Raphi hat geschrieben:Bill Shankly hat geschrieben:Das Vorkommnis in Mailand zeigte, dass sie bereit sind, bis zum Letzten zu gehen.
Ultra' The Way of Life
Seit kurzem will die Nationalliga die Ächtung des Fluchens durchsetzen. Verbandsmitglieder mischen sich inkognito unter das Publikum und ahnden Ehrverletzungen mit 300 Franken, für die der jeweilige Verein aufkommen muss. Für die Ultras der ZSC Lions bedeutet dies, dass sie auf ihren lieb gewordenen Schmähruf « Sitz, du Sau » , eines ihrer Erkennungsmerkmale, verzichten müssen.
Admin hat geschrieben:Guter, objektiver Artikel.Seit kurzem will die Nationalliga die Ächtung des Fluchens durchsetzen. Verbandsmitglieder mischen sich inkognito unter das Publikum und ahnden Ehrverletzungen mit 300 Franken, für die der jeweilige Verein aufkommen muss. Für die Ultras der ZSC Lions bedeutet dies, dass sie auf ihren lieb gewordenen Schmähruf « Sitz, du Sau » , eines ihrer Erkennungsmerkmale, verzichten müssen.
sät hat geschrieben:Nein, dann muss ich sterben
Reto Mattmann (Stadionverantwortlicher) in der NLZ am 06.08.2009 hat geschrieben:«Manchmal muss man halt auch eigene Wege gehen, vor allem wenn Reglementstheorie und Realität weit auseinanderliegen»
VON INSTANTREVOLUZZERN UND BETRETENEN FANS
Die Unwohl - Arena
Ultras sind keine echten Fans, sondern Randalierer, die nur in der Gruppe stark sind. Sie verderben der grossen Mehrheit der Zuschauer das Spiel.
Von Thomas Helbling
Die Analyse von Dano Venutti im «Tages-Anzeiger» vom 15. 10. 2005 ruft nach einer Replik. Der Autor beschreibt die Ultras als eingefleischte Fussballfans und Randständige unserer Gesellschaft. Beides ist falsch. Um eingefleischt zu sein, fehlt ihnen sowohl das Sachinteresse als auch der Leistungsausweis. Den Tatbeweis des treuen Fans, der sämtliche FCZ-Spiele in der Ära Hotz miterlebt hat, können sie nicht erbringen. Und auch gegen den Bub, der die Schuhgrössen seiner GC-Idole auswendig kennt, oder die ältere Dame, die seit 37 Jahren im Espenmoos Olma-Bratwürste verkauft, haben sie keinen Stich. Es fehlt ihnen der Echtheitsstempel.
Dafür sind sie «ultra» im Sinne von fanatisch, blind und rücksichtslos. Das genügt aber noch nicht, um in unserer Gesellschaft randständig zu sein, es reicht «lediglich» dazu, im Kunterbunt der Fussballzuschauer am Rande beziehungsweise offside zu stehen. Dort wollen die Ultras, die jeder Klub der höchsten Liga zu seiner Klientel zählt, aber nicht hin. Es zieht sie ins Zentrum, hinter das Tor.
Ob als Hand voll oder in der Hundertschar wollen sie das Stadion okkupieren und es als Bühne rechtsfreien Handeins benutzen. Zum Ärger und Leidwesen der restlichen 98% der Zuschauer, der Akteure auf dem Feld und des Organisators des Spiels. Ganz zu schweigen von den Geschäftsinhabern, die über zerbrochene Fensterscheiben klagen; den Nachbarn, die in ihrem Quartier am Spieltag jeweils unfreiwillig den Ausnahmezustand erleben; und den Feuerwehrleuten. Polizisten und weiteren Personen, deren Dienst im öffentlichen Interesse im und um das Stadion wahrlich kein Zuckerlecken mehr ist.
Sozialromantisch wird der Fussball als Sport der Underdogs beschrieben; wie eine Blutspur zögen sich Gewalt und Aufruhr gegen die Staatsrnacht durch die Geschichte des modernen Fussballs. Komisch nur. das mir dies nicht schon in meinen Jugendjahren aufgefallen ist. Bei den Derbys waren damals auch die grössten Stadien des Landes - das Joggeli und das Wankdorf – zum Bersten voll.
Um sich greifende ethische Verwahrlosung
Stickig die Atmosphäre. eng der Raum auf der Stehplatzrampe. Und trotzdem: Dem vom Autor skizzierten Bild archaischer Manifestationen und einer brodelnden, aus ihrem Pferch auszubrechen drohenden Menschenmasse bin ich nie begegnet. Und jenem der Polizei als «Repressionsorgarn» schon gar nicht; in Erinnerung bleiben die Landjäger. die vor und nach dem Spiel den Verkehr regelten und dafür den Match auf reservierten Sitzplätzen mitverfolgen durften. Kurz: Man fühlte sich wohl und sicher - trotz Rivalität auf dem Platz und auf den Rängen.
