachbeschädigung

Im Folgenden ist eine Stellungnahme der Zürcher Südkurve zu lesen. Fansicht weiss, dass sich der Fall wie beschrieben zugetragen hat und veröffentlicht den folgenden Text deshalb im originalen Wortlaut.
Die Verhandlung vor dem Haftrichter hat stattgefunden, auch Fansicht war im Gerichtssaal. Wir veröffentlichen das Urteil und die richterliche Begründung dazu sobald wie möglich. Hier nun der Text, der einiges verdeutlicht über den verfassungswidrigen Schnellschuss namens Hooligangesetz:

Nebst den zu hohen Ticketpreisen hat die Zürcher Südkurve zur Zeit noch weitere Sorgen: In der letzten Woche wurden die ersten Rayonverbote gegen Leute aus unseren Reihen ausgesprochen. Das Zustandekommen und die Gründe für diese Massnahmen bekräftigen unser Unbehagen gegenüber dem „Hooligan- Gesetz“ und bestätigen, dass dieser Erlass der Willkür Tür und Tor öffnet. Ein Fall eines betroffenen FCZ Fans scheint dabei derart skandalös, dass sich eine Information der Öffentlichkeit und vor allem der FCZ Fan Gemeinde geradezu aufdrängt:

An der Meisterfeier vom 24.5.2007 filmte der Betroffene FCZ Fan, der mit Ausschreitungen nie etwas zu tun hatte, den Marsch der FCZ-Fans durch den Kreis 4. 2 Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens, welche an diesem Tag für die Sendung „Schweiz Aktuell“ unterwegs waren, bezichtigen ihn an diesem Abend ihre Kamera zerstört zu haben und zeigten ihn wegen Sachbeschädigung (der Schaden betrug zwischen 400 und 500 Franken) an. Der Betroffene Fan gesteht, den Kameraleuten abgeraten zu haben, den Marsch zu filmen, weil dies einige Fans verärgern könnte. Er beteuert allerdings bis heute seine Unschuld bezüglich der Sachbeschädigung. Ein Schuldspruch liegt bis zum heutigen Tag nicht vor!

Letzte Woche, also 3 Monate nach diesem Vorfall, erhält der Betroffene ein Schreiben von der Stadtpolizei Zürich. Inhalt: Ein Rayonverbot, welches jeweils 6 Stunden vor bis 6 Stunden nach Sportveranstaltungen gilt. Was mit „Sportveranstaltungen“ gemeint ist, geht aus dem Brief nicht eindeutig hervor. Umfasst dieser Begriff lediglich alle FCZ Spiele? Oder gilt das Rayon-Verbot auch während GC und gar ZSC Spielen (das Hallenstadion zählt ebenfalls zu den verbotenen Rayons)? Und Anlässe wie „Weltklasse Zürich“ sind ja ebenfalls Sportveranstaltungen… Die Rayons schliesslich umfassen neben dem Hallenstadion und fast ganz Örlikon auch die gesamte Innenstadt (der HB, das Central, das Niederdorf, das Bellevue, das Seebecken), das Gebiet rund um den Letzigrund sowie den Bahnhof Altstetten.

Im schlimmsten Fall würde dies bedeuten, dass der Betroffene während einem Jahr (so lange dauert das Rayonverbot) nicht nur auf sämtliche FCZ Spiele sondern auch auf den Ausgang in der Zürcher Innenstadt verzichten muss (irgendein Spiel – Eishockey oder Fussball- wird an jedem Wochenende in Zürich stattfinden), was eine schwerwiegende Einschränkung der Bewegungsfreiheit bedeutet.

Ein Strafverfahren wegen 400 – 500 Fr. Sachbeschädigung ist das eine. Rein rechtlich gibt es daran nichts auszusetzen. Dass gegen den Betroffenen ein Rayonverbot verhängt wurde, ohne dass dessen Schuld erwiesen ist, ist jedoch unhaltbar! Der Fall zeigt, wie einfach durch die neuen Gesetze ein normaler Fan ohne richterliche Verurteilung kriminalisiert werden kann.

Doch damit nicht genug: Der Betroffene reist mit den FCZ Fans nach Aarau, entschliesst sich aber aufgrund der jüngsten Ereignisse, nicht ins Brügglifeld zu gehen. Er hält sich vor der FCZ Kurve mit 3 Personen auf, die ein Stadionverbot haben (keiner davon wegen einem Gewaltvergehen). Vor dem Stadion wird er zusammen mit den anderen von der Aarauer Polizei kontrolliert und weg gewiesen, der Fanbeauftragte Peter Bürki sichert den Polizisten jedoch zu, dass von den 4 Personen keinerlei Gefahr ausgehe und die Sache scheint geklärt. Ein anwesender Zürcher Zivilpolizist mischt sich jedoch ein und ordnet an, alle Fans seien „sofort einzusacken“, was darauf auch geschieht. Auf dem Posten gibt’s noch ein Rayonverbot für die ganze Stadt Aarau (gestützt auf das Aargauer Polizeigesetz, nicht auf BWIS – Anm. Fansicht). Begründung: „Aufenthalt beim Stadion Brügglifeld mit drei Personen, welche mit Stadionverbot belegt sind“ (genau so steht es in der polizeilichen Verfügung).

