Fussball: FC Luzern
«Ich werde noch zeigen, was ich kann»
Mario Cantaluppi war die namhafteste Neuverpflichtung des FCL, hat bisher aber die Erwartungen nicht erfüllt. Der 32-Jährige über Gründe, Sforza und Junge.
INTERVIEW VON PETER BIRRER
Mario Cantaluppi, fühlen Sie sich als Sündenbock für die aktuelle Situation des FC Luzern?
Mario Cantaluppi: Sieht so aus, dass ich der Sündenbock sein muss. Aber das muss sich ändern. Und es wird sich ändern.
Die Kritik nimmt zu, weil speziell von Ihnen mehr erwartet worden ist.
Cantaluppi: Wenn es nicht läuft, und das ist jetzt der Fall, halte ich den Kopf hin, das ist schon okay. Aber das heisst nicht, dass ich der Alleinschuldige bin.
Haben Sie Mühe mit der Kritik?
Cantaluppi: Nein, überhaupt nicht. Mühe habe ich nur, wenn die sachliche Ebene verlassen und mir vorgeworfen wird, ich würde hier noch zwei Jahre spielen und in erster Linie Kohle abholen. Das wäre nicht Mario Cantaluppi.
Gibt es solche Stimmen?
Cantaluppi: Ich bin nicht dumm, ich merke schnell, wie geredet wird. Aber ich werde all denen, die mich mit solchen Kritiken eindecken, nicht Recht geben.
Bieten Sie mit Ihrer Art Kritikern mehr Angriffsfläche als andere?
Cantaluppi: Vielleicht strahle ich in den Augen einiger Leute Arroganz aus, obwohl ich nicht arrogant bin, schon möglich. Der Neid ist gross.
Welcher Neid?
Cantaluppi: Es gibt Neid, das spüre ich vor allem in fremden Stadien. Aber den Neid habe ich mir mit Erfolg erarbeitet.
Von Erfolg sind Sie mit Luzern derzeit weit entfernt. Zufrieden können Sie, auch persönlich, nicht sein.
Cantaluppi: Wenn ich in sechs Spielen höchstens ein-, zweimal meine Leistung abrufe, dann ist das viel zu wenig für mich. Und darum ist es auch absolut in Ordnung, wenn ich kritisiert werde, es ist legitim, wenn die Zuschauer unzufrieden reagieren. Ich habe aber immer gesagt: Lobt mich nicht zu früh.
Bekamen Sie nach Bekanntwerden Ihres Transfers aus Nürnberg zu viele Vorschusslorbeeren?
Cantaluppi: Ja, das glaube ich schon. Die Leute dürfen Erwartungen haben, auch hohe. Aber ich kann nicht zaubern. Und sie müssen mir Zeit geben, mich auf die neue Situation einzustellen. Wenn ich sie bekomme, werden sie an mir noch Freude haben und sagen: Doch, es war richtig, Cantaluppi zu holen. Ich werde schon noch zeigen, was ich kann.
Haben Sie eine Erklärung für Ihre bisherigen Leistungen?
Cantaluppi: Ich muss umdenken. In Nürnberg sassen die Automatismen. In Luzern interpretiere ich die Nummer 6 anders. Gegen GC war der Gegner auf mich fokussiert, gegen Schaffhausen standen sofort zwei Gegner bei mir, wenn ich den Ball bekam. Gut, man kann sagen, ich muss mich in dieser Situation behaupten, wenn ich ein guter Spieler sein will. Aber es hat auch damit zu tun, dass sich das Mittelfeld noch nicht gefunden hat. Es mangelt an der nötigen Disziplin.
Kann Ciriaco Sforza die Mannschaft aus der schwierigen Situation führen?
Cantaluppi: Er macht seine Sache sehr gut, wirklich. Und ab sofort wird er keine Kompromisse mehr eingehen. Er wird die Schrauben anziehen. Es geht auch um seine Karriere.
Wie gut ist der FCL mit seinem aktuellen Kader?
Cantaluppi: Ich glaube, wir haben insgesamt nicht genügend Spieler, die Super-League-fähig sind. In der Challenge League wären wir Leader, aber in der Super League kommen wir derzeit nicht über das Niveau von Schaffhausen oder Aarau hinaus. Wir müssen tiefstapeln. Es tut mir Leid, das feststellen zu müssen. Aber es ist die Realität.
Also müssen die Erfahrenen Verantwortung übernehmen, Sie zum Beispiel.
Cantaluppi: Das ist mir schon bewusst. Sforza braucht nun auch meine Unterstützung, und ich werde dazwischenfahren, wenn ich sehe, dass Larifari einsetzt. Wir haben in unserer Mannschaft viele Junge, viele wirklich Gute. Sie sind gesunde Kerle und anständig. Aber es geht ihnen zu einfach. Und sie kapieren es noch nicht alle, was es heisst, Profi-Fussballer in der Super League zu sein. Ich habe immer gesagt, dass auf uns eine happige Saison wartet. Bis jetzt sind all meine Prognosen eingetroffen...
...und als nächste Meisterschaftsgegner warten St. Gallen und Basel auf Luzern.
Cantaluppi: Wenn wir in diesen Spielen nicht punkten, sieht es nicht gesund aus ... (Pause) Der FC Basel hat am Sonntag in Sion 2:4 verloren. Das zeigt, dass auch bestandene Abwehrreihen im Wallis ihre Probleme haben. Und das wiederum relativiert unsere Leistung am Anfang, für die wir einiges zu hören bekamen.