timtim hat geschrieben:Die jüngste Reaktion des Vereins ist doch nur das i-Tüpfelchen auf eine Entwicklung, die seit Jahren langsam aber stetig voran geht. Wie weit sind wir eigentlich schon entfernt von dem, was noch vor wenigen Jahren auf der Allmend ein Fussballerlebnis in Reinkultur war?
In den tiefen der NLB war der Verein weit weg von der medialen Wahrnehmung. Alles, was der Verein zu bieten hatte, war das Geschehen auf dem Spielfeld. Und dann kam Walti. Mit ihm kam Schwung das Stadionprojekt ins Rollen, der Verein schrieb machmal sogar schwarze Zahlen und sportlich gings richtung NLA. Mit dem ganzen Prozess zum Bau des neuen Stadions bugsierte sich der Verein gezwungenermassen wieder in die Medien, eine breite Öffentlichkeit schien sich plötzlich wieder für den FCL zu interessieren. Dann die unsägliche Mode, zur Belustigung des Publikums irgendwelche Studenten in zwei Löwenkostüme zu stecken und über den Platz rennen zu lassen. Sportlicher Erfolg in der NLA, politischer Erfolg in der Stadionfrage. Und plötzlich zeigte sich die ganze hässliche Fratze des modernen Fussballs auch bei uns. Mit dem neuen Stadion und neuen Investoren spielt man jetzt auch finanziell in einer anderen Liga, ist Teil der öffentlichen Diskussion und muss dem Bünzli gefallen. Wir haben einen Familycorner statt eine Familienecke, die Zuschauerzahl wird ihnen präsentiert von dieser und jener Firma, der Grillstand wurde vom Foodcorner abgelöst, die Saisonkarte ist die AboCashCard, auf der Homepage laufen vor jedem Spiel lächerliche Werbespots. Spätestens bei der fragwürdigen Lifestyle-Plakatkampagne war dieses Konstrukt nicht mehr mein FCL. Das ist nicht der Fussball, wie er sein sollte. Wenn man mit diesem Gedanken und offenen Augen durch das neue Stadion läuft, ist einem wirklich zum Kotzen zumute. Die elf Spieler auf dem Feld sind nur noch Teil eines mittlerweile riesigen Marketingkonstruktes.
Nun, zweifellos konnte der FCL dadurch eine Zuschauerschar mobilisieren, von welcher man vor 10 Jahren nicht zu träumen gewagt hätte. Das Produkt kommt beim potentiellen Radio Pilatus Höhrer und VFFC Mitglied offensichtlich an, und der Verkauf von AboCashCards, Weihnachtskugeln und all dem anderen Scheiss läuft auf Hochtouren. Auch die Sponsoren scheinen Schlange zu stehen. Dies ist der Weg, den Walti von anfang an eingeschlagen hat und den aktuellen sportlichen Erfolg erst ermöglicht hat. Diejenigen, welche sich seit Jahrzenten mit dem Verein identifizieren und nichts vom kommerziellen Produkt Fussball wissen wollen, bleiben auf der Strecke. Und bei allem sportlichen Erfolg auf finanziell gesunder Basis wächst die Überheblichkeit und Arroganz der Führungsetage von Tag zu Tag. Und wer weiss, vielleicht haben sie mit dem eingeschlagenen Weg sogar langfristig Erfolg. So hart wies tönt: Die Pyro-Frage und alles, was damit zusammenhängt ist für Walti doch nur ein Nebenschauplatz.
Ich persönlich ziehe die Konsequenzen daraus und verabschiede mich schweren Herzens von dieser Firma. Was bleibt ist die Hoffnung auf einen baldigen Abgang der selbstgefälligen Führungsetage und auf einen Abstieg in die NLB, so dass eine Neuorientierung ohne das ganze mediale Theater vielleicht mal wieder möglich ist. Sportlicher Erfolg ist gut und recht, aber nicht zu diesem Preis! Respekt an Fairclough, welcher diese Ausführungen kurz und prägnant in einem Satz zusammengefasst hat.David Fairclough hat geschrieben:... diese diktatorische Event-Aktiengesellschaft (nicht der Verein!) kann mich gepflegt da lecken, wo die Sonne nie hinscheint.
Meine Saisonkarte ist auf der Post.
100% WORD wollte noch hinzufügen, bald wird man vermutlich schon komisch angemacht und als Asso abgestempelt wenn man ein Bierchen zuviel intus hat. "es hed jo au no chender, möglechi sponsore und VIP's am match". Mal schauen wo all diese "Fans" bleiben wenn der Erfolg ausbleibt.