Der Betroffene hat gegen das Zürcher Rayonverbot beim Haftrichter Beschwerde eingereicht. In den nächsten Tagen wird ein Urteil erwartet.
STADION ALLMEND 1934 - 2009
\O/ cumk \O/ choooooom \O/

«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
«Gewaltanwendungen gab es zwar keine, es hätte aber auch anders kommen können!»
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.

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Beitrag von Master » 11. Sep 2007, 12:29

:shock: ähm ja.. irgendwann fehlen einem die worte..
L U C E R N E - Till I Die!

Kämpfe Lozärn, Kämpfe Lozärn!
mer wend Euch gwönne gseh!

Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
Danke sonnenkönnig*
*meine Prophezeiung in der Signatur ist kolossal falsch.. Die Fanszene hat sich geeint und geformt durch ihn, um den Verein steht es schlechter als erwartet..

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Beitrag von NOISER » 11. Sep 2007, 12:45

auch der grossteil der luzerner rayonverbote wurde gestützt auf laufende verfahren ausgesprochen, deren ausgang alles andere als klar ist.

ohne einen richterlichen entscheid oder anhörung wird man kriminalisiert und wegrayonisiert (copyright noiser) . in einem rechtsstaat eigentlich unglaublich... :puke:
TFC!

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Beitrag von Legia » 11. Sep 2007, 14:00

Vom Rechtsstaat profitieren hauptsächlich die Mörder und Kinderschänder!

Tassenwirt

Beitrag von Tassenwirt » 11. Sep 2007, 14:11

Legia hat geschrieben:Vom Rechtsstaat profitieren hauptsächlich die Mörder und Kinderschänder!

... sowie die kalenderschänder...

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Beitrag von rubber » 13. Sep 2007, 10:59

Rayon vs. Raison
von Pascal Claude

Ende August wurden in Zürich die ersten 29 Rayonverbote gegen Fussballfans ausgesprochen. Seit vergangenem Freitag sind es noch 28. Einem Anhänger des FC Zürich, der mit Hilfe seiner Anwältin gegen die Massnahme Beschwerde eingereicht hatte, wurde Recht gegeben. Der junge Mann darf sich in der Stadt Zürich fortan wieder frei bewegen und erhält eine Prozessentschädigung von 1500 Franken. Mit dem Urteil kann er dennoch nicht zufrieden sein.

Grundlage des Rayonverbots war eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung anlässlich der Meisterfeier des FCZ am 24. Mai 2007. Dem Fan wurde vorgeworfen, ein Kamerateam von «Schweiz aktuell» angegangen und dabei am Equipment einen Schaden von einigen Hundert Franken verursacht zu haben, was der Angeschuldigte stets bestritten hat. Ohne Urteilsspruch sprach darauf die Stapo Zürich ein einjähriges Rayonverbot aus, gültig bis 21. August 2008 (also bis nach EM-Ende) «im Umfeld von Sportveranstaltungen, während des Zeitraums von sechs Stunden vor bis sechs Stunden nach der Veranstaltung». Das sind inklusive Spiel rund 14 Stunden, und dies an über 60 Tagen, rechnet man allein mit den Heimspielen von FCZ, GC und ZSC. «Sportveranstaltung» ist aber ein weiter Begriff und umfasst auch Anlässe wie den Zürich-Marathon und sämtliche Breitensportspiele. Die zu den Rayonverboten mitgelieferten Ausführungen ermächtigen die Stapo Zürich theoretisch, die Stadt - die sechs Rayons betreffen die Gebiete Letzigrund, Hardturm, Hallenstadion, Bahnhof Altstetten, Hauptbahnhof und Seebecken - für Betroffene während 365 Tagen zu sperren, denn irgendwo wird immer Sport veranstaltet.

Der Haftrichter am Zürcher Bezirksgericht ging auf die vom Rechtsdienst der Stadtpolizei Zürich fahrlässig formulierte Verfügung jedoch nicht ein, sondern stützte sich lediglich auf die Tatsache, dass das Strafverfahren gegen den FCZ-Fan in der Zwischenzeit eingestellt worden war. Und fügte an: Wäre der Fan an besagter Rangelei weit ab des Stadions tatsächlich in irgendeiner Art beteiligt gewesen, hätte er das Rayonverbot in diesem Ausmass als durchaus berechtigt erachtet.

