Sammler hat geschrieben:
Die NZZ am Sonntag äussert sich übrigens ähnlich zum Match in einem wirklich fairen Bericht. Klasse auch der Beitrag zu Sforza - kann es leiter nicht posten...
18. März 2007, NZZ am Sonntag
Wie das Glück sich wendet
GC stoppt den Abwärtstrend und besiegt den FC Luzern gleich 5:0
Von Stephan Ramming
Manchmal geht es rasend schnell im Fussball, manchmal reisst eine einzige gelungene Aktion eine Mannschaft aus dem Elend, und niemand kann im Nachhinein erklären, warum plötzlich alles in rosa Farben erstrahlt, was noch Minuten zuvor ins Schwarz tiefer Hoffnungslosigkeit getaucht war. Die Grasshoppers und ihr Trainer Krassimir Balakow, seit Wochen im Tief, machten am Samstag im Hardturm diese merkwürdige Erfahrung.
1:3 hatten die Grasshoppers am Mittwoch im Cup-Viertelfinal gegen Luzern verloren und mussten ihre letzte Hoffnung begraben, in diesem Jahr vielleicht doch noch einen Titel zu gewinnen. Die Leistung war deplorabel, in keinem Moment hatte Balakows Mannschaft nur den Hauch einer Chance. Jetzt, drei Tage später, war es genau umgekehrt. 5:0 gewann sein Team, der Gegner brachte keine einzige Torchance zustande. «Es war das beste Spiel, seit ich hier bin», sagte Balakow.
Das war verständlich, aber übertrieben - zu einseitig war das Spiel verlaufen. Balakows Freude war wohl mehr der Erleichterung geschuldet, mit dem klaren Sieg den gewachsenen Druck gemildert zu haben und in den nächsten Tagen - mit der nun willkommenen Nationalmannschafts-Pause - in Ruhe arbeiten zu können. Denn der klare Sieg gegen die müden, leidenschaftslosen Luzerner vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen, dass auf Balakow - klarer Sieg hin, klarer Sieg her - noch viel Arbeit wartet.
In der ersten halben Stunde zeigte sich nämlich Luzern als das besser organisierte Team. Zwar gelangen den Innerschweizern keine zwingenden Torchancen, doch ihr Pressing im Mittelfeld erstickte die Angriffsbemühungen der Gastgeber im Keim. Abwehrchef Weligton unterliefen Fehler, Rinaldo ebenfalls, und im Sturm wartete Ailton händeringend auf brauchbare Zuspiele - das bekannte Bild. Es schien eine Frage der Zeit, bis die Luzerner ein Tor erzielen würden. - Die Wende für die Grasshoppers kam aus dem Nichts. Mikari versuchte zu flanken, dem Luzerner Innenverteidiger Mettomo missriet die Abwehr fast zu einem Eigentor. Den scharf getretenen Eckball von Dos Santos wuchtete der heranbrausende Sutter unhaltbar in den Netzhimmel hinter dem machtlosen Zibung (31.). Auch am Ursprung des zweiten Tores stand Dos Santos. Er trat zwei Minuten später einen Freistoss, zur Überraschung der Luzerner Verteidigung allerdings für einmal nicht hoch, sondern per Aufsetzer vors Luzerner Tor. Galindo behielt im allgemeinen Durcheinander die Übersicht und stiess den Ball hinter die Linie - 2:0. Und plötzlich war alles anders.
«Wir waren mental nicht mehr auf dem Platz», sagte Luzerns Coach Ciriaco Sforza. Seine junge Mannschaft sei noch nicht bereit, innert fünf Tagen drei Spiele zu absolvieren. «Ich wusste schon vor der Partie: Das müssen wir noch lernen», sagte ein trotz der Niederlage gut gelaunter Sforza. Vor der Pause durfte Ailton, von Mettomo und Dal Santo völlig alleine gelassen, mit einem placierten Schuss aus dem Stand das 3:0 erzielen. Die Partie war nach 45 Minuten entschieden. «Am Mittwoch war ich traurig, heute bin ich glücklich», sagte denn auch GC-Präsident Walter A. Brunner bereits in der Pause.
Der Rest ist schnell erzählt. Die Luzerner liessen die zweite Spielhälfte emotionslos über sich ergehen, die Grasshoppers nutzten die Gunst der Stunde. Sie zeigten schöne Spielzüge, Ailton verspürte Lust auf Bewegung, Tore waren die Konsequenz. Der junge Voser, plötzlich vom Druck befreit, erzielte auf Freistoss Pintos das 4:0 (54.), Dos Santos krönte seine gute Leistung mit einem prächtig gezwirbelten Freistosstor. Am Ende liessen sich die GC- Spieler von den 4900 Zuschauern feiern, die Luzerner drehten enttäuscht ihre Runden beim Auslaufen. Noch am Mittwoch war es umgekehrt gewesen. So schnell wendet sich das Glück.