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von SFCL » 15. Jan 2015, 14:07
Interview Daniel Wyrsch, Marbella
Tomislav Puljic, Sie sind zurück beim FCL, und zwar schlanker als vor acht Monaten, als Sie Luzern nach vier Jahren verlassen mussten. Stimmt es, dass Sie neben dem Training beim FC Zadar in Ihrer Heimat Kroatien auch mit einem Privattrainer arbeiteten?
Tomislav Puljic: Ich trainierte intensiv mit einem Athletiktrainer. Ich arbeite schon seit fünf, sechs Jahren mit ihm zusammen, immer wenn ich zu Hause in Zadar bin. Er ist sehr gut, seine Ausbildung machte er in Deutschland. Ich bin fitter, aggressiver und explosiver geworden. Aber auch mit den FCL-Trainern Markus Babbel, Roland Vrabec und Christian Schmidt haben wir nun hervorragend trainiert.
Sie zeigten mir ein aktuelles Bild von Ihnen aus dem Privatarchiv. Man sieht einen muskelbepackten Oberkörper. Die Plackerei hat sich gelohnt.
Puljic: (lächelnd) In den letzten zehn Tagen haben wir viel im athletischen Bereich trainiert. Alle sind positiv eingestellt, haben voll mitgezogen. Das ist Bundesliga-Stil, kann ich sagen.
Es sind noch knapp dreieinhalb Wochen bis zu Ihrem Comeback zu Hause gegen YB. Wie sehen Sie diesem ersten Match entgegen?
Puljic: Ich kämpfe wie immer um meine Position, natürlich möchte ich von Anfang an im Team stehen. Der Trainer wird entscheiden.
Könnte es sein, dass Luzern bald mit dem kroatischen Innenverteidiger-Duo Puljic/Rogulj spielt?
Puljic: Wie gesagt: Der Trainer entscheidet. Neben Kaja Rogulj und mir gehören auch François Affolter und Sally Sarr zu Markus Babbels Auswahl im Abwehrzentrum. Mit Kaja, Sally und Oliver Bozanic belege ich hier im Hotel übrigens eine Suite. Das ist super für den Zusammenhalt.
Beim Comeback werden alle Augen auf Sie und Cristian Ianu gerichtet sein. Ist das ein zusätzlicher Druck?
Puljic: Ich bin sehr glücklich und aufgeregt, zurück zu sein. Ich gebe alles, um mitzuhelfen, dass Luzern in der Super League bleibt. Es ist unser einziges Ziel im Moment.
Der FCL ist mit zwei Punkten Rückstand Tabellenletzter. Wie schwierig wird Ihrer Meinung nach der Abstiegskampf?
Puljic: Das wird ein schwieriges Unterfangen! Bisher wurden wir vom Glück nicht begünstigt. Ich hoffe, es kommt nun alles besser. Wir müssen alles dafür tun, damit Luzern oben bleibt, und ich bin überzeugt, dass wir die Qualitäten haben, um gegnerische Mannschaften in der Tabelle hinter uns zu lassen.
Es heisst immer wieder, der FCL habe ein zu ruhiges Team. Der Vorfall vom Mittwochvormittag mit Lorenzo Bucchi und François Affolter hat gezeigt, dass Temperament vorhanden ist.
Puljic: Wie ich hörte, soll es in der Mannschaft während der Vorrunde wirklich sehr ruhig gewesen sein. Was zwischen Lorenzo und François passiert ist, ist etwas, das einmal pro Woche in einem Profiteam vorkommen kann. Es passierte in einer schwierigen Spielübung, in der die Spieler miteinander reden müssen. Keiner möchte verlieren, da hat sich der Frust über die Niederlage entladen, was ein gutes Zeichen für den Ehrgeiz ist. Dazu kommen die Müdigkeit und die Gereiztheit nach insgesamt zehn harten Vorbereitungstagen. Man darf nicht vergessen, wir sind in keinem Feriencamp.
Ex-Trainer Rolf Fringer ist wieder zum FCL gestossen. Was sagen Sie zu seiner Rückkehr als Sportchef?
Puljic: Rolf gibt immer alles für den FC Luzern. Ich bin glücklich, ist er zurück, denn er wird, wenn wir den Ligaerhalt gesichert haben, wieder dafür sorgen, dass der FCL vorne mitspielt. Er hatte mich im Sommer 2010 nach Luzern geholt, unter ihm wurden wir Wintermeister. Den Kontakt hielten wir immer aufrecht, er ist ein netter und aufrichtiger Mensch, keiner, der hinter dem Rücken schlecht über andere spricht.
Wie haben Sie Cheftrainer Markus Babbel bisher erlebt?
Puljic: Markus Babbel arbeitet professionell. Er ist kein Schreihals, das macht das Arbeiten mit ihm angenehmer als mit anderen Trainern. Als Person ist er sehr präsent. Natürlich kenne ich ihn erst seit zehn Tagen, meine Mitspieler versicherten mir, dass wir einen guten Trainer haben.
Vor einem Jahr war der FCL noch Zweiter, inzwischen rutschte er auf den letzten Platz ab. Hat das mit Ex-Sportchef Alex Frei zu tun, von dem man sich zum Ende der Vorrunde trennte?
Puljic: Wir waren auf Platz 2, jetzt sind wir auf Platz 10. Diese Situation verdienen wir nicht. Doch sprechen wir nicht über ihn, er ist nicht mehr da. Und ich bin wieder hier, um Luzern zu helfen, und nicht, um über Vergangenes zu reden. Mein Fokus ist ganz auf unser erstes Meisterschaftsspiel gerichtet.
Vor zwölf Monaten im Camp schienen Sie traurig zu sein, weil Sie keine Vertragsverlängerung bekamen. Fühlen Sie sich jetzt ganz anders?
Puljic: Nein, ich dachte letztes Jahr hier in Marbella, dass alles gut wäre und ich bleiben würde. Was nachher passierte, war ein Schock für mich und meine Familie. Aber so ist der Fussball, das gehört dazu. Und es geht schnell im Fussball, wie man jetzt gesehen hat.
FCL 1901
Dave Zibung #1