Schalker jung hat geschrieben: ↑7. Aug 2020, 21:53
Aufwindfahne hat geschrieben: ↑7. Aug 2020, 17:10
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In Bergamo waren es nicht die Fussball Fans sondern die Wohn und Arbeitssituation der Fabrikarbeiter.
Quelle? Mit einer Quellenangabe für diese Behauptung könntest du mich von deiner Sichtweise überzeugen. Da du eine solche allerdings kaum vorweisen kannst, sondern das einfach dein Glaube oder deine Hoffnung widerspiegelt, solltest du das bitte auch so formulieren und so etwas nicht einfach als gegeben platzieren. Selbst wenn bei Thönnies oder in Bergamo gewisse Unternehmen ihre Arbeiter in "Konzentrationslager" hausen lassen würden, so kann man den Fakt doch nicht einfach übersehen, dass am Spiel , der «Partita Zero», zwischen Atalanta Bergamo und Valencia 44'000 Zuschauer anwesend waren. Und im Fall von Bergamo reden wir von einer Stadt mit 120k Einwohnern und einem Einzugsgebiet von vielleicht 500k. Und natürlich, verdammte scheisse nochmal, komme ich als Person im Stadion nicht mit der Person von der gegenüberliegenden Tribüne in Kontakt. Aber solange weder ich noch die andere Person sich hinbeamen lassen können, muss ich die verfluchte U-Bahn nehmen, dicht an dicht mit Leuten von allen Tribünen. Dagegen sind deine Arbeiter fast schon hermetisch abgeriegelt. Die stecken sich vor allem unter sich an. Nein, das ist nicht gut und noch viel falscher wenn das bewusst in Kauf genommen wird, richtig. Aber bei Freizeitangeboten kommen die Leute mit anderen Leuten in Kontakt, als sie es sonst 5-6 Tage der Woche kommen. Im gegebenen Fall sogar mit Leuten aus einem oder mehreren anderen Ländern. Aber kaum einer pendelt von Valencia nach Bergamo zur Arbeit. Und natürlich sind Grossveranstaltungen nicht die einzige Virenquelle. Man kann es auch nicht auf Arbeit- oder Wohnverhältnisse schieben. Das betrifft das gesamte soziale Leben. Natürlich kacke ich im Restaurant oder auf Arbeit auf den gleichen Ring wie jemand der niemals zum Fussball geht. Es sagt niemand dass alleine der Fussball oder Konzerte für die Verbreitung des Virus sorgen. Man muss jedoch kein Virologe oder Mathematiker sein, um zu sehen, dass wo viele Menschen sind auch viele Menschen potentiell angesteckt werden können. Und solange man kein Schutzkonzept für grössere Menschenmassen hat, woran sich dann die Leute auch halten (!), solange hat der Fussball auch keine Sonderrechte einzufordern. Aber genau das geschieht. Der FC Drita ist ein vorzügliches Beispiel. Während es Leute gibt, die gezwungen sind ihre Familie im Osten nicht mehr besuchen zu können, stellt man dem Fussball einen Freipass aus. Das ist nichts anderes als soziale Ungerechtigkeit. Ich sage nicht, dass man dem Fussball oder dem FC Drita dieses Recht nicht geben soll. Das wäre eine komplett andere Diskussion. So wie jetzt muss man aber die Massnahmen aber auch für den Rest der Bevölkerung anpassen. Es kann nicht sein, dass der Fussball, heute ein Luxusgut, fast unbegrenzt testen kann, aber jemand anderes dazu gezwungen wird sich in Quarantäne zu begeben und kein Test der Welt diese aufhebt. Hier schleicht sich bei mir natürlich auch gefährliches Halbwissen ein, aber die Ungerechtigkeit ist unverkennbar.
