Eigentlich ein recht schmeichelhaftes Resultat angesichts der Leistung. Das Tor von Wiss war aber top, und den Flankengott Schwegler gilt es auch nicht zu vergessen. Eine klasse Leistung von Zibung, wenn nur dieses 2:0 nicht waere. Aber er machte den Fehler nachher mehr als wett.
NLZ:
Fussball, Super League: FC Basel - FC Luzern 3:2 (2:0)
«Verdiente Niederlage» nach halbstündiger Lektion
Der FCL wurde vom FCB in den ersten 15 Minuten überrollt. Trainer Sforza ärgerte sich nach dem 2:3 über die Einstellung am Anfang.
Das Signal kam nach 75 Minuten von aussen, vom Trainer, und er deutete an: «Vorwärts!» 2:3 stand es aus Sicht von Ciriaco Sforzas FCL, nur 2:3, weil Gegner Basel gesündigt und augenscheinlich damit zu kämpfen hatte, dass die Kräfte zusehends schwanden. Die Aussicht auf einen Punkt gab es tatsächlich, was angesichts dessen, was sich in der ersten halben Stunde im St.-Jakob-Park zugetragen hatte, doch erstaunte.
«FCB ein anderes Kaliber»
Das Ende indes, das sich Sforza gewünscht hatte, blieb aus, was allerdings seine Richtigkeit hatte: Der FCB hatte genügend Chancen für noch mehr Treffer. Der FCL hatte derweil lange 30 Minuten versagt. Sforza blieb hinterher nur die Feststellung: «In dieser Phase war es unmöglich, mitzuhalten. Da war der FCB ein anderes Kaliber.» Der Gastgeber diktierte das Spiel, machte vor, mit welcher Robustheit Zweikämpfe bestritten werden, und dazu schoss er zwei Tore. Nach nicht einmal drei Minuten liessen sich die überforderten Luzerner ausspielen und durfte Streller gegen einen passiven Schwegler das 1:0 erzielen; nach 14 Minuten stand ein Ballverlust Chiumientos am Ursprung von Caicedos 2:0.
Die Luzerner standen wirr auf dem Platz, aber ihre Körpersprache war nicht die, die es braucht, um den stolzen Baslern Paroli zu bieten. Sie schauten dem Gegner zu, sie verneigten sich fast - was Sforza masslos ärgerte: «Die Spieler haben die Hausaufgaben nicht gemacht. Das hat nur mit der mentalen Einstellung zu tun.» Und: «Ich sagte der Mannschaft noch eine Stunde vor dem Anpfiff: Habt Freude! Zeigt Freude! Aber seid wach! Und was passiert? Schon nach drei Minuten sind alle guten Vorsätze vergessen.» Keiner war in der Lage, für Ordnung zu sorgen. Cantaluppi war im Mittelfeld kein Chef, Chiumiento ungewohnt fehlerhaft und ohne Ideen, Seoane noch ohne Rhythmus. Und die Abwehr war überaus labil. Goalie Zibung war, abgesehen vom 0:2, zusammen mit Tchouga bester Luzerner.
FCL sieht nach Pause besser aus
Die Basler reduzierten danach ihren Arbeitsaufwand, was fraglos auch damit zu tun hatte, dass die Energiereserven langsam ausgingen: Für den FCB war der gestrige Match der sechste innert 18 Tagen. Aber er erwiderte das 1:2 von Wiss umgehend durch Degen, überstand die gute Luzerner Phase nach der Pause also. Und selbst nach Tchougas 2:3, das nach einem krassen Fehler von Goalie Costanzo fiel, wurde man den Eindruck nicht los: So sehr es das knappe Ergebnis suggerierte, dass der FCL nahe an einem Punkt war, so weit war er eben doch davon entfernt.