Zum Ort der Krise wurde das Stadion erst Ende der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Zuerst war die Fussballschweiz nur Zaungast und schaute ungläubig nach Heysel und Hillsborough. Schleichend entwickelten sich dann die Fussballarenen auch bei uns zu Tummelplätzen um sich greifender ethischer Verwahrlosung. Angestachelt durch die aufkommende mediale Präsenz ist das Stadion mittlerweile zum Hort jener geworden, die in ihrer Null-Bock-Stimmung nur Dampf ablassen wollen. Dieser harte Kern der Ultras hat die früher im Stadion wütenden Hooligans abgelöst, die sich mittlerweile auf das gegenseitige Verdreschen auf der Allmend beschränken, um nach diesem ihrem Gusto entsprechenden Vorspiel gemeinsam den Match zu besuchen.
Nur in der Gruppe stark, suchen die Ultras vorzugsweise Auswärtsstadien heim, stürmen stosstruppartig und ohne Ticket den Gästesektor und setzen sich dort fest. Feige suchen sie dann die Anonymität, um ihr Unwesen unerkannt zu treiben. Vermummt und versteckt hinter Bannern zünden sie gesetzlich verbotenes Feuerwerk und machen sich systematisch am Tribünenbau zu schaffen, bis die Ordnungskräfte dem Zerstörungsdrang ein Ende setzen.
Bricht die Anonymität auf und werden die Übeltäter entlarvt, spielen sie sich als Unschuldslämmer auf und erfrechen sich, selbst vom Klub die minutiöse Einhaltung rechtsstaatlicher Verfahrensgrundsätze zu verlangen, wenn dieser die Chaoten aus dem eigenen Stadion spediert.
Diese verzerrte Wahrnehmung der gesellschaftlich vorgegebenen Anstandsregeln und der dem Individuum zustehenden Ansprüche gegenüber privaten Dritten und dem Staat sind Ausdruck des Zwiespalts, in dem sich die Ultras befinden. Wie auch die - bezeichnenderweise in Designerklamotten - zur Schau gestellte Ablehnung des Kommerzes bei gleichzeitiger Vergötterung der hoch bezahlten Kicker. Oder die demonstrative Verweigerung des Gesprächs mit der Vereinsführung, obwohl man für die Vereinsfarben angeblich alles tun würde.
Und wer ist schon glaubwürdig, wenn er schwarzweisse Gummiarmbänder der Uefa-Anti-Rassismusaktion trägt und handkehrum die Regeln des Fairplys mit der Verhöhnung der gegnerischen Spieler und Fans aufs Übelste mit den Füssen tritt?
Die echten Fans machen die Faust im Sack
Wer diesem morbiden und gespaltenen Verhalten verklärend das Wort spricht, muss sich nicht wundern, wenn er mit der Hetze weitherum nur Kopfschütteln auslöst. Bei all den Vätern und Müttern, die den Matchbesuch mit ihren Kindern nicht mehr riskieren wollen. Bei den zuschauern, die es müde sind, ständig giftigen Rauchwolken ausgesetzt zu sein. Bei all jenen, die genug davon haben, dass ihnen das Fussballfest wegen primitiver und zunehmend rassistischer Schmähgesänge vermiest wird. Schlicht bei der überwiegenden Mehrheit der Stadionbesucher, den echten Fussballfans, die dem Chaotentum einiger weniger Instantrevoluzzer zwar betreten, aber mit der Faust im Sack zusehen.
Gefordert sind die Klubs, aber auch der Gesetzgeber. Als Hausherren bestimmen die Vereine die
Stadionordnung und entscheiden wie ein Beizer, wer Hausverbot erhält. Wochenende für Wochenende geben die Klubs Zehntausende von Franken aus, um die nirgends und bei niemandem willkommenen gewaltbereiten Gangs fern zu halten.
Diesem zermürbenden und sinnlosen Katz-und-Maus-Spiel sind die Vereine verpflichtet, sind sie doch als Veranstalter gehalten, für die Sicherheit aller Besucher zu sorgen. Die Angst sitzt ihnen im Nacken, dass früher oder später eine abgefeuerte Rakete ins Auge geht oder eine abgefackelte Tribüne einstürzt. Unweigerlich würden sie dann in die Haftpflicht genommen; weil der Regress auf die Täter im Sand verläuft oder diese, nicht zuletzt wegen der hier zu absurden Zuständen führenden Datenschutzgesetzgebung, gar unerkannt bleiben.
Es verwundert deshalb nicht, dass die Klubs der Swiss Football League vom Gesetzgeber die rasche Einführung einer Datenbank gewalttätiger Zuschauer als auch weiterer polizeilicher Massnahmen gegen Randalierer verlangen. Nur so sind sie nämlich in der Lage, das eigene Haus vor der Zerstörungswut sich vermeintlich in einem rechtsfreien Raum bewegenden Chaoten zu schützen und sich (endlich) vermehrt um das Wohl der echten Fans zu kümmern.
Dazu gehören auch viele Randständige, denen der Fussballklub ein Wohlgefühl und ein Daheim bieten kann. Jedenfalls hat dies die Geschichte des Fussballs gezeigt.
Tages-Anzeiger vom 19.10.05
Romano Simioni, Allmend-Buch, 2009 hat geschrieben:Das KKL ist kein Ort, der für uns Luzerner und Innerschweizer
gemacht wurde, sondern ein Ort, der in erster Linie dazu da ist,
dem Prestige der Stadt gut zu tun. Ich befürchte, dass das neue
Stadion eher ein KKL des modernen Fusballs wird und nicht eine
lebendige Volksbühne, wie es die so sympathisch unperfekte
Allmend war.