Verhängung und Aufhebung dieses Rayonverbots führen erstmals an einem konkreten Fall vor Augen, wo es beim Hooligangesetz hapert: an allen Ecken und Enden. Hier wird mit Gummibegriffen um sich geknüppelt, dass jegliche rechtliche Sicherheit auf der Strecke bleibt: Was heisst «im Umfeld von Sportveranstaltungen»? Ist hier die Kneipe neben dem Stadion gemeint, der Weg vom Stadion in die Innenstadt (wie im vorliegenden Fall), die Disco, die einer weit nach Spielschluss mit ein paar Freunden aus der Kurve betritt? Befinde ich mich auch im Umfeld einer Sportveranstaltung, wenn ich an der Strecke des «Inline-Contests» an einer Stehbar eine Wurst esse? Was ist eine «Beteiligung an gewalttätigem Verhalten», die für eine Massnahme gemäss BWIS ausreicht? Gelte ich als beteiligt, wenn meine Freundin jemanden schlägt? Herrscht Sippenhaftung, wenn jemand aus meiner Fangruppierung ausfällig wird? Und ist Gaffen auch eine Form der Beteiligung?

Rayonverbote können maximal für ein Jahr ausgesprochen werden. Bisher ist in Zürich kein Fall bekannt, wo dieses Maximum nicht ausgeschöpft worden wäre. Müsste hier aber nicht die Schwere des Vergehens massgebend sein für die Dauer des Verbots? Oder wiegt im Zusammenhang mit Fussballspielen einfach alles gleich schwer, nämlich schwerstmöglich? Und wie steht es in Zürich um das rechtliche Gehör? Muss tatsächlich jeder mit Rayonverbot den mit hohen Anwaltskosten verbundenen Weg der Beschwerde gehen, um seine Sicht der Dinge darlegen zu können? Ist es schlichtweg normal, dass Rayonverbote, welche die persönliche Bewegungsfreiheit massiv einschränken, allein aufgrund laufender Verfahren ausgesprochen werden können? Und ist von einem Rechtsdienst der Polizei nicht zu erwarten, dass sie abklärt und festhält, was mit einem geschieht, der innerhalb eines Rayons wohnt oder arbeitet?

Was hier läuft, geht über den Fussball hinaus. Und soll 2010 verfassungstauglich werden.
ich bin ein Niemand...

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Update vom 1. Oktober 2007

Beitrag von fansicht.ch » 2. Okt 2007, 16:14

Neues:

28.09.2007: Grobe Fouls: Rayonverbot ohne Grundlage
28.09.2007: Medienspiegel aktualisiert: Beobachter, NZZ, SF, tachles

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Beitrag von LU-57 » 24. Okt 2007, 11:46

Training in Trnava

Von Pascal Claude, WOZ

Axel, der Pudel, versucht zu bellen, die Johannes-Paul-der-Zweite-Uhr in der Réception zeigt neun. In den Morgennachrichten hält eine Romafamilie aus Banska Bystrica die dicken Steinklumpen in die Kamera, mit denen Unbekannte in der Nacht zuvor ihre Siedlung angegriffen haben. Von der Pension Oaza zum Stadion von Spartak Trnava sind es zwanzig Gehminuten. Die Jeruzalemska hoch, an einer der elf Kirchen der Stadt vorbei. Sie nennen Trnava «das kleine Rom».

Das Anton-Malatinsky-Stadion, benannt nach dem letzten Meistertrainer, liegt mitten in der Stadt. Direkt hinter dem bröckelnden Gästesektor stehen drei kleine Wohnhäuser, ein Apfelbaum legt seinen Ast über die Stadionmauer. Punkt halb zehn traben die Spartak-Spieler aus den Katakomben auf den Trainingsplatz hinter der Haupttribüne, der auf einer Kopfseite von der alten Stadtmauer begrenzt wird. Eine Handvoll Männer schaut den Sportlern bei der Arbeit zu, darunter ein jüngerer Anfang zwanzig: «Wo Spartak gerade steht? Keine Ahnung, Vierter vielleicht oder Fünfter. Ist nicht so wichtig. Die Fans, die Ultras, interessieren mich mehr. Wir hier in Trnava sind die Nummer eins, wir sind die Fussballstadt. Nicht nur der Slowakei, von ganz Mitteleuropa. Unsere Ultras sind die besten. Politisch sind wir nicht. Im Kern gibt es ein paar Radikale, aber die hast du überall. Wir zünden Fackeln, es ist verboten, aber es sieht gut aus und ist ein Protest gegen den Verband. Die haben dort keine Ahnung. Unsere Hooligans hatten lange eine Freundschaft mit denen von Brno und Katowice. Aber jetzt stecken wir die ganze Energie in die Ultra-Sache in Trnava. Am Samstag spielen wir in Kosice. Die hassen wir seit zehn Jahren. Damals, am letzten Spieltag, waren wir punktgleich. Kosice spielte zu Hause gegen seinen Stadtrivalen Lokomotiva. Die liessen sie gewinnen. Kosice kam in die Champions League. Deshalb wird es am Samstag Probleme geben. Dann kommt Nitra zu uns. Nitra hat neben uns die besten Hooligans, ein grosses Derby. 10000 Zuschauer wird das schon geben. Nur gegen Slovan Bratislava kommen noch mehr Leute. Das sind unsere ärgsten Feinde.»

