Sammler hat geschrieben:Zuschauereinnahmen sind eine sehr wacklige Komponente im Budget. Das haben die meisten Profi-Ligen in Europa längst erkannt. Sponsoren gewinnt man nicht durch stupides Mitläufertum. Gelingt es einem Verein, regelmässig an die grösseren Fleischtöpfe - sprich Europapokalwettbewerbe (bald gibt's wieder deren zwei) zu gelangen, so steigert das naturgemäss auch seinen Bekanntheitsgrad. Ein gutes Argument für Sponsoren. Auch der Wert einzelner Spieler lässt sich so erhöhen, ohne dass diese nun plötzlich besser Fussball spielen. Somit würde sich auch beispielsweise ein FC Luzern unabhängiger von den Besucherzahlen machen. Wozu gibt es dieses Stadion, das sogar länderspieltauglich ist? Ich bin mir sicher, dass dann auch die Leute wieder zahlreicher ins Stadion kommen, wenn sie einen ehrgeizigen FCL erleben, der mehr will, als sich Jahr für Jahr im Mittelmass zu verstecken und am Saisonende selber auf die Schulter zu klopfen.
Um dahin zu kommen - und nun klage ich wieder die alte Leier - müssen die jetzigen Investoren aber endlich mal über ihren Schatten springen und mit einem kalkulierbaren Risiko ihrem Ruf gerecht werden. Begegnungspunkt FCL hin oder her: Es ödet mich längst an, zwei Mal pro Saison ganzen neun gegnerischen Mannschaften hier zuschauen zu müssen ohne den erkennbaren Willen beim FC Luzern daran etwas zu ändern. Am Stadion selbst liegt es definitiv nicht. Mit der versifften Almend wäre der FCL längst Ligakonkurrent des FC Aarau. Da würde sich nicht mal Otto^s hineinwagen. Das neue Stadion war überfällig. Ein erster Schritt. Schon längst wäre aber der Verein am Zuge. Ich frage mich in der Tat, worauf man beim FC Luzern eigentlich noch wartet.
Oh ja... Wunderbar auf den Punkt gebracht, wieso die allermeisten Vereine rote Zahlen schreiben. Kaum schreit einer in der Vorrunde den Abstieg herbei, wird der Trainer entlassen, weil ja ein Abstieg so mega schlimm wäre. Das Budget wird belastet, manchmal über Jahre hinweg. Gewisse Teams verschleissen in solchen Phasen gleich mehrere Trainer. Im Winter will dann dieser Trainer besseres Spielermaterial. Und er wird immer mehr fordern, um beim Misserfolg sagen zu können, dass es an den fehlenden Investitionen lag. Medial wird solange Druck aufgebaut, bis das Porte-Monnaie geöffnet wird. Solche Hauruck- und Feuerwehrübungen können kurzfristig sportlich erfolgreich sein, sind aber nicht langfristig durchdacht. Wie auch? Und zufrieden ist sowieso niemand. Weder die Investoren, welche unnötig Geld einschiessen mussten, noch der Verein, der jetzt ein neues Konzept um die neuen Faktoren erstellen muss, noch die neuen Akteure, welche im Extremfall nur für eine halbe Saison geholt wurden. Bereits in der darauffolgenden Saison hat man mit den Folgen zu kämpfen, die mit weiteren Investitionen ausgeglichen werden müssen. Man befindet sich längst im Abwärts-Strudel und kann nur reagieren und nicht mehr agieren. Im schlimmsten (oder vielleicht besten?) Fall steigt man dennoch ab. Der Super-Gau. Finanziell hat man sich total verausgabt und das eigentliche Ziel nicht erreicht. Denn der Witz ist ja, dass die anderen Vereine ähnlich kopflos reagieren und am Ende derjenige mit dem grössten Porte-Monnaie das Rennen gewinnt. Zugegeben, niemand weiss wie es rausgekommen wäre, hätte man den Plan, den man am Anfang einer Saison hatte, weiterverfolgt. Ein Plan mit mehreren Eskalationsstufen, der nicht beim ersten Widerstand über den Haufen geworfen wird. Ich behaupte, dass viele Vereine ihre Ziele erreicht hätten, hätten sie an ihrem Plan festgehalten. Natürlich hätten sie das: Auch wenn fünf Vereine gegen den Abstieg spielen - absteigen kann nur einer. Ok, dieses Jahr eineinhalb. Aber gewisse Clubs haben ja nicht mal das: einen Plan. Denn man kann ja immer noch um Geld betteln, wenn es nicht aufgeht.
