Es ist WM - und keiner will hinNiersbach: Ticketverkauf für deutsche Spiele schleppendDie Fußball-WM in Südafrika vor leeren Rängen - dieses Szenario droht bittere Realität zu werden. Der DFB hat die bisher gemeldeten und ohnehin niedrigen Verkaufszahlen für die deutschen Vorrundenspiele deutlich nach unten korrigieren müssen.
Nach offiziellen Angaben des Weltverbandes FIFA wurden für die drei WM-Vorrundenspiele der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gegen Australien, Serbien und Ghana bislang insgesamt erst 3316 Karten abgesetzt. Darunter sind jedoch 1400 Tickets, die vom DFB selbst für die sogenannte Fußball-Familie, wozu unter anderem die Freunde und Angehörigen der Nationalspieler zählen, bestellt wurden. Dementsprechend wurden bislang nur 1916 Karten von deutschen Fans erworben, die nicht zur Fußball-Familie des DFB gehören.
Zwanziger in SorgeSo wurden für das Auftaktspiel der DFB-Auswahl gegen Australien nach FIFA-Angaben bislang erst 579 Karten bestellt. Für das zweite Spiel gegen Serbien 655, für das abschließende Vorrundenspiel gegen Ghana 682 Tickets. Im Internet sind von Fans deutscher Nationalität zudem 25.050 Karten gebucht worden - allerdings für Spiele ohne deutsche Beteiligung.
"Das stimmt mich nachdenklich. Es geht nicht nur um das Thema Sicherheit. Faktoren sind auch die hohen Kosten für die Reise und Unterbringung", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Niersbach: Zahlen sind normalDFB-Generalsekretär Niersbach machte aus der schleppenden Kartennachfrage kein Drama, sondern verwies vielmehr auf die WM 2002 in Japan und Südkorea. "Die Zahlen sind normal und entsprechen dem Ergebnis der WM 2002 in Japan und Korea, als wir beim ersten Spiel gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Sapporo insgesamt nur 540 Tickets an deutsche Fans verkauft hatten. Der Vergleich zu 2002 bietet sich wegen der Entfernung an und den damit zusammenhängenden Kosten", sagte Niersbach.
Die fast durchweg ausverkauften Stadien beim Sommermärchen 2006 in Deutschland könne man laut Niersbach nicht als Vergleich heranziehen. "Wir dürfen aber keinesfalls den Vergleich mit 2006 ziehen, als Deutschland als Gastgeber im Herzen Europas leicht zu erreichen war. Auch als wir 2002 im Finale von Yokohama standen, hat das keine riesige Massenbewegung ausgelöst. Damals verkauften wir 2144 Tickets an deutsche Fans", sagte Niersbach.
"Karten zu teuer" Auch Franz Beckenbauer, Mitglied im FIFA-Exekutiv-Komitee, macht die Sicherheitsbedenken und die hohen Preise für die auch international schleppende Ticketnachfrage verantwortlich: "Nicht nur, dass man Bedenken hat wegen der Sicherheit dahin zu fahren. Die Karten sind zu teuer. Als normaler Mensch: Wer kann sich denn 5000 Euro oder 6000 Euro für eine Woche leisten?."
Allerdings ist selbst in Südafrika kein Run auf die Tickets festzustellen. WM-OK-Chef Danny Jordaan führte deshalb bereits Gespräche mit dem Weltverband FIFA, um die Karten im Inland auch auf anderen Wegen als über das Internet oder durch die Banken verkaufen zu können. Jordaan will die WM-Tickets nun an verschiedene Geschäfte verteilen, damit die Südafrikaner einen einfacheren Zugriff auf die Karten haben. Das könnte jedoch zu einem blühenden Schwarzmarkt und leeren Rängen führen.
Gut drei Millionen Tickets für 64 Spiele Für die 64 Spiele der WM stehen 3.044.573 Eintrittskarten zum Verkauf. Diese Tickets sind in sechs Kategorien eingeteilt, von denen vier auf dem freien Markt erhältlich sind. 10 Prozent der Karten (305.809) sind in der Kategorie 4 nur für Einwohner Südafrikas erhältlich. Diese Billig-Tickets kosten zwischen 13 Euro für eine Vorrundenspiel und bis zu 100 Euro fürs Finale.
In den Kategorien 1 bis 3, die in mehreren Bestellphasen weltweit in der Regel über die FIFA-Internetseite (
www.fifa.com) geordert werden können, reichen die Preise von 55 Euro in der Vorrunde bis zu 620 Euro für die teuerste Endspielkarte. Weitere acht Prozent aller Karten sind in zwei Sonder-Kategorien als VIP-Tickets reserviert.