Im Drei-gegen-zwei offenbaren die Spartak-Angreifer eine beispiellose Abschlussschwäche. Die beiden Torhüter lachen, der Trainer verwirft die Hände. Zum Schluss muss jeder Spieler aus sechzehn Metern die Latte treffen. Der Jüngste braucht am längsten. Die andern liegen im Gras und machen sich über ihn lustig. Dann gehen sie duschen. Auf den Spielerparkplätzen warten keine Geländewagen, dafür VW Golf, Fiat und Skoda. Hauptsponsor der Liga ist ein Bier, die Bälle kommen von Nike.

Der Fan der Ultras Spartak verabschiedet sich. «Vierter», sagt er noch, «ich galube, wir sind Vierter.» Der Selbstzweck der Kurven, ihr vom Spiel zunehmend losgelöstes Dasein, ist auch in der Schweiz ein Thema. Muss, wer ins Stadion kommt, zwingend am Spiel interessiert sein? Wie ist es zu erklären, dass der Durchblick in Fan- und Hoolfragen zunehmend sportliches Basiswissen ersetzt? Ist diese Entwicklung Ursache oder Folge, und wovon? Ist sie bedenklich? Und wie sähe es heute in den Stadien aus, kämen noch immer nur jene, die nur des Fussballs wegen kommen?

Während des Trainings, das wir gemeinsam verfolgten, hat der westslowakische Fan-Fan viel erzählt und jede meiner Fragen zuvorkommend beantwortet. Selber hatte er keine Fragen. Überhaupt ist in Trnava gut aufgehoben, wer ungern etwas von sich preisgibt. Ob Buschauffeur, Bäckerin, Auskunftsperson, Wirt, Schaffner, Bauer, Lehrerin, Sitznachbar, Kellnerin oder Antiquar: Rückfragen gibt es keine. Karl-Markus Gauss schreibt in «Die Hundeesser von Svinia», dass ihn alle SlowakInnen, die er getroffen hat, vor den Roma gewarnt hätten. Dass aber niemand von einer persönlichen Begegnung, einem Erlebnis hätte berichten können.
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Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
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Update vom 15.12.07

Beitrag von fansicht.ch » 17. Dez 2007, 00:13

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Update Medienspiegel vom 15.12.2007:

- Zürcher Hooldat droht zu scheitern
- Gegendarstellung zu FCA-FCSG
- SVP Zürich schlachtet Hönggerberg-Mord aus
- Hockey-B-Ligist veröffentlicht Stadionverbote

mehr demnächst.

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Update vom 30.12.2007

Beitrag von fansicht.ch » 31. Dez 2007, 12:18

Update vom 30. Dezember 2007:

- Neues Grobes Foul: Zum Schwarzfahren genötigt
- Rechtsprofessor kritisiert Hooligan-Gesetz
- Tagi schreibt über Grobes Foul

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Update vom 16.1.08

Beitrag von fansicht.ch » 16. Jan 2008, 18:29

Update vom 16. Januar 2008

- Neues Grobes Foul: Einmal in Hoogan und nie wieder raus
- Grobes Foul im TV
- FC St. Gallen gibt keine Chance mehr
- YB führt 2. Chance ein
- Fussballfans beobachten die Polizei

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UNDERCOVER
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Beitrag von UNDERCOVER » 30. Jan 2008, 18:47

mal wieder zwei updates:

Der Juni des Grauens

Von Pascal Claude

Die Fussball-Europameisterschaft versetzt Berge - und BürgerInnen. Selten fiel es schwerer, sich auf ein Fest zu freuen.

Eine Demonstration für kulturelle Freiräume erhält keine Bewilligung, weil am Folgetag in derselben Stadt die Gruppenauslosung der Euro 08 stattfindet. So geschehen in Luzern am 1. Dezember 2007. Die Unverhohlenheit, mit der die Sicherheitsbehörden diese Kausalität kommunizierten, und die Masslosigkeit, mit der die Polizei bei der Auflösung der harmlosen Kundgebung vorging, beweisen eines: Die Uefa Euro 2008™, die vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich stattfinden wird, ist ein Produkt mit schweren Nebenwirkungen.

