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Fussball: FC Luzern
«Kein glücklicher, ein verdienter Sieger»
Trotz 40 Minuten Unterzahl holte der FCL in St. Gallen seinen ersten Sieg. Trainer Ciriaco Sforza über die vielen Geschichten dieses Spiels.
Die Sonne strahlte, keine Wolke war am blauen Himmel zu sichten, der Blick auf den Pilatus herrlich - und so vorzüglich wie die äusseren Bedingungen war am Sonntagmorgen auf der Allmend beim Training auch die Stimmung beim FCL. Das 2:1 in St. Gallen, der erste Sieg der Saison, hatte gutgetan. Und auch bei FCL-Trainer Ciriaco Sforza war nach der Übungseinheit die Zufriedenheit über den Auftritt seines Teams herauszuspüren, als er auf den turbulenten Fussballabend auf dem Espenmoos zurückblickte.
St. Gallen - Luzern war ein sehr wichtiges und deshalb sehr enges Spiel. Warum ging der FCL als Sieger vom Platz?
Ciriaco Sforza: Wir waren ehrgeizig und wir wollten vor allem unbedingt gewinnen. Für mich war diese Leistung in dieser kurzen Saison bereits ein erster Schritt in der Entwicklung.
Sie fühlen sich als verdienter Sieger?
Sforza: Wer auswärts in diesem Hexenkessel beim Stand von 1:1 40 Minuten in Unterzahl spielen muss und die Partie gewinnt, ist kein glücklicher, sondern ein verdienter Sieger.
Wie war Ihre Gefühlslage nach dem Ausschluss von Goalie Zibung?
Sforza: Im ersten Moment hat man als Trainer sicher seine Bedenken. Dies auch deshalb, weil wir erneut eine sehr junge Mannschaft auf dem Platz hatten.
Doch danach fiel Lustrinellis 2:1, und die Abwehr mit König im Tor hielt dicht ...
Sforza: Dass wir in Unterzahl nicht nur das 1:1 verteidigten, sondern sogar noch das 2:1 gesucht und auch erzielt haben, dafür verdient das Team ein grosses Kompliment. Und dass unsere Abwehr vor allem in der Schlussphase stabil wirkte, zeigt, dass es immer einige Partien braucht, bis die Abstimmung unter den neuen Spielern stimmt.
Zibungs Platzverweis war zweifellos ein sehr strenger, wenn nicht zu strenger Entscheid. Trotzdem: In dieser Situation hat er sich nicht sehr clever verhalten.
Sforza:Ich habe diese Sache mit ihm bereits besprochen. Daraus muss er lernen und noch disziplinierter werden. So eine Situation kann einen Gegner unnötig aufbauen. In St. Gallen war dieser Platzverweis für uns ein Weckruf. Das geht aber nicht immer gut.
Für Diskussionen sorgte auch der verschossene Penalty des sonst sehr guten Lustrinelli. Ist nicht Cantaluppi, der gegen Xamax sicher traf, der nominelle Penaltyschütze beim FCL?
Sforza: Mario Cantaluppi ist die Nummer 1, Mauro Lustrinelli die Nummer 2. Deshalb habe ich nach dem Spiel sofort bei Mario nachgefragt. Er sagte mir aber, dass beim Penalty klar abgesprochen gewesen sei, dass Mauro schiesse. Das ist für mich so in Ordnung. Deshalb werden wir an dieser Regelung auch nichts ändern.
Sie haben den noch 16-jährigen Alain Wiss diesmal sogar von Beginn weg nominiert. Ist Ihr Vertrauen in die jungen Spieler grenzenlos?
Sforza: Nein, aber ich habe im Testspiel gegen Wil bereits gesehen, welche Qualitäten dieser Spieler mitbringt. Das war also kein Risiko.
Sie dürften deshalb auch in Zukunft auf dieses FCL-Talent bauen. Es tauchen aber in solchen Fällen immer wieder Bedenken auf, dass ein junger Spieler «verheizt» wird. Was sagen Sie dazu?
Sforza: Verheizt wird ein junger Spieler nicht, wenn er richtig betreut wird. Das hat sich letzte Saison schon mit Fabian Lustenberger gezeigt. Man muss aber in Kauf nehmen, dass ein Spieler in diesem jungen Alter noch einige Schwankungen aufweist. Aber das hat doch ein Starspieler wie Messi auch.
