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Datenschutz: Gelbe Karte für Fussballverband

SFV gibt Angaben von Euro-2004-Ticketkäufern an Dritte weiter

CHRISTIAN MAURER
Zürich - Wer die Spiele der Fussball- Europameisterschaft im Sommer in Portugal im Stadion und nicht nur am Fernsehen verfolgen will, kann von den Veran staltern von Euro 2004 und dem Euro päischen Fussballverband (Uefa) genauestens durchleuchtet werden mit Hilfe des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), der die begehrten Tickets in der Schweiz exklusiv verkauft. Bei der Bestellung der Tickets erhalten die Antragsteller wie die Käufer genannt werden ein grünes Büchlein mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen, in denen darauf hingewiesen wird, dass Euro 2004 und Uefa die persönlichen Daten der Billettkäufer «an Dritte weitergeben» dürfen, sogar für kommerzielle Zwecke, «Ihr ausdrückliches Einverständnis» vorausgesetzt.




Dieses Einverständnis holt der SFV auf dem Billett-Antragsformular nicht ein, hält die Daten nebst genauer Adresse, Nationalität und Geburtsdatum auch die Passnummer aber trotzdem der Uefa zur Verfügung. «Wir sind nicht glücklich darüber, aber wir müssen die Vorgaben der Uefa erfüllen. Sonst bekommen wir keine Tickets», sagt SFV-Sprecher Pierre Benoît. «Wer mit der Datenweitergabe nicht einverstanden ist, muss die Spiele am Fernsehen anschauen.»

Widerspruch kommt aus dem Büro des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten: «Wenn auf dem Antragsformular keine ausdrückliche Einwilligung gegeben wird, dürfen die Daten nicht für kommerzielle Zwecke weitergegeben werden», stellt Daniel Menna, wissenschaftlicher Mitarbeiter des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten klar. «Die Antragsteller müssen glauben, dass ihre Daten sicher nicht weitergegeben werden, weil sie auf dem Formular keine ausdrückliche Einwilligung geben. Das ist nicht akzeptabel.»

Diese Diskrepanz zwischen dem, was in den allgemeinen Geschäftbedingungen steht, und deren Umsetzung hält Menna für «schludrig und unprofessionell». Trotzdem ist es laut Menna wenig wahrscheinlich, dass das Datenschutzbüro von sich aus einschreiten wird. «Unsere Überprüfungen sind sehr langwierig», gibt er zu bedenken. Betroffene, deren Daten weitergegeben wurden, könnten allerdings vor Gericht eine Persönlichkeitsverletzung einklagen.

Ganz erledigt ist der Fall für die Datenschützer aber nicht. «Interessant ist der Fall insbesondere in Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft 2008, die in der Schweiz stattfindet», kommt der Wink mit dem Zaunpfahl.


SonntagsZeitung 1.2.04

Fussball-Weltmeisterschaft 2008