Ganz ehrlich, wenn ich so etwas wie von dir lese denke ich zu aller erst: Was für ein ignorantes, egoistisches oder dummes Arschloch steckt wohl hinter dieser Aussage. In den letzten Monaten haben sich einige Menschen im engeren oder weiteren Umfeld als solche offenbart, einzelne bewusst, was ich akzeptieren kann, ich als Konsequenz jedoch auch eine bewusste Entscheidung getroffen habe. Da ich dich auch aus dem Fussballstadion kenne, würde ich dir grundsätzlich nichts davon unterstellen, also sorry, falls du das eben so aufgenommen hättest. Ich verwehre mich nicht grundsätzlich gegen mehr Leute im Stadion. Im Gegenteil, ich vermisse den Fussball oder sagen wir besser das Fansein vor Corona mindestens genau so wie du. Ich sage nur zwei Sachen: Der Fussball und damit das ganze Business das dahinter steckt hat sich nicht über andere gesellschaftliche Bereiche zu stellen und eine Ausweitung der Zuschauerzahlen ist im gesamten gesellschaftlichen Kontext nur dann möglich, wenn gewisse Massnahmen eingehalten werden. Auch für mich sind gewisse Aussagen vom Staat und von den Virologen widersprüchlich und sind zu hinterfragen. Da wurde man teilweise strategisch bewusst hinters Licht geführt. Aber bei Letzterem der beiden Punkte habe ich eine persönliche Meinung bezüglich, ob und wie ich den Fussball so "feiern" kann. Da nehme ich niemandem seine eigene Meinung, wenn er unter gewissen Umständen den Fussball "normal" weiterleben will. Mir selber fehlt aktuell das Alleinstellungsmerkmal, der Verein mit den Fans, als dass ich es "normal feiern" könnte, was nicht bedeuten soll, dass ich mich davon nicht auch unterhalten lassen könnte. Ob im Stadion, über das FCL-Radio oder was auch immer. Ich war im Stadion und es war eine willkommene Abwechslung, ist aber nicht damit zu vergleichen, als wo ich die Planung in meinen persönlichen Termin- und Ferienkalender fast ausschliesslich vom FCL mit all seinen Nachwuchsabteilungen abhängig gemacht habe, immerhin doch über 60, 70 Termine, von denen ich die meisten auch versucht habe wahrzunehmen. Durchgehende Maskenpflicht oder Alkoholverbot wären für mich beispielsweise aktuell absolute K.O.-Kriterien, auch wenn ich deren Sinnhaftigkeit sehen würde. Da überlasse ich meinen Platz lieber Leuten, denen es so dennoch Spass macht. Für mich ist es erst wieder "normal" wenn der erste Extrazug ohne Einschränkungen rollt. Das kann noch eine ziemlich lange Zeit dauern, habe ich aber längst akzeptiert.
"Gab es tote nach dem THUN-FCL Spiel?" Ich nehme es nicht an, kann es aber auch nicht ausschliessen. Unmöglich ist es auf jeden Fall nicht, obwohl du es anscheinend anders siehst. "Muss es denn zuerst Tote geben?" wird im Kontext mit Fussballfans und der Pyro- oder Fangewalt-Debatte immer wieder in den Raum geworfen, in diesem Fall hätte es immerhin mal eine gewisse Berechtigung. Hier sage ich ganz klar "Nein", wenn der Nutzen alleine der ist, ein defizitäres, korruptes und ausbeuterisches System am laufen zu halten und ein paar Konsumenten (ja, nicht Fans) zu unterhalten, weil sie verlernt haben, wie sie sich selbst beschäftigen. Schlussendlich müssen alle unten durch, nicht nur der böse Fussballfan. Ich sehe das Ganze schlussendlich vielmehr als Chance für die gesamte Gesellschaft, nicht nur, aber in meinem persönlichen Interesse auch für den Fussball.
Scooby hat geschrieben: ↑7. Aug 2020, 19:12
Verstehe Eure Argumente und Meinungen zur aktuellen Situation grundsätzlich schon.