Der Staat zahlt, die Uefa profitiert

Nach dem Zuschlag zur Organisation des Turniers wurde das verschärfte Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) durchgeboxt, das seit dem 1. Januar 2007 in Kraft ist und uns unter dem irreführenden Titel «Hooligangesetz» eine gewaltfreie EM garantieren soll. «Hooligans» - darunter fallen laut BWIS auch Zwölfjährige, die einmal im Stadion eine Leuchtfackel gezündet haben - können allein aufgrund polizeilicher Anzeigen mit Rayonverbot belegt und in der Hooligan-Datenbank registriert werden, egal wie das Verfahren endet. Die Unschuldsvermutung ist ausser Kraft gesetzt. «Der Widerspruch zwischen dem Ruf nach Sicherheit und der gleichzeitigen Gleichgültigkeit gegenüber stark wachsenden Beschränkungen der Bürgerfreiheit ist eine schädliche Entwicklung», sagte dazu Rainer J. Schweizer, Professor für öffentliches Recht, in der NZZ.

So sehr das Hooligangesetz durch die Euro legitimiert wird, so wenig taugt es für diesen Anlass. Bekämpft werden in erster Linie auffällige Fussballfans aus Schweizer Fankurven - haargenau jene Klientel, die ihr Desinteresse an Euro und Nationalmannschaft schon seit Jahr und Tag kundtut. Hinzu kommt, dass in den Stadien selber an EM-Spielen seit der EM 1980 keine nennenswerten Vorkommnisse mehr zu verzeichnen waren. EM-Fans sind keine Klubfans. Sie verstehen ein Fussballspiel als Event und nehmen Preise ab siebzig Franken gerne in Kauf. Die grösste Gefahr, die von ihnen ausgeht, sind Unmutsbekundungen über zu langes Anstehen.

Richtig prekär kann es dagegen in den Public-Viewing-Arenen werden. Während die Uefa für EM-Spiele seit Jahren reine Sitzplatzstadien mit Sektorentrennung vorschreibt, setzt man beim Public Viewing auf das Gegenteil: riesige Stehplatzbereiche für Tausende von Fans ohne Trennung der beiden Lager. Wie die Polizei mit ihrer Vorliebe für Tränengas und Gummischrot vorzugehen gedenkt, wenn es mitten im Public Viewing kracht, war bis heute nirgends zu lesen.

Der öffentlichen Hand entstehen durch die Euro geschätzte 300 Millionen Franken Kosten, davon 80 Millionen für die Sicherheit (veranschlagt waren dafür rund 4 Millionen, die das Parlament grosszügig verzwanzigfachte). Dem gegenüber steht ein von der Uefa kalkulierter Gewinn von rund einer Milliarde. «Diese Proportion missfällt», hält sogar die NZZ fest.

Die Uefa denkt indes schon weiter, wie ein Gespräch mit Martin Kallen, leitender Geschäftsführer der Euro 2008, in der Grasshopper-Club-Zeitschrift «GC Life» zeigt: «Wie weit können Zeitungsverleger gehen, ohne Rechte kaufen zu müssen? Nimmt man die Berichterstattung über Fussball in den Medien genauer unter die Lupe, stellt man fest, dass Fernsehanstalten, Internetplattformen und auch Handyanbieter allesamt Rechte an Übertragungen bezahlen. Die Zeitungen aber zahlen nichts. Das müsste in Zukunft anders geregelt werden.»

Schikanen und Fehlplanungen

Um die Austragung einer EM streiten sich alle vier Jahre zahlreiche Länder. Dies stärkt die Position der Uefa. Ihre Bedingungen werden immer dreister, ohne dass sie Gegenwehr zu befürchten hätte. In Basel wurden die WirtInnen in der offiziellen Fanzone am Rheinufer von der Uefa vor die Wahl gestellt: den Betrieb an die Uefa verpachten, den Betrieb mit Uefa-lizenzierten Produkten bestücken (bei einer täglichen Lizenzgebühr im vierstelligen Bereich) oder den Betrieb mit Zaun von der Fanzone abtrennen. Bei aller Sprachlosigkeit ob so viel Arroganz: Die Uefa stützt sich dabei auf gültige Verträge, unterschrieben von Schweizer Behörden.

In Zürich führte der bevorstehende Grossanlass zu einem städtebaulichen Hickhack, dessen Ende nicht absehbar ist. Weil die Uefa für Europameisterschaften Stadien mit einer Mindestkapazität von 30 000 Sitzplätzen vorschreibt, wurde an Stelle des alten Hardturms ein überdimensioniertes Fünfeck projektiert, dessen Bau durch Einsprachen aus dem Quartier bis heute blockiert ist. In der Eile wurde darauf das Leichtathletikstadion Letzigrund zum EM-Stadion erklärt und neu gebaut, ebenfalls mit 30 000 Plätzen. Ausverkauft war der Letzigrund seit der Neueröffnung im Spätsommer 2007 erst einmal: beim Leichtathletik-Meeting. Der Fussball zog weder bei Meisterschafts- noch bei Uefa-Cup- noch bei Länderspielen genug Leute an. Was Zürich nötig hat, ist ein einfaches Fussballstadion für 20 000 Leute. Es braucht wenig Wagemut, um zu behaupten: Ohne Euro 08 stünde es.