«Eine verdiente Niederlage», bilanzierte Sforza, den die Leistungssteigerung nach der Pause freute: «Das gibt mir Zuversicht.» Nur, hatte diese Besserung nicht vorwiegend damit zu tun, dass der Gegner nachliess? «Auch», gestand Sforza ein, «aber immerhin haben wir nach vorne gespielt.» Letztlich verlor der FCL aber nicht nur das Spiel, sondern auch Maric (83.). Der Innenverteidiger wurde für den Zusammenprall mit Ergic mit einer (diskutablen) gelb-roten Karte bestraft. Für Sforzas Berufskollegen Christian Gross war das 3:2 für Basel ein «zu knapper Sieg», hatte aber Gefallen gefunden am Gehalt der Partie: «Es war ein attraktives Fussballspiel.» Für ihn endete es so, wie er es gewohnt ist: Mit einem Sieg. Der FCL wartet derweil seit dem 22. September auf einen Erfolg in der Meisterschaft, rutschte auf den achten Platz ab und hat nur vier Punkte Vorsprung auf St. Gallen, den Letzten. Angst vor dem totalen Absturz, Ciriaco Sforza? «Angst?», entgegnete er, «nein, das kenne ich nicht.» Obwohl er speziell nach der ersten halben Stunde gestern kein anderes Gefühl haben dürfte
Fussball: FC Luzern
«Immer wieder die alte Leier»
Der verschlafene Start war beim FCL nach dem Spiel das Hauptthema. Captain Zibung sprach von individuellen Fehlern, Cantaluppi dagegen war nur eins: verärgert.
Warum bekundet der FCL in dieser Saison so grosse Mühe, in die Spiele zu finden? Gestern, beim Luzerner Gastspiel in Basel, war ein weiteres Kapitel in dieser schier endlosen Geschichte nach nur einer Viertelstunde perfekt. Streller und Caicedo hatten die Freiräume gekonnt genutzt, die ihnen die Luzerner sogar in ihrem eigenen Strafraum grosszügig offeriert hatten. «Wir waren zu ängstlich, wir haben geschlafen», verschaffte Mario Cantaluppi nach dem Spiel vor den Medien seinem grossen Unmut Luft. «Die ersten 20 Minuten, das ist bei uns immer wieder die alte Leier und kann nicht sein», ergänzte der Routinier. Er habe es aber langsam satt, immer zu sagen, «dass wir daraus lernen müssen». Deshalb müssten gemäss Cantaluppi aus den letzten zwei Meisterschaftsspielen gegen Sion und Thun nun mindestens vier Punkte her, «denn sonst kann es für uns in der Rückrunde noch eng werden».
Mehr Lob verteilte der Ex-Basler seiner früheren Mannschaft. Im zweiten Spiel in vier Tagen so überzeugend aufzutreten, zeige, «dass der FCB wieder sehr stabil ist».
FCL-Captain David Zibung sprach von reiner «Kopfsache», was den verschlafenen Start betrifft. Der Goalie machte bei sich selber jedoch keine Ausnahme und zeigte sich selbstkritisch. «Das 0:2», gab er zu, «war mein Fehler. Der Ball ging mir unter den Händen hindurch.»
Dieses Problem, betonte er, müsse jeder individuell lösen. Und das beginne bei der Matchvorbereitung und der Konzentration jedes Einzelnen schon am Tag vor dem Spiel. «Es reicht heute nicht mehr, nur 60 Minuten bereit zu sein, wir müssen während 90 Minuten präsent sein.»
«Viel häufiger zu null spielen»
Doch Zibung sah auch positive Ansätze. «Wir haben dem FCB in der zweiten Halbzeit besser Paroli geboten. Doch dann kassieren wir nach dem 2:1 schnell wieder das dritte Gegentor, das war fatal.» Der FCL, betonte er, sei immer für ein oder zwei Tore gut, wie auch in diesem Spiel in Basel, «doch wir erhalten in dieser Vorrunde einfach zu viele Gegentore. Wir müssen deshalb in der Rückrunde wieder viel häufiger zu null spielen», lautete sein Fazit.
Bevor es für den FC Luzern in zwei Wochen (Sa 17.45, Allmend) im Cup gegen Thun weitergeht, wird die Länderspiel-Pause mit einem Testspiel am Freitag gegen Kickers Luzern (19.00) überbrückt.
Tchouga 5
Chiumiento 3,5 Wiss 4,5 Makuka 3,5
Seoane 3,5 Cantaluppi 3,5
Lustenberger 3,5 Maric 3,5 Bader 4 Schwegler 4
Zibung 4,5
Sforzas Interviews sind einfach ein Kracher. Das gibt mir Zuversicht!