Danke für dieses Statement und dein Verständnis. Und auch umgekehrt verstehe ich deine Gedanken zu deiner eigenen Betroffenheit. Vielleicht werden gewisse Aussagen zu allgemein aufgenommen, obwohl sie eigentlich nur eine Kritik am Fussball-Business sind. Dass gewisse KMU's unter der aktuellen Situation leiden sehe ich und kann ich mitfühlen. Da wünsche ich dir und anderen nur das Beste. Der Fussball aber wirtschaftet nicht nach den gleichen Grundsätzen, welche du hier einbringst. Deine sind absolut schlüssig und (auch staatlich) unterstützenswert. Aber der Fussball ist schon lange "krank" und nicht erst seit diesem Virus. Strukturell wie finanziell. Ich möchte den Fussball ganz klar von anderen Unternehmensbereichen abgetrennt betrachtet sehen. Ich selber gebe der Kultur und dem Sport eine weit höhere Gewichtung als sie heute erfährt und künftig zwingend erfahren muss. Da bin ich sogar noch viel offener, um beispielsweise Teile der Gastronomie ebenfalls als Kultur anzuerkennen. Aber auch hier nehme ich den Fussball grosszügig aus. Denn dieser hat sich freiwillig vom eher ehrenamtlichen, zu einem unternehmerischen Zweig entwickelt. Zu schnell wurde er zu pompös, zu schnell kam zu viel Geld in diesen Markt. Dass nun Geld fehlt ist nicht die alleine die Konsequenz aus der Pandemie.
Der Fussball ist nicht nur ein Abbild oder Spiegel der Gesellschaft, sondern umgekehrt auch ein Vorbild für die Gesellschaft. Nicht nur die Spieler die auf sozialen Medien mit ihrem Luxusleben herumprassen. Damit meine ich nicht einmal die Spieler der hiesigen Liga. Aber das Geld wäre grundsätzlich da, ist aber unfair verteilt. Ich als Fan kann mich nicht dagegen wehren, aber die teilweise Direktbetroffenen könnten es, tun es aber aus unerfindlichen Gründen nicht. Im Streben von einem Stück vom Kuchen, kriegen die meisten nur die Krümel. Nun jammern sie, dass sie von den Krümeln alleine nicht leben können, aber kommen nicht auf die Idee den Kuchen gerechter zu verteilen. Auch hier kann man die Parallele zur Gesellschaft ziehen und sich die Frage vom Huhn und dem Ei stellen. Der Fussball ist abgehoben, dessen Funktionäre teilweise korrupt und die Vereine im Wesentlichen defizitär. Im Grunde ein sehr schlechtes Vorbild. Das ist komplett anders als bei deinen Beispielen. Und das ist falsch, auch wenn Sport stets defizitär bleiben wird und teilweise subventioniert werden muss. Wer mit mir da nicht einig ist, dass der Fussball schon vor Corona so war, mit dem werde ich nie auf den selben Nenner kommen. Grundsätzlich bin ich völlig bei dir und wir sind da gar nicht so weit auseinander, wie ich es bei dir herauslese. Aber da drückt mir zu wenig Kritik am Status Quo hinein (wieder nur im Bezug auf den Fussball). Deine Aussagen bezüglich Fussball sind folgerichtig, wenn man den Status Quo erhalten will. Aber warum soll man das Übel nicht an der Wurzel bekämpfen. Heute ist es ein Virus, der diesen Umstand offenbart. Was ist es morgen? Dass eine Veränderung nicht von heute auf morgen geht ist selbstredend. Dass es nicht einfach ist ebenfalls. Genauso wie es nicht unmöglich ist. Allerdings wird man eine Änderung nie bewerkstelligen können, wenn man den heutigen Fussball wie er jetzt ist an der Beatmungsmaschine am Leben hält. Ein Bestreben, den Fussball nachhaltig zu ändern ist aber selbst in dieser Situation nur von irgendwelchen Fan-Bündnissen erkennbar. Die Mehrheit nickt solche Forderungen auch grosszügig ab. Aber auch beim Wort FIFA ist bei den meisten spätestens die zweite Assoziation "Korruption". Man lacht und nimmt es einfach hin. "It is what it is". Damit baut man keinen Druck auf diejenigen auf, welche effektiv etwas ändern könnten. Mit dieser Haltung habe ich schon ziemlich meine Mühe. Vielleicht würde es mir helfen, die Probleme nicht beim Fussball zu sehen, sondern bei mir und meinen Werten oder zumindest der konsequenten Einhaltung jener. Doch auch jetzt ist er mir einfach noch zu wichtig.