Vereine, welche sich ihre Ziele rein sportlich aussuchen, werden früher oder später an den Punkt gelangen, an welchem sie versagen und an welchem die bisher geleistete Arbeit und die erarbeiteten Prozesse vermeintlich den totalen Wertverlust erleiden und alles in Frage gestellt wird. Alles andere als nachhaltig, aber Nachhaltigkeit findet man im Fussball sowieso nur noch selten. Mit dem sturen Blick auf die Nachhaltigkeit wird man auch mal Durststrecken durchleben müssen. Es gibt aber auch Zeiten in denen man aber auch ein Polster aufbauen kann, mit welchem, und mit gezielten Investitionen verstärkt, man tatsächlich einen Sprung schaffen kann. Der FCL ist aber meilenweit davon entfernt. Langfristig ist dies der Weg erfolgreich zu sein. Sportlich wie auch in finanzieller Hinsicht, ohne allzu grosse Abhängigkeit von Investoren. Ja, ich messe Erfolg möglicherweise mit anderen Massstäben. Unabhängigkeit sehe ich als grossen Erfolg an.
Der werte Sammler möchte den Verein hingegen noch weiter in die Abhängigkeit der Alpstägs und Co. bringen (oder sie einfach schröpfen, kann auch sein). Sportlicher Erfolg als Götter-Lösung. Er vergisst aber, dass die grossen internationalen Unternehmen mit klarer Markenphilosophie, kaum Interesse daran haben ihr Unternehmen mit dem FCL in Verbindung zu bringen. Alleine mit dem sportlichen Erfolg, wird der FCL sein Image nicht verändern können und ein nötiger interner Umbruch treibt er damit auch nicht voran. Der FCL kann froh sein, dass er einen Hauptsponsor gefunden hat, der eher nach der Devise «Jede Presse ist gute Presse» handelt. Der wird auch bereit sein mehr zu zahlen, wenn der Verein mehr Leute anzieht - ganz bestimmt. Und selbst wenn es Unternehmen gäbe, welche sich ein Sponsoring vorstellen könnten, würden sie den FCL in einer Position vorfinden, in welcher die Sponsoring-Plätze, welche in Frage kommen würden, zwar unter Wert, aber dennoch bereits besetzt sind. Die teilweise mehrjährigen Verträge setzen bei Sammlers Idee voraus, dass über Jahre hinweg konkurrenzfähige Teams zusammengekauft werden, bis die Investitionen Früchte tragen. Investitionen die ein Verein wie der unsrige niemals tätigen darf, weil das Risiko immer zu hoch sein wird, die sportlichen Ziele nicht zu erreichen.
Es kotzt mich an zu lesen, dass mehr Geld der Investoren, die Lösung aller Probleme wäre. Natürlich zeigen die PSGs und Manchester Uniteds dieser Fussballwelt wie man Geld in sportlichen Erfolg umsetzen kann. Natürlich generieren sie daraus auch Geld, sind aber dennoch genötigt immer noch mehr zu investieren, um ihren Platz zu wahren. Eine traurige Tradition. Ist das wirklich der Weg, den du für den FCL siehst? Von so einem Verein will und kann ich nicht Fan sein. Leider scheissen in dieser Zweiklassengesellschaft zu wenige auf die erste, vermeintlich bessere. Fussball geht um Gefühle und Emotionen, nur in zweiter Linie um Pokale und Trophäen. Und Emotionen kennen keine Liga. Wer das anders sieht hat den Fussball nie richtig geliebt...