Der FCL weist nach vier Spielen fünf Punkte aus. Aus Ihrer Sicht eine gute oder eine sehr gute Zwischenbilanz?
Sforza: Eine sehr gute! Denn nach dem 1:1 gegen Xamax und der Klatsche in Zürich haben wir uns gefangen. Die Mannschaft, in der wir doch fünf neue Spieler eingebaut haben, entwickelt sich. Zudem hatten wir in St. Gallen acht Schweizer in der Startaufstellung. Das darf auch wieder einmal erwähnt werden, denn wo gibt es das sonst.
Nun steht das GC-Spiel auf der Allmend an. Erwarten Sie ein volles Haus?
Sforza: Das wäre schön. Es ist diese Woche unsere Aufgabe, dass wir bestens vorbereitet in dieses Spiel gehen.
Fussball, Super League: FC St. Gallen - FC Luzern 1:2 (1:1)
Die «wunderschöne» Premiere
Nach dem Platzverweis von Zibung sprach alles für den FC St. Gallen. Der FCL bewies aber in Unterzahl, dass sich das Team immer mehr findet.
Es stand 1:1 und der FCL hatte soeben Tchouga mit einer Beckenprellung verloren, als in der 52. Minute noch dunklere Wolken über dem FCL aufzuziehen schienen. Zuvor schon einmal ermahnt, hatte sich Goalie David Zibung bei einem Abstoss erneut etwas Zeit gelassen. Zu viel Zeit nach Ansicht von Schiedsrichter Guido Wildhaber, der die gelbe Karte zückte. Weil der FCL-Torhüter aber bereits verwarnt war, folgte gleich auch noch die rote Karte. «Der Schiedsrichter hatte in diesem Moment gar nicht daran gedacht, dass ich bereits verwarnt war. Erst als ich ihn darauf aufmerksam machte, wurde ihm dies bewusst», ärgerte sich Zibung über diesen - seiner Meinung nach - «Fehlentscheid».
Königs starke Leistung
In der Folge zahlte es sich aus, dass der FCL im Sommer mit Swen König eine starke Nummer 2 verpflichtet hatte. Wie schon gegen Xamax agierte der 22-Jährige bei seinem unverhofften Teileinsatz sehr ruhig und sicher. «Er lebt auch auf der Bank immer mit, deshalb war er mental sofort bereit», sparte Trainer Ciriaco Sforza später nicht mit Lob für seine Nummer 2 im Tor. Und weil auch das Innenverteidiger-Duo Schwegler/Cipot erstmals überzeugte und das Team im Kollektiv defensiv sehr gut arbeitete, überstand der FCL die 40-minütige Unterzahl schadlos.
Doch nicht nur das, der FCL schaffte gar noch den Siegtreffer. Lustrinelli, dessen Form immer besser wird, düpierte in der 61. Minute seinen Bewacher Garat mit einer schönen Finte und bezwang Razzetti mit einem wuchtigen Flachschuss. Es war bereits der dritte Saisontreffer des FCL-Stürmers, der nach wunderschöner Vorarbeit des starken Wiss und Felipe schon für das Führungstor besorgt gewesen war (34.). Gjasula gelang wenig später der zwischenzeitliche Ausgleich, als Zibung Aguirre penaltyreif gelegt und dafür seine erste gelbe Karte geholt hatte. Es war nach genau 311 Minuten (!) der erste Saisontreffer des Schlusslichts.
Weil St. Gallen in der Offensive zu harmlos blieb, fiel auch nicht mehr ins Gewicht, dass Lustrinelli im Finish (85.) einen Penalty nicht verwerten konnte.
Der FCL überzeugte in diesem für ihn wegweisenden Spiel mit Engagement und erstmals auch mit Effizienz. Dank dem «wunderschönen ersten Saisonsieg» (Lustrinelli) liegen die Luzerner nun plötzlich nur noch drei Zähler hinter dem neuen Leader YB.
Lustrinelli 5
Chiumiento 4,5 Tchouga 4,5
Felipe 4,5
Cantaluppi 5 Wiss 5
Diethelm 4 Cipot 4,5 Schwegler 4,5 Lambert 4
Zibung 4
Trainer Ciriaco Sforza