Fussball, Super League: FC Luzern - St. Gallen (Sa 17.45, Allmend)
Einer im Glück, einer auf der Tribüne
Fabian Lustenberger und Sandro Marini spielten einst gemeinsam im FCL-U 16-Team. Morgen sind sie bei Luzern - St. Gallen Gegner - mit unterschiedlichen Rollen.
Von Peter Birrer und Alex Trunz
Fabian Lustenberger: «Für mich ist Ciriaco Sforza ein Glücksfall» Der Tag fängt früh an, gewöhnlich steht er um 5.30 Uhr auf und sitzt um 7.15 Uhr im Büro. Das Pensum besteht zum einen aus der Berufslehre, die Fabian Lustenberger absolviert. Er steckt im dritten Jahr seiner KV-Ausbildung im Kantonsspital Luzern. Daneben ist Lustenberger vor allem eins: Fussballer. Der 18-Jährige hat im Sommer den Sprung ins Profikader des FCL geschafft und sich auf Anhieb etabliert - als gäbe es nichts Einfacheres.
Zuvor hatte er bei den Luzerner U 15- und U 16-Junioren unter anderem mit Sandro Marini zusammengespielt, der heute mit St. Gallen auf die Allmend kommt, sich bei den Ostschweizern aber noch wesentlich schwerer tut als Lustenberger in Luzern. Lustenberger bekam das erste Aufgebot für den 12. Juni, als die Mannschaft in die Vorbereitung startete und der neue Trainer Ciriaco Sforza auf das bis dahin unbekannte Talent setzte. «Für mich ist Sforza ein Glücksfall», sagt Lustenberger, der fast täglich zwischen seinem Wohnort Nebikon und Luzern pendelt und zum Training mit dem Bus fährt. Er trainiert zwar nicht täglich mit der Mannschaft, weil er Wert darauf legt, die Ausbildung sauber abzuschliessen.
Auf genügend Einheiten kommt er trotzdem, und bangen muss der Blondschopf derzeit auch nicht um einen Platz im Team. Lustenberger, der seinen Auftritt beim 3:1 gegen YB für den besten der bisherigen Saison hält, gehört zu den Laufstärksten beim FCL, aber auch zu den besonders Selbstkritischen. Er sagt: «Ich finde fast nach jedem Spiel immer wieder Verbesserungsansätze.» Und er hat auch eine klare Meinung, wenn er beispielsweise den Wert von Jean-Michel Tchouga für die Mannschaft definieren muss: «Wir haben in Schaffhausen gemerkt, dass er eigentlich nicht zu ersetzen ist.»
Die Lehre hat Priorität
In den ersten 15 Runden gehört er zu den positiven und erfrischenden Erscheinungen beim FCL, und er hat trotz rasantem Aufstieg nicht vergessen, dass für ihn die Zeit der Bestätigung erst noch ansteht. Lustenberger, mit einem Vertrag bis 2009 ausgestattet, scheint aber mental gefestigt, um auch schwächere Phasen durchzustehen. «Ich bin darauf vorbereitet, dass es Spiele geben wird, in denen ich nur auf der Bank sitze», sagt er. Keine Mühe bereitete ihm auch, dass er dreimal ein Aufgebot der Schweizer U 19-Nationalmannschaft ablehnen musste. Noch bis im nächsten Sommer hat seine Lehre Priorität. Und darum ist alles, was danach kommt, in weiter Ferne. Natürlich würde ihn die deutsche Bundesliga eines Tages reizen, «aber zuerst muss ich mich in Luzern durchsetzen, dann sehen wir weiter».
Die Fähigkeiten dazu hat er, keine Frage. Trainer Sforza und Teamkollege Mario Cantaluppi loben ihn für seine Fussballintelligenz. Cantaluppi sagt etwa: «Mit Fabian habe ich mich schnell verstanden, als würden wir schon lange zusammen spielen.» Womit sie aber nicht dafür sorgen, dass der Nachwuchsmann abhebt. «Dafür sorgen meine Eltern und meine Kollegen schon», sagt Lustenberger. Und lächelt.
Sandro Marini: «Die Rechnung ist noch nicht aufgegangen» Lustenbergers ehemaliger U 16-Weggefährte Sandro Marini zog im Sommer aus, es war Zeit geworden für den nächsten Schritt. St. Gallen wollte ihn, und Marini, 18-jährig, fand: Ja, St. Gallen ist gut. Er unterschrieb bei den Ostschweizern einen Vertrag bis 2009, freilich in der Hoffnung, nach seiner Zeit in Kriens auf höherer Ebene den Durchbruch zu schaffen. Die Vorarbeit hatte er geleistet. Mit 16 Jahren debütierte er in der Challenge League, mit 18 sollte die Super League die neue Herausforderung sein.
Die Bilanz nach den ersten fünf Monaten liest sich indes ernüchternd: Marini brachte es auf zwei Kurzeinsätze in der Meisterschaft, und zweimal war er etwas länger im Cup dabei. Aber es ist nicht angebracht, seine stockende Entwicklung mit Ausreden zu erklären. Marini sagt zum einen: «Ich habe in der Vorbereitung schlecht trainiert und darum gar nicht das Recht, beim Trainer Forderungen zu stellen.» Zum andern merkt er als Folgerung an: «Die Rechnung ist bis jetzt nicht aufgegangen.»
Gegenwärtig ist Marini abseits der Mannschaft, er absolviert in Andermatt die ersten Wochen seiner Sportler-RS. Ans Aufgeben denkt der Sohn von Kriens-Trainer Stefan Marini aber keineswegs. Er glaubt, dass er den Anschluss schaffen wird, obwohl die interne Stürmerhierarchie klar vorgegeben ist: Alex Tachie-Mensah und Francisco Aguirre mit je zehn Saisontreffern sind unumstritten, dann kommt der 21-jährige Milos Malenovic und erst an vierter Stelle Marini.
Fringer hat Geduld mit Marini
Ihm fiel nach dem Wechsel vor allem die Umstellung auf den Vollprofibetrieb schwer. Er hatte Mühe, zweimal pro Tag zu trainieren, er hatte Mühe mit dem Tempo und der Intensität der Einheiten. «Er hat einen Schritt gemacht und muss vor allem in körperlicher Hinsicht noch zwei nehmen», sagt Fringer, betont aber auch: «Wir haben Marini geholt, weil wir in ihm einen Spieler mit Perspektiven sehen.»
Marini, der Fringer als äusserst korrekten Vorgesetzten lobt, klingt nicht desillusioniert, er glaubt an seine Chance. «Wenn ich richtig fit bin, kann ich mithalten», betont er. Im Team hat er sich schnell zurechtgefunden, und er kann damit leben, dass er St. Gallen als Stadt «kein Bijou» findet. Und oft ist Marini sowieso dort, wo der SC Kriens spielt. Er sah seine ehemalige Mannschaft in Delémont, er fuhr ihr sogar nach Lausanne nach, um das 2:0 zu sehen. Morgen ist er wieder in der Zentralschweiz, diesmal mit St. Gallen zu Gast auf der Allmend. Allerdings wird Marini dabei nur Zuschauer sein. Und vermutlich nicht auf der Bank, sondern auf der Tribüne sitzen.