So kommt der FCL nicht zur RuheFussball Der Abgang von Alex Frei hat den FC Luzern und seine Fans aufgewühlt. Nun gibt es ein Vakuum. Erneut zeigt sich, dass das FCL-Konstrukt schwerfällig ist.
Daniel Wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.chWeihnachtszeit ist Ferienzeit. Zwar ist erst der Samichlaus auf Hausbesuch gewesen, aber beim FC Luzern scheint das Motto bereits Trumpf zu sein. Verständlicherweise wollen die Spieler den knappen Monat ohne Fussball an der Wärme in der südlichen Hemisphäre geniessen. Und Trainer Markus Babbel ist nach Bayern zu seinen vier Kindern gereist. Ob er in Luzern noch etwas hätte tun können, ist fraglich. Die Mittel für Transfers scheinen aufgebraucht zu sein. So werden Babbel, der Staff und die Profis spätestens zum Trainingsstart am 5. Januar 2015 zurückerwartet.
Aber auch Holding-Präsident Marco Sieber (56) hat sich vor zehn Tagen auf in die Ferien gemacht. Einen Monat verbringt er in Asien. Scheinbar irgendwo draussen in den abgelegensten Winkeln der Erde, wo ein Smartphone keine Signale aus der Zivilisation empfängt. Auf jeden Fall soll er nicht zu erreichen sein. Ob er von der Trennung Freis schon erfahren hat?
Selbstverständlich sind dem Holding-Präsidenten die Ferien zu gönnen. Aber das Beispiel zeigt, wie der FCL und seine Investoren aufgestellt sind. Da ist ein Klub, der wegen seiner unfassbaren sportlichen Talfahrt und der daraus entstandenen Unruhen bis hin zur Trennung von Sportchef Alex Frei einer Zerreissprobe sondergleichen ausgesetzt ist, und eine der Hauptpersonen dieser Organisation ist nirgendwo.
Den Klub am Leben erhalten
Dabei ist es doch die Holding, die zuoberst im Organigramm des FCL steht. Zwar heisst es immer, die Verwaltungsräte würden nur strategische Entscheide fällen. Das stimmt aber nur teilweise. Via den hauptamtlich angestellten Präsidenten Ruedi Stäger (57) haben sie immer einen direkten Zugang zum Tagesgeschäft. Selbstverständlich sollen sie informiert sein, schliesslich müssen die erfolgreichen Geschäftsleute am Ende des Jahres auch die Zeche bezahlen, den in den letzten drei Jahren nicht erfolgreichen Verein am Leben erhalten. War es 2012 ein Verlust von mehreren hunderttausend Franken, betrug das Defizit 2013 nicht weniger als 2,1 Millionen. In dem zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2014 wird mit tiefroten Zahlen, mit einem Verlust von bis zu 3 Millionen gerechnet. Gefährlich viel für einen Klein- und Mittelbetrieb (KMU) von rund 24 Millionen Franken Umsatz. Vor allem wenn es sportlich nicht stimmt, die Zuschauer zu mehreren tausend den Heimspielen fernbleiben.
Führungslos wie das Team
Als der Machtkampf um den Sportchef vor 14 Tagen bei der letzten Holding-Sitzung faktisch entschieden war, nach einem einstimmigen Entscheid gegen Frei, zeigte sich, wie führungslos der Verein ist. Walter Stierli (66), der aus verständlichen Gründen sein sportliches Lebenswerk (abstiegs-)gefährdet sieht, mag nicht mehr operativ eingreifen. Ihm ist die Energie für das Tagesgeschäft ausgegangen. Lieber geht der Pensionär mit seiner Partnerin auf Kreuzfahrt. Vielleicht muss er nächstens wieder punktuell eingreifen. Denn er ist nach wie vor der Einzige im Gremium mit Erfahrung im Fussballgeschäft. Der schwerreiche Hauptgeldgeber Bernhard Alpstaeg liebt die Publicity wie alle anderen Verwaltungsräte mit Ausnahme der zurückhaltenden Josef Bieri und Hans Schmid, die lieber im Hintergrund bleiben. Doch Swisspor-Patron Alpstaeg ist clever, für ihn wie für Samih Sawiris (Andermatt Swiss Alps), bietet der FC Luzern doch eine enorme Werbung für die Firma.
Immer mehr wird klar, dass man es verpasst hat, einen Nachfolger für Stierli aufzubauen. Sowohl dem ehrenamtlichen Nachfolger als auch FCL-Präsident Mike Hauser und dem jetzigen hauptamtlichen Klubchef Stäger fehl(t)en die Erfahrung im Fussballbusiness.
Allen sechs Investoren ist wohl klar geworden, dass bei dieser Konstellation ohne einen wirklich starken Klubchef der FCL nie zur Ruhe kommen wird. Es darf nicht verwundern, wenn die Mannschaft führungslos spielt. Oben in der Vereinsspitze ist es keinen Deut besser.