Es kommen ausländische Gäste zu uns, Zehntausende. Sie werden durstig sein und gut gelaunt. Das sind die Vorzüge einer EM: dass wir plötzlich mit haufenweise Rumänen oder Tschechinnen am Tisch sitzen, Zug fahren, Bier trinken, sie sogar fragen, woher genau sie kommen und wie es dort ist. Doch der Preis für diesen Spass ist hoch. Zu hoch, wenn es nach einer «gelungenen» EM heisst: So machen wir das ab jetzt immer.

http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2008/n ... 15809.html


Es kommt teuer zu stehen
Von Pascal Claude

«Ich bin beunruhigt, weil ich nicht will, dass Leute über den Preis aus dem Stadion verdrängt werden. Der Fussball muss sich überlegen, woher er kommt und welche Fanbasis er in Zukunft will.» So spricht Gerry Sutcliffe, Anhänger des englischen Drittligisten Bradford City. Sein Wehklagen über zu hohe Eintrittspreise im englischen Fussball bliebe wohl ungehört, wäre Sutcliffe nicht gleichzeitig britischer Sportminister.

Englands gebeutelte Klubfans freuen sich über die prominente Unterstützung. Mit dem Fussball als «the working man’s ballet», als Ballett des armen Mannes, ist es nicht mehr weit her, Ticketpreise kaum je unter fünfzig Pfund spotten jeden Bezugs zur Arbeiterklasse. Stimmen von Fans, die als Einzelempörte oder organisierte Supportervereinigungen auf die aus dem Ruder gelaufenen Preise aufmerksam machen, verhallen unter immer höher gelegten Stadiondächern; die erweiterten oder neu errichteten «Grounds» sind voll wie noch nie, die Nachfrage stimmt, so what? Keine Marketingverantwortliche, kein Finanzchef eines englischen Profiklubs hat bis heute eingesehen, weshalb armen Schluckern günstige Tickets angeboten werden sollen, solange weniger Arme die teuren kaufen. Drinnen spielt United, draussen der Markt, alles ist gut. Nur eben etwas zu leise.

«Wie auf einer Beerdigung» sei er sich vorgekommen, raunzte Alex Ferguson, Trainer von Manchester United, nach dem Heimspiel am Neujahrstag. Einige der jungen Männer, die sich nach Fergusons Anweisungen auf dem Feld abmühen, verdienen umgerechnet 250000 Franken. Pro Woche. Das will beglichen sein. In der «Süddeutschen Zeitung» erklärt Ronald Reng in einfachen Worten, wie Preise leise machen: «In Wirklichkeit schauen in England noch immer mehr fanatische Fussballliebhaber zu als anderswo. Aber sie sind alt. 43 im Durchschnitt laut einer Umfrage der Premier League. Jugendliche können sich die Tickets nicht mehr leisten. Und mit 43 singt man nicht mehr.»

Es hat eine Verschiebung stattgefunden, oder, wie es der «Tagesspiegel» schreibt: «Die Zusammensetzung des Publikums wird zunehmend über den Preis geregelt.» Alex Fergusons Lärmforderung ist so verständlich wie jene Roy Keanes, der sich als Captain von Manchester United schon vor Jahren über die Shrimpsbrötchenfresser in den Logen ausliess. Zudem gleicht sie den Äusserungen jener Bayern-Fans, die an der Jahreshauptversammlung des Vereins die seichte Stimmung beklagt und die Haupttribüne dafür verantwortlich gemacht haben. Bloss: Während Ferguson und Keane für ihre akustischen Einbussen siebenstellig entschädigt werden, fürchten die besorgten Münchner um ihre Existenz. Der «Tagesspiegel»: «In der Wertigkeit der Klubs sind die Kurvenfans ans untere Ende gerückt. Der wahre, echte, gute Fan ist ökonomisch gesehen zu einer vernachlässigbaren Grösse geworden. Er führt noch ein paar Scheingefechte gegen absurde Anstosszeiten und abstruse Stadionnamen.» Derweil im «Guardian» ein Exponent der Manchester United Supporters Association dem stillegeplagten Trainer den Sitzplatzalltag schildert: «Wenn du aufstehen willst, um Lärm zu machen, wirst du von Stewards rausgepflückt. Sie nehmen dir deine Saisonkarte weg. Was genau für eine Stimmung stellt sich Ferguson unter diesen Umständen vor?»

