Der Saisonkarten-Rückgang ist allerdings kein kleines Problem. Zwar haben verkaufte Saisonkarten nicht den gleichen Wert wie Einzeltickets, jedoch wird dadurch ein Platz nicht nur einmal sondern auf einen Schlag 18x verkauft, wodurch sich auch die Auslastung bei weniger interessanten Gegnern erhöht, womit man sich allgemein für Sponsoren, TV, Spieler (es wäre schön, wenn irgendwann wirklich Spieler zu uns wollen) usw. attraktiver macht. Ausserdem dürfen Saisonkarten-Besitzer in der Regel als treue Fans bezeichnet werden, die finanziell gesehen, attraktiv für den Fan-Shop sind oder andere Angebote wahrnehmen könnten. Leider wird es so sein, dass es viel einfacher ist, Saisonkarten-Besitzer als «Kunden» zu verlieren, als neue Saisonkarten zu verkaufen. Die, die man jetzt verloren hat zurückzugewinnen wird immens schwer, weil diese Entscheidung bei nicht wenigen wohl ein langjähriger Prozess der Abkopplung war, den man immer wieder hinausgezögert hat, in der Hoffnung, dass sich gewisse Punkte verbessern. Auf diese Leute werden allerdings noch viel mehr Zuschauer folgen, wenn die Hauptkritikpunkte nicht endlich angegangen werden.
Wenn ich mal zwei Punkte aus der letztens veröffentlichten, mehr oder weniger repräsentativen, Fanumfrage herauspicke:
«So ist den Fans ein Matchbesuch in einer sicheren Stadionatmosphäre mit fairen Preisen und einer aktiven Fankurve wichtiger, als die 3 Punkte des FCL.»
Ich würde da noch einen Teilsatz anfügen, der den Fussball nicht so ausklammert, aber grundsätzlich würde ich das auch so einschätzen. Wenn ich an an das Spiel gegen Lausanne und andere Spiele in dieser Saison zurückdenke, dann stelle ich subjektiv fest, dass die Atmosphäre im Stadion besser (muss nicht lauter bedeuten) ist und bei einem Punktverlust von den Tribünen weniger harsche Kritik auf den Rasen fällt als auch schon. Das dürfte sicherlich mit dem Team (bspw. Schwegler, unsere Jungen) zusammenhängen, aber wohl auch noch andere Faktoren beinhalten (bspw. Akustik). Allerdings ist das Spiel in meiner Saisonkarte inkludiert und ich verstehe wenn jemand für ein Spiel gegen Lausanne keine 50-60 Franken bezahlen will. So geht es vielen in meinem familiären Umfeld, die eigentlich gerne mehr FCL-Spiele besuchen würden, aber für die das einfach zu viel ist, weil noch Anfahrt (beim FCL-Einzugsgebiet nicht unwesentlich), Getränke und Speisen dazukommen. Sie suchen sich dann einfach interessantere Begegnungen aus oder warten gar auf irgend ein tolles Sponsoren-Angebot, welches dem FCL schlussendlich viel weniger bringen wird. Ich gehe davon aus, dass eine Erhöhung der Saisonkartenpreise wahrscheinlicher ist, als eine Reduktion der Einzeltickets. Ersteres könnte fatal sein.
«Alkohol konsumieren ist offenbar fester Bestandteil der Luzerner Fankultur.»
Davon kann man halten was man will. Aber wenn es wirklich ein «Kundenbedürfnis» ist, dann sollte man das so schnell wie möglich angehen. Ich selber habe im Stadion noch nie mit der Cashcard bezahlt, sehe nur jeweils die langen Schlangen vor den «Food-Boxen» und höre mir das Gejammer über das ungenügende Essen an, während ich mir mein Bier mit Bargeld an halbgeheimen Orten hole und damit noch um einiges schneller fahre. Vor dem Stadion hat sich schon etwas getan und es wurde ein wenig zu einem Treffpunkt vor allem vor dem Spiel. Nach einer Begegnung verweilen dann nicht mehr so viele auf dem Vorplatz, weil du schlussendlich in der Stadt genügend bessere und besser gelegene Alternativen hast. Was diesbezüglich fehlt wurde eigentlich zur Genüge geschrieben und an den FCL herangetragen. Ich glaube nicht, dass die Leute mehr Alkohol wollen, sondern viel mehr eine Festzelt-Atmosphäre und gleichzeitig eine Mischung aus Vorplatz und Club 70/200. Eine Durchmischung aller Zuschauer und Funktionären, an einem Ort, der nicht so provisorisch wirkt wie auf dem Vorplatz. Einerseits quaselt man von Bodenständigkeit, andererseits schafft man selber eine Klassengesellschaft.
Nebst den Rückgängen bei den Saisonkarten muss man zusätzlich erwähnen, dass es im fünften Heimspiel, erst das erste Samstagsspiel war. Aber selbst für ein Samstagsspiel scheint mir Lausanne zu wenig attraktiv. Naja sei es drum. Auch hier hätte der FCL die Möglichkeit sich gegenüber Liga und Stadt deutlich auszudrücken. Und es ist nicht so, dass ich nicht die Schwierigkeiten erkennen würde, die bei möglichen Anpassungen anfallen würden. Aber ein bisschen mehr Initiative und Durchsetzungsvermögen dürfte schon möglich sein, oder ned?