«Ich glaub ich gseh nöd rächt», schrieb die Südkurve des FCZ auf ein Transparent, nachdem ihr Verein im Sommer 2007 die neuen Ticketpreise publik gemacht hatte. «Fuessball ghört allne», hiess dieselbe Losung in Baseldeutsch. Die Fans des FCB fanden 38 Franken zu viel für einen Eintritt in den Gästesektor des Letzigrund-Stadions. Sie blieben - wie zuvor im Derby schon die Fans der Grasshoppers - dem Spiel fern. Anders als in England besetzen in der Schweiz keine Fussballbegeisterten aus dem oberen Mittelstand die frei werdenden Plätze, weil die Spieler noch immer Friedli und Zanni heissen statt Rooney und Nani. Das stärkt die Position der Fans: Der fehlende Lärm schlägt in Franken zu Buche, der Markt ist auf ihrer Seite. Und Gerry Sutcliffe auch.

http://www.woz.ch/artikel/archiv/15861.html

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Beitrag von Master » 30. Jan 2008, 19:01

ich mag ihn sehr..
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Kämpfe Lozärn, Kämpfe Lozärn!
mer wend Euch gwönne gseh!

Master (am Do 20. Okt 2005 22:24 ) hat geschrieben:ich sage immer das gleiche.. dass er dem verein helfen wird, davon bin ich überzeugt!
dass er der fanszene schaden wird, davon bin ich genau so überzeugt! aber ich hoffe wir werden das überstehen!
Master hat geschrieben:
4. Mär 2021, 10:55
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Beitrag von LU-57 » 1. Feb 2008, 12:58

dito.
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«Stellen sie sich vor, ein Pyro mit 2000 Grad trifft ein Kind und das Kind stirbt. Was sagen Sie dann?»
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Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
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Update vom 15.2.2008

Beitrag von fansicht.ch » 16. Feb 2008, 13:40

Update Medienspiegel vom 15. Februar:

- Interkantonale Deanonymisierung?
- Hools, Dealer, Randständige
- Hochgefährliche Werbebanden
- Einmal mehr: Der Pyro-Hooligan
- Hausbesuche? Nein, ja, nein. Und?
- Hooldat: SP auf Abwegen
- NZZ: Faszinierende Fackeln

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Update vom 20. Februar 2008

Beitrag von fansicht.ch » 20. Feb 2008, 13:09

Update Medienspiegel vom 20. Februar:

- Giaccobo/Müller über Hausbesuche
- St. Galler Tagblatt: Kritisches zu BWIS
- "Im Fancamp Dieterswil": Drohnen im Einsatz
- Ausgeweitete Stadionverbote: Tessin geht heikle Wege

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Beitrag von UNDERCOVER » 12. Mär 2008, 15:42

12. März 2008, Neue Zürcher Zeitung

«Fans haben keine Lobby»

Schweizer Fussballfans kämpfen um ihre Rechte und ihren Ruf

Mit der Initiative «Fansicht» wollen die grössten Schweizer Fussball-Fankurven die Öffentlichkeit für die ihres Erachtens problematische Umsetzung der Massnahmen gegen Gewalt an Sportveranstaltungen sensibilisieren. Ein schwieriges Unterfangen. ...

dau. Eingefleischte Fussballfans stellen für eine breite Öffentlichkeit primär ein Ärgernis und ein Sicherheitsrisiko dar. Angesichts der Gewaltexzesse in der jüngeren Vergangenheit im Umfeld von Ligaspielen sowie der sicherheitstechnischen Nervosität im Vorfeld der Euro 08 ist dies nicht erstaunlich. Kaum politischer Widerstand erwuchs deshalb den juristischen Instrumenten, die ein härteres Vorgehen gegen Gewalt an Sportveranstaltungen ermöglichen. Auch staatsrechtliche und datenschützerische Einwände fanden wenig Gehör, der Versuch, gegen das revidierte Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) das Referendum zu ergreifen, scheiterte. Anfang 2008, ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes, zog das Bundesamt für Polizei (Fedpol) eine erste, durchwegs positive Bilanz: 78 Rayon- und 192 Stadionverbote seien ausgesprochen und die betroffenen Personen in der sogenannten Hooligan-Datenbank (Hoogan) erfasst worden.

Argumentarium für Fans

Nicht die Rede ist in besagter Mitteilung von den fragwürdigen Vorkommnissen bei der Umsetzung des Hooligan-Gesetzes. Ihrer Veröffentlichung verschreibt sich die Initiative «Fansicht», die von den Dachorganisationen der wichtigsten Schweizer Fussball-Fankurven getragen wird. Man wolle die Geschichten hinter den Stadionverboten erzählen, meint ihr Sprecher Pascal Claude, der als Lehrer und «WoZ»-Kolumnist arbeitet, im Gespräch. «Fansicht» sieht sich als Anlauf- und Informationsstelle für Fans, die ihres Erachtens zu Unrecht ein Stadionverbot erhalten haben – oder keine Einsicht in die Verbotsbegründung bekamen – und nun in der Hoogan registriert sind: «Den Betroffenen soll auf der Website http://www.fansicht.ch ein Argumentarium angeboten werden, um sich gegen willkürliche Übergriffe zu wehren.»

Das Beispiel eines FC-Basel-Fans zeige exemplarisch die Fragwürdigkeit der Hoogan-Datenbank auf, erzählt Claude. Dem Fan wurde im Herbst 2007 vom FC Basel ein Stadionverbot auferlegt, da ein Steward (Platzanweiser) gesehen haben wollte, wie der Fan eine bengalische Fackel im Stadion zündete. Dieser habe indes stets seine Unschuld beteuert und gar einen ihn entlastenden fotografischen Beweis vorlegen können. Der Verein, der laut Claude im Nachgang der Krawalle vom 13. Mai 2006 einen entspannteren Umgang mit den Fans pflegt, habe daraufhin das Stadionverbot wieder aufgehoben. Dies sei auch der Kantonspolizei Basel-Stadt mitgeteilt worden, die bereits beim Erlassen des Stadionverbots informiert wurde. Einige Tage später erhielt der belegbar Unschuldige allerdings vom Dienst für Analyse und Prävention des Fedpol einen Brief: Er sei nun in der Hoogan-Datenbank als Hooligan erfasst. Mit Verweis auf das irrtümlich erlassene Stadionverbot verlangte der Fan beim Fedpol die Löschung seiner Daten. Diesem Verlangen wurde nicht stattgegeben, worauf der Fan Beschwerde gegen diesen Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht einreichte. Mittlerweile hat das Fedpol den Fan aus der Datenbank nun doch entfernt. Der Verdacht eines Platzanweisers habe aber offenbar genügt, moniert Claude, um jemanden als Hooligan abzustempeln.

Anonymität statt Transparenz

Auf politischer Ebene lässt sich mit derlei Einwänden jedoch keinen Staat machen. Wie wenig die individuellen Freiheiten des Bürgers als Fussballfan zählen, zeigte vor einigen Tagen die Debatte im Stadtzürcher Gemeinderat über eine von der Stadtpolizei parallel zur nationalen Hoogan geführte lokale Hooligan-Datenbank. «Ich wäre froh, die Polizei könnte manchmal handeln, bevor etwas geschieht, weil sie sich ein paar Notizen gemacht hat», war hierzu von linker (!) Seite zu vernehmen (NZZ 7. 2. 08). Denn erfasst werden in dieser Datenbank auch Personen, die keine Straftat begangen haben, sondern lediglich als «Gewalt suchend» aufgefallen sind – was darunter zu verstehen ist, bleibt indessen unklar.

Im Gegensatz zu Politaktivisten verfüge die Fussballfan-Szene kaum über eine politische Lobby, die sich für ihre Interessen einsetzen würde, erklärt sich Claude den sorglosen Umgang mit den Rechten der Fussballfans. Dieser Mangel an politischem Sukkurs für die wilden eingefleischten Fussballfans – im Fachjargon Ultras genannt – gründet unter anderem in ihrem Selbstverständnis als klandestine Subkultur. Ihre Protagonisten agieren mit Vorliebe anonym. Auch bei massiven Vergehen wie der publik gewordenen Entführung eines Fans der Zürcher Grasshoppers durch eine Gruppe FC-Zürich-Fans äusserte sich kein Vertreter der sogenannten «Südkurve» namentlich zum Vorfall. Niemand könne (oder wolle?) für die Kurve sprechen, lautet jeweils die Begründung. Die breite Öffentlichkeit legt den Fankurven dieses Verhalten jedoch als Feigheit aus. Zumal innerhalb der Kurve eine relativ klare Hackordnung, mit Szene-intern bekannten Wortführern besteht.

Unbelehrbare in den eigenen Reihen

Auch auf der «Fansicht»-Website ist allein Pascal Claude namentlich erwähnt. Dies zeigt das Dilemma, in welchem sich das Projekt befindet: Es ist der Fankultur und ihrem teilweise archaischen, sozialromantischen Wertesystem verpflichtet, gleichzeitig will es das Fan-Verhalten in Einklang mit den juristischen Paragrafen-Leitplanken bringen. Erschwert wird der Kampf der Fussballfans um ihre Rechte und ihren Ruf zusätzlich durch Unbelehrbare aus den eigenen Reihen. Wenn beim Auswärtsspiel des FC Zürich in St. Gallen eine Banderole, die für ein Nein zum Kantonalzürcher Polizeigesetz wirbt, am Zaun des Auswärtssektors hängt und aus ebendiesem Sektor Gegenstände aufs Spielfeld fliegen, die den Linienrichter am Kopf treffen, liefert dies kaum Argumente für einen moderateren Umgang mit den Fans. Dies scheint noch nicht allen bewusst zu sein: Steht man unter verschärfter medialer und politischer Beobachtung, wie dies für den Schweizer Fussball und seine Nebenschauplätze seit der Vergabe der Euro 08 der Fall ist, wird ein jedes Fehlverhalten sofort publik – und entsprechend ausgeschlachtet.

http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/fans_haben_keine_lobby_